Gwendolyn Brooks

 4 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Maud Martha.

Lebenslauf

Gwendolyn Brooks (1917–2000) gilt als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der USA. Kurz nach ihrer Geburt zog sie mit ihren Eltern nach Chicago – in jene Stadt, der sie auch literarisch zeitlebens verbunden blieb. Als erste Schwarze Autorin erhielt sie 1950 den Pulitzer Preis für ihren Lyrikband «Annie Allen». 1976 wurde sie außerdem als erste Schwarze Autorin in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. «Maud Martha» aus dem Jahr 1953 ist ihr einziger Roman und erscheint erstmals auf Deutsch.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gwendolyn Brooks

Cover des Buches Maud Martha (ISBN: 9783328112242)

Maud Martha

 (8)
Erscheint am 12.03.2025

Neue Rezensionen zu Gwendolyn Brooks

Cover des Buches Maud Martha (ISBN: 9783717525646)
Julia79s avatar

Rezension zu "Maud Martha" von Gwendolyn Brooks

Own-Voice-Roman
Julia79vor 7 Monaten

Dies ist der einzige Roman von Gwendolyn Brooks. Sie veröffentlichte ihn 1953, nachdem die 1917 geborene Dichterin drei Jahre zuvor als erste Schwarze Autorin den Pulitzer Preis für eines ihrer lyrischen Werke erhielt. Erst 70 Jahre später wurde er von Andrea Ott ins Deutsche übersetzt und erschien letztes Jahr mit einem lesenswerten Nachwort von Daniel Schreiber. Gwendolyn Brooks starb im Jahr 2000.

In Ausschnitten begleiten wir Maud Martha Brown durch ihr Leben. Die leichte, melodische Sprache lässt einen schnell Zugang zum Text und zur Protagonistin finden, ihren Träumen, Wünschen und Zukunftsplänen, deren Erfüllung für eine Schwarze Frau in den 1940er und 1950er Jahren in Chicago nicht zwangsläufig in greifbarer Nähe lagen.

Vieles aus ihrem eigenen Leben hat die Autorin in diesen, ihren einzigen, autofiktionalen Roman, einfließen lassen, am allermeisten vielleicht die Heldin, Maud Martha, die sich selbst als gewöhnlich sieht, sich jedoch nicht abfinden wird mit in den Weg gelegten Steinen, mit Alltagsrassismus und einem Ehemann, der nicht der Traumprinz ist, den sie sich als Heranwachsende erträumt hat. Das Glück ist für sie immer im Focus, ihre Selbstbestimmung und Würde verliert sie nie.

"Maud Martha" ist mit seinen wenigen Seiten und der leichten, humorvollen Sprache wie eine kurze, herzliche und interessante Bekanntschaft, die einem so schnell nicht aus dem Kopf geht.

Cover des Buches Maud Martha (ISBN: 9783717525646)
LeenChavettes avatar

Rezension zu "Maud Martha" von Gwendolyn Brooks

Ein autofiktionales Portrait
LeenChavettevor einem Jahr

Ein autofiktionales Portrait

Maud Martha wächst in den 1940ern in Chicago auf und träumt von einem angenehmen Leben in New York. Sie überlegt, wie sie ihre erste eigene Wohnung einrichtet. Sie verliebt sich und denkt an ein gemeinsames Leben mit ihrem zukünftigen Mann. Sie richtet ihre erste eigene Wohnung ein. Aber nicht so wie in ihren Träumen. Die Wohnung ist klein und möbliert. In der Küche klebt eine grüne Tapete, auf der ein Schwarm kleiner roter Fische abgebildet ist. Maud Martha möchte sich ihr neues Zuhause gemütlich herrichten und eine eigene Note hineinbringen. Der Vermieter erlaubt es nicht.

Maud Martha besucht mit ihrem Mann Konzerte und Parties. Sie macht sich viele Gedanken über ihre Nachbarschaft und kennt jede*n Bewohner*in des Hauses mit Namen. Maud Martha denkt aber auch oft über ihre Schwester nach. Denn diese empfindet Maud Martha viel schöner als sich selbst. Die Haut ihrer Schwester Helen ist heller als ihre. Maud Martha ist Schwarz.


Der autofiktionale Roman hat mich direkt von der ersten Seite an berührt. Die Leserschaft hat gar keine andere Wahl und muss sich einfach in Maud Martha verlieben. Wie könnten sie auch nicht. "Sie mochte Schokolinsen und Bücher und gemalte Musik (tiefblau oder zartsilbern) und den sich wandelnden Abendhimmel, von den Stufen der hinteren Veranda aus betrachtet. Und Löwenzahn. [...] Gelbe Alltagsedelsteine, mit denen das geflickte grüne Kleid ihres Hinterhofes verziert war. Sie mochte diese nüchterne Schönheit, mehr noch aber ihre Alltäglichkeit, denn darin glaubte sie ein Abbild ihrer selbst zu erkennen, und es war tröstlich, dass etwas was gewöhnlich war, gleichzeitig eine Blume sein konnte." ("Maud Martha" – Gwendoly Brooks, S. 1, Manesse Verlag)


Gwendolyn Brooks zeigt in ihrem Roman, dass sie über eine ganz besondere Feinfühligkeit und Beobachtungsgabe verfügt. So gleichen die Passagen über die Chicagoer Nachbarschaft einer feinsinnigen Sozialraumanalyse. Diese Art von Empathie ist jedoch nicht nur den Menschen vorbehalten. In dem Kapitel "Maud Martha verschont die Maus", schildert Brooks in einem treffend zusammenfassenden Text darüber, welche Gedankengänge die Protagonistin dazu bringen, eine Maus zu verschonen, welche sie zuvor noch erschlagen wollte.


"Maud Martha" von Gwendolyn Brooks erschien in den USA bereits im Jahre 1953 und kann nun erstmals in deutsche Sprache gelesen werden. Übersetzt wurde das Buch von Andrea Ott.

"Maud Martha" ist Gwendolyn Brooks einziger Roman. Die Autorin und Dichterin starb im Jahr 2000.


Cover des Buches Maud Martha (ISBN: 9783717525646)
lesehorizonts avatar

Rezension zu "Maud Martha" von Gwendolyn Brooks

Über Rassismus kann niemals genug geschrieben werden!
lesehorizontvor einem Jahr

"Maud Martha" ist der einzige Roman der Pulitzerpreisträgerin Gwendolyn Brooks geblieben, deren Leben sich im Leben der Hauptprotagonistin Maud Martha widerspiegelt. Der Roman erschien erstmals im Jahr 1953, wurde jedoch erst jetzt der deutschen Leserschaft zugänglich gemacht. Wieder einmal hat der Manesse Verlag damit einen literarischen Schatz gehoben, der allemal lesenswert ist, da er das wichtige Thema des Rassismus angeht, der nach wie vor omnipräsent ist. Positiv gewürdigt werden soll auch die ansprechende Gestaltung des Bandes inklusive des gelungenen Nachwortes von Daniel Schreiber, das auch noch einmal bei der Einordnung des Werkes hilft. 

Maud Martha, die Hauptprotagonistin des Romans, weist einige Parallelen zu ihrer Schöpferin, der Autorin Gwendolyn Brooks auf: Wie diese wurde jene im Jahr 1917 geboren und beider Leben wird durch den omnipräsenten Rassismus stark beeinträchtigt. Es scheint fast, Maud Martha sei eine Art Sprachrohr der Autorin, durch deren Stimme sie lautstark gegen den Rassismus ihren Widerstand kundtut.

Maud Martha lebt im Süden Chicagos. Wie jedes Mädchen hat sie Träume, doch da sie schwarz ist, werden diese erschüttert. Maud Martha begreift früh, dass zum Beispiel auch Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Als schwarzes junges Mädchen weiß sie, dass sie nicht als "schön" gilt. Nicht mal ihr späterer Ehemann, mit dem sie in einer Kitchenette gemeinsam leben wird, findet sie wirklich schön. Auch sonst scheinen die beiden Eheleute sehr unterschiedlich, wie exemplarisch ihre gewählten Lektüren vor Augen führen. Dennoch bleiben sie zusammen und werden auch ein gemeinsames Kind haben. 

Maud Martha erfährt Alltagsrassismus in vielen Facetten. In einem von primär 'Weißen' besuchten Kino fühlt sie sich deplatziert und im wahrsten Sinne des Wortes unwohl in ihrer Haut. Doch auch an für 'Schware' vorgesehenen Orten fühlt sie sich fremd. Schwarz ist nicht gleich schwarz. Maud Martha weiß dies. Es ist eine Illusion 'weißer' Menschen.  

In vielen episodenhaften Szenen bekommen wir Alltagsrassismus vorgeführt und erleben hautnah mit, wie es Maud Martha dabei ergeht. So beispielsweise beim Besuch eines Friseurs, wo sie mit dem N-Wort konfrontiert wird. Die Autorin wird nicht müde, vermittelt durch ihre fiktive Schicksalsgefährtin Situationen des Alltagsrassismus anzuprangern. Es sind Szenen, die schockieren und unter die Haut gehen. Sie zeigen eindrücklich, Folgen und Wirkweise von Rassismus auf. 

Die Sprache der Autorin ist sehr eindrücklich, phasenweise sehr poetisch. Kein Wort ist zu viel. Kurz und prägnant wird das gesagt, was gesagt werden muss. Schon längst. Dabei habe ich es nicht als Manko empfunden, dass die Geschichte, obwohl als Roman betitelt und vertrieben, eher eine Ansammlung von Episoden und Miniaturen ist. Das Thema Rassismus eint sie, für mich ist das roter Faden genug. In jedem Fall auch ein gutes Argument, das Buch zu lesen, denn über Rassismus kann nie genug gelesen, gesprochen und diskutiert werden. Insbesondere dann, wenn Rassismus fast schon in einer Art intersektionaler Perspektive verstanden wird als Resultat des Ineinandergreifens verschiedener Faktoren: wie Rasse, Klasse und Geschlecht. Brooks liefert meines Erachtens, so mein Fazit, einen wichtigen und lesenswerten Beitrag zur Rassismusdebatte. Ich bin froh und dankbar, dass ich das Buch entdecken durfte. 

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 21 Bibliotheken

auf 7 Merkzettel

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks