Cover des Buches Die noble Straße (ISBN: 9783795113131)
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Rezension zu Die noble Straße von Gwen Bristow

Rezension zu "Die noble Straße" von Gwen Bristow

von Saralonde vor 12 Jahren

Rezension

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Saralondevor 12 Jahren
Louisiana Mitte des 19. Jahrhunderts. Die 14-jährige Corrie May Upjohn gehört zu den “armen Weißen” des Landes, denen es oft schlechter geht als beispielsweise den Haussklaven der reichen Plantagenbesitzer. Doch sie hat den Ehrgeiz, etwas zu erreichen in ihrem Leben. Anne Sheramy hingegen ist eine Tochter des Südstaatenadels und eine Nachfahrin der Sheramys aus ”Tiefer Süden”, ebenso wie ihr Freund Denis Larne. Auch Corrie May ist entfernt mit diesen verwandt, was jedoch keiner ahnt, auch wenn ihr ein entsprechendes Gerücht bekannt ist. Sie schafft es, eine Anstellung bei Anne zu ergattern. Zu sehen, in welcher Pracht die Sheramys und die Larnes leben, verbittert sie in zunehmendem Maße. Und dann droht auch noch der Bürgerkrieg… Im zweiten Teil ihrer Louisana-Trilogie vermittelt Gwen Bristow uns den krassen Gegensatz zwischen Arm und Reich in den Südstaaten der Vereinigten Staaten zur Zeit des Bürgerkriegs. Im Gegensatz zu den meisten Geschichten über die alten Südstaaten steht hier jedoch nicht der Sklavenkonflikt im Vordergrund, sondern die furchtbaren Lebensbedingungen der zwar freien, doch häufig im Elend lebenden armen Weißen. Eine Perspektive, die ich sehr interessant fand, insbesondere, inwiefern auch diese Menschen indirekt unter der Sklaverei zu leiden hatten. Wie schon im ersten Teil ist Gwen Bristows Erzählstil mitreißend und lebhaft, ihre Charaktere haben Tiefgang und der Leser fühlt sich direkt nach Louisiana versetzt. Die Hauptfigur, Corrie May, ist zunächst ein durchweg anständiges, sympathisches 14-jähriges Mädchen, doch in ihrem Ehrgeiz trifft sie ein ums andere Mal die falsche Entscheidung, was den Leser schier verzweifeln lässt. Auf der Seite der Plantagenbesitzer scheint Anne Sheramy eine unbekümmerte, naive und oberflächliche Person zu sein, doch auch sie muss einiges durchleben und ihr Potenzial wird dabei oft verkannt. Folgenden Satz fand ich beispielsweise sehr weise: “… sanft ist die Straße, über die ich gewandert bin - mir fehlt ein Maßstab; von den Gipfeln und den Abgründen der Wirklichkeit weiß ich nichts.” (Seite 75) Mehr als im ersten Teil der Trilogie geht es in diesem Roman um Armut und Ungerechtigkeit. Er liefert ein sehr wirklichkeitsnahes Porträt der Südstaaten zu Zeiten des Bürgerkrieges. Alle Daumen hoch für dieses lesenswerte, weise Buch! Ich wünsche mir, dass die Klassiker von Gwen Bristow wieder mehr gelesen werden, sie sind es wert.
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