Rezension zu "Der Verruf" von György Spiro
Der Klappentext hat mir leider besser gefallen. Obwohl das Buch sehr stimmig konzipiert ist, und die paranoiden Gedankengänge des arschkriechenden duckmäuserischen "Helden" gut beschrieben werden, bin ich mit der Geschichte nicht wirklich warmgeworden. Sehr breit wird ausgewalzt welcher wichtige Parteikader, Künstler, Arzt.. wo wohnt, mit wem was besprochen hat und wie interveniert hat, in den Dialogen und geistigen Reflexionen sind eh alles Trotteln und Speichellecker so wie der "Held" und die gesamte ungarische Gesellschaft auch, jeder vernadert jeden. Leider schlägt sich diese unsägliche Geisteshaltung aller Protagonisten auch sehr konsistent auf den Schreibstil des Romans durch, und da beginnt es mich zu stören. Endlose langweilige unwichtige Orts- und Personenbeschreibungen ohne Pep und Sinn interessieren mich nicht wirklich. Klar soll dies genau die kritisierte sterbenslangweilige Gesellschaft spiegeln, aber spätestens ab Seite 100 habe ich mir erstmalig sehnlichst gewünscht, dass den handelnden Personen irgendwas wirklich furchtbares passiert, damit sie endlich zu lamentieren aufhören bzw. dafür einen Grund haben. Die angekündigte kafkaeske bedrohliche Situation ist irgendwie eher ein Hirngespinst des Hauptprotagonisten und wird für mich vom Autor auch nicht geliefert.
Ich kann mir zwar vorstellen, dass dieser Roman für einen Ungarnkenner, der die Straßen, die Gesellschaft, die Politiker dieser Zeit und auch die sozialistische Klassenstruktur kennt, ein spannender und wichtiger kritischer Beitrag sein mag, für mich als Österreicherin sprang jedenfalls der Funke nicht wirklich über.
Fazit: Mir war es zu langweilig und die Figuren haben mich genervt aber nicht auf eine gute spannende Art, indem sie mich wütend gemacht haben, sondern mit einer substanzlosen Fadesse.