Guy Helminger

 4 Sterne bei 24 Bewertungen
Autor*in von Die Ruhe der Schlammkröte, Etwas fehlt immer und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Guy Helminger wurde 1963 im luxemburigschen Esch/Alzette geboren und lebt seit 1985 in Köln. Er schreibt Gedichte, Romane, Hörspiele, Theater. Für seine Arbeit erhielt er u.a. den Förderpreis für Jugend-Theater des Landes Baden-Württemberg, den Prix Servais, den 3sat-Preis, den Prix du mérite culturel de la ville d’Esch und den Dresdner Lyrikpreis. Darüber hinaus moderiert Guy Helminger zahlreiche Literatur- und Kulturveranstaltungen im In- und Ausland. Bei capybarabooks sind bisher erschienen: Venezuela. Drei Stücke; Rost. Stories; Eng Taass fir d'Nefertiti Nilpäerd. Kannerbuch mat Zeechnunge vum Manuela Olten; Die Allee der Zähne. Aufzeichnungen und Fotos aus Iran. Jockey. Theater; Die Lehmbauten des Lichts. Aufzeichnungen und Fotos aus dem Jemen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Guy Helminger

Cover des Buches Die Ruhe der Schlammkröte (ISBN: 9783462037845)

Die Ruhe der Schlammkröte

(13)
Erschienen am 21.03.2007
Cover des Buches Etwas fehlt immer (ISBN: 9783518459195)

Etwas fehlt immer

(4)
Erschienen am 24.10.2007
Cover des Buches Die Allee der Zähne (ISBN: 9789995943172)

Die Allee der Zähne

(2)
Erschienen am 07.11.2018
Cover des Buches Die Lehmbauten des Lichts (ISBN: 9789995943240)

Die Lehmbauten des Lichts

(2)
Erschienen am 21.10.2019
Cover des Buches Lärm (ISBN: 9789995943417)

Lärm

(1)
Erschienen am 11.12.2021
Cover des Buches Morgen war schon (ISBN: 9783518419182)

Morgen war schon

(1)
Erschienen am 12.09.2007
Cover des Buches Neubrasilien (ISBN: 9789995943264)

Neubrasilien

(1)
Erschienen am 15.05.2020
Cover des Buches Das Geräusch der Stillleben (ISBN: 9789995943530)

Das Geräusch der Stillleben

(0)
Erschienen am 18.10.2023

Neue Rezensionen zu Guy Helminger

Cover des Buches Lärm (ISBN: 9789995943417)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Lärm" von Guy Helminger

aus-erlesen
Der Mann mit mehr als zwei Gesichtern

Konrad Schnittweg ist weg. Abgeschnitten aller Verbindungen zu denen, die einmal eine Rolle in seinem Leben spielten. Nur ein Brief – der Presse zugespielt – verbindet ihn noch mit der Welt. Doch dieser Brief ist mehr als rätselhaft. In dem kündigt er, Konrad Schnittweg, der Psychotherapeut, an einen Europapolitiker umzubringen.

Und schon springt die Presse darauf an. Logisch, denn das ist ihr Job. Berichten, was berichtenswert ist. Die Verbindungen zur RAF sind naheliegend. Schnittweg ist ein gebildeter Mann. Ruhig bis sehr ruhig. Besonnen. Ein Schlingel, wenn es darum geht Frauen zu bezirzen. Ein guter Ehemann. Ruheliebend. Bei seinen Recherchen dem – mittlerweile muss man es so sagen – Phänomen Konrad Schnittweg auf die Spur zu kommen, ist Guy Helminger mitten in einem Puzzelspiel, in dem einige Teile nicht so recht ins Bild passen.

Während Kameraden, mit denen er bei der Bundeswehr gedient hat, ihn als ruhig bezeichnen, der keinen eigenen Musikgeschmack hatte, berichtet seine Ex, dass er seine Hose niemals geschlossen halten konnte. Und dass die Presse in Person von Axel Kleider aus dem Brand der Praxis Schnittwegs am Tage seines Verschwindens eine Riesensache machen will, ist auch nicht unverständlich. Helminger selbst hat Schnittweg schon kennengelernt. Schnittweg auf dem Rad, Helminger im Auto und plötzlich Schnittweg auf der Motorhaube und Helminger erstarrt darin. Nichts passiert. Schönen Tag noch. Wer soll da nicht verwirrt sein?!

Guy Helminger kreiert eine Story um einen Mann, den es so gegeben haben könnte. Auch der mögliche Weg in den Untergrund ist durchaus so oder in ähnlicher Form schon passiert. Man denke nur an Gudrun Ensslin, die aus ihrem Elternhaus (Vater Pfarrer) den Weg in den Untergrund fand und unter anderem mit Andraes Baader, Holger Meins und Ulrike Meinhof die erste Generation der RAF bildete. Für Axel Kleider, den Journalisten, der Schnittwegs Werdegang in der Zeitung breittrat, eben solche Vergleiche zog und Vermutungen anstellte, ein gefundenes Fressen. Doch er weiß nicht alles.

Guy Helminger weiß mehr. Behauptet er zumindest. „Lärm“ ist ein Roman. Die Geschichte, die dahinter steckt, ist umso spannender, weil die Fiktion die Faktenlage komplett schluckt. Alles kann, nichts muss … so gewesen sein. Wer mit wem und wann – Fragmente. Und da das Wort Frage in Fragmente steckt, oh nein … so weit sollte man beim Lesen nicht gehen. Man muss sich in die Geschichte richtig einlesen. So breitet sich vor einem ein Bild aus, das mit einem großen Berg Puzzleteilen beginnt. Zuerst dreht man alle teile mit dem Gesicht nach oben. Man sucht sich die Eckpunkte. Das ist am einfachsten, es gibt nur vier. Dann steckt man den Rahmen ab. Und nach und nach füllt man die Lücken. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer zusammenpasst – wenn das Bild komplett ist, freut man sich so sehr, dass man es in die Welt hinausschreien möchte. Vielleicht hört es ja sogar Konrad Schnittweg und kommt zurück. Und dann? Schmeißt er sicherlich den Tisch um. Und die Arbeit beginnt von vorn.

Cover des Buches Die Lehmbauten des Lichts (ISBN: 9789995943240)
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Rezension zu "Die Lehmbauten des Lichts" von Guy Helminger

sabatayn76
‚Der Jemen stirbt.'

‚Der Jemen stirbt. Seit Jahren zerstört Krieg dieses Land und die schönste Stadt, die der Autor Guy Helminger je in seinem Leben gesehen hat: Sanaa.‘ (Klappentext)

Helminger bereiste den Jemen 2009 - vier Jahre vor Ausbruch des Bürgerkriegs, sechs Jahre vor Beginn der saudischen Militärintervention.

Helminger erkundet vor allem Sanaa, aber auch Aden sowie verschiedene Städte und Dörfer im Hochland und im Hadramaut, z.B. Schibam im Hadramaut, Seiyun, Tarim, Schibam Kaukaban und Thula.

Der Autor erzählt unter anderem von Geschichte und Politik, Alltagsleben und Tourismus, Religion und Islamismus, Architektur und Suq, Qat und Entführungen, Straßensperren und Stammesrecht.

Ich habe den Jemen vor 20 Jahren bereist, also etwa 8 Jahre vor Helmingers Reise, und ich habe viele der von ihm beschriebenen Orte mit eigenen Augen gesehen. Der Jemen war damals mein absolutes Sehnsuchtsziel, und ich wollte unbedingt wiederkehren. Nach dem 11. September 2001 habe ich dieses Vorhaben vorerst auf Eis gelegt, doch nach den vielen Unruhen, dem Bürgerkrieg und der Militäroffensive der Saudis ist eine erneute Reise in weite Ferne gerückt, und sehr wahrscheinlich werde ich den Jemen nie wieder selbst besuchen können. Die Sehnsucht nach dem Jemen ist aber geblieben, und deshalb lese ich immer wieder Bücher über dieses wunderschöne Land, das nun in Schutt und Asche liegt und zusätzlich von Krankheiten und Hungersnöten geplagt wird.

Wie der Autor finde auch ich, dass Sanaa die schönste Stadt der Welt ist, und es war wunderbar, mit dem Autor durch die Straßen und Gässchen zu streifen, am Bab al-Yaman die Altstadt zu betreten, über den Suq al-Mihl zu schlendern, die einzigartige Architektur zu bewundern.

Dem Autor sind die Beschreibungen der Orte und Personen sowie der zurückgelegten Wege hervorragend gelungen. Er hat durch seine Texte und die vielen Farbfotos die Erinnerungen an meine eigene Jemen-Reise aufgefrischt, die Atmosphäre im Land (vor allem in Sanaa) perfekt eingefangen und mich in Jemen-Stimmung versetzt.

Selbstverständlich hat mich das Buch auch traurig gemacht, denn den Jemen, den ich bereist habe und von dem Helminger erzählt, den gibt es nicht mehr.

Cover des Buches Die Lehmbauten des Lichts (ISBN: 9789995943240)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Die Lehmbauten des Lichts" von Guy Helminger

aus-erlesen
Buch des Anstands und der unanständigen Sehnsucht

Jedem den Jemen. So einfach lässt es sich leider nicht machen. Der Jemen gehört noch lange nicht zu den Top-Destinationen für Erholungssuchende. Schon gar nicht für die, die schon am Morgen im Pool ihr erstes Heineken-„Bier“ intus haben und sich am Büffet ein cholsterinwertversauendes Würstchen mit pappigem Rührei einverleiben. Es ist ein Land für Abenteurer oder Leute, auf Einladung von Kulturorganisationen im Land ein ausgedehnter Aufenthalt ermöglicht wird. Dann sollte aber auch darüber berichtet werden. Guy Helminger gehört zur letzten Sorte und hat seinen Auftrag zur vollsten Zufriedenheit aller erfüllt. So nüchtern darf man sich diesem Buch aber nun auch nicht nähern. Denn Guy Helminger hat ein realistisches, gefühlvolles und lebensnahes Portrait eines Landes erstellt, das von der Geschichte und ihren Akteuren arg gebeutelt wurde. Im folgenden Jahr, 2020, begeht man – wie auch immer – den dreißigsten Jahrestag der Wiedervereinigung des Jemens. Damit sind die möglichen Gemeinsamkeiten zwischen dem Land am Golf von Aden und dem Roten Meer aber auch schon erschöpft.

Erschöpft wirkt Guy Helminger nicht im Geringsten, wenn er davon berichtet wie er im Jemen ankommt, sich durch ein fremdes Land vorsichtig bewegen muss und es nach einigen Wochen wieder verlassen hat. Das war 2009. Bis heute haben sich die Nachrichtenmeldungen über das Land kaum verändert: Elend, Krieg und Hunger sind die Hauptschlagworte, wenn über das Land berichtet wird.

Lange suchen musste der Autor nicht, um seine Geschichten zu finden. Jeder, mit der durchs Land reiste, mit dem er faszinierende Orte besichtigte, sprach über Korruption. Ohne Bakschisch geht hier nichts. Was den Gesamteindruck von Land und Leuten nicht im Geringsten trübte. Denn so manche vermeintlich gefährliche Situation löst sich nach einigem Hin und Herr schnell in Wohlgefallen auf. Etwa bei einer Verfolgung wie in einem Agententhriller: Guy Helminger wird – wie so oft – von einem Fremden angesprochen. Er möchte jedoch nicht dessen Dienste in Anspruch nehmen. Helminger sieht wie der Verschmähte sich mit einem Anderen unterhält. Beide Männer verfolgen den Autor. Schon bald ist ein Dritter im Spiel und man trifft sich in einem dunklen Keller wieder – Geheimpolizei! Doch die haben sich nur gewundert, warum jemand so viel fotografiert. 

Der Jemen ist heute – zehn Jahre nach Guy Helmingers Reise – immer noch kein Land, das zusammengewachsen ist, und in dem man als Tourist barrierefrei von A nach B kommt. Für die Menschen im Land, die mehr unter der Knute von Rebellen leiden als in den meisten Diktaturen der Welt, ist es ein Leben, das man seinem ärgsten Feind nicht wünscht. Da scheint die Sehnsucht nach diesem Land, die in diesem Buch durchaus geschürt wird, wie ein unanständiger Wunsch. 


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