Rezension zu "Pariser Tagebuch" von Hélène Berr
Am 7. April 1942 beginnt das Tagebuch der 21-jährigen französischen Studentin Hélène Berr. Sie schreibt über ihr Studium an der Sorbonne, ihre Freunde und Familie, ihre aufblühende Liebe zu Jean und über ihre Situation als Jüdin im von den Deutschen besetzten Paris.
Zunächst nimmt vor allem Alltägliches den meisten Platz in den Aufzeichnungen Hélènes ein: Sie schwärmt von englischer Literatur, klassischer Musik und der Schönheit der Natur in und um Paris. Doch im Verlauf der Jahre werden die Themen ernster, die Repressalien der Deutschen Besatzer werden härter, Verhaftungen finden statt und Nachrichten von den schrecklichen Zuständen in den Lagern zirkulieren unter der jüdischen Gemeinde. Hautnah kann der Leser mitfühlen, wie sich die Lebensbedingungen der Familie Berr und ihrer Freunde verschlechtern. Inmitten des größtmöglichen Grauens versucht Hélène nicht den Mut zu verlieren und vertraut ihrem Tagebuch ihre Gefühle und den täglichen Überlebenskampf an. Sie will dokumentieren was mit der jüdischen Bevölkerung geschieht. Daneben steht aber immer auch ihr Wunsch weiter zu studieren, fröhlich zu sein und vor allem zu überleben.
Hélènes letzter Eintrag datiert vom 15. Februar 1944 und endet mit den simplen Worten „Horror! Horror! Horror!“. Drei Wochen später werden sie und ihre Familie festgenommen und deportiert.
Das Tagebuch von Hélène Berr ist nicht nur ein wichtiges Zeitzeugnis, sondern ein bewegender Einblick in das Innenleben einer lebenslustigen jungen Frau, die Musik und Literatur liebt und in unvergleichlicher Weise über das schreiben kann, was sie am meisten bewegt. Welches Glück, dass sich ihr Tagebuch erhalten hat und wir es lesen dürfen!