Afrika – Die Wiege der Menschheit. Martin Anderson hat eine unglaubliche Entdeckung gemacht: er hat durch seine Forschungen auf Grönland den Hafen von Eirik, einem Wikingerfürsten gefunden. Nun wird er von der Fachwelt gefeiert und bekommt ebenso reizvolle wie lukrative Angebote. Bevor er sich entscheidet, nimmt er die Einladung von Professor Aaron Miller an, der ihn nach Tansania einlädt. Der alte Anthropologe sucht am Rande der Serengeti seit Jahren nach dem Ursprung der Menschheit.
Kaum in Tansania angekommen, zeigt ihm Miller einen Teil seiner Forschungen. Diese sind hochinteressant, keine Frage, doch der Professor erzählt ihm eine Geschichte, die Anderson nicht glauben kann: Miller ist überzeugt davon, die ersten Menschen mit eigenen Augen gesehen zu haben!
H.S. Eglund hat seinen Roman in drei Teile geteilt, die die Wegpunkte Andersons in Afrika markieren. Laetoli, Aksum, Jambiani. Sein erster Weg führt ihn nach Laetoli, wo er auf Miller trifft. Die Geschichte entwickelt sich langsam und der Ton bleibt durchweg sehr ruhig, trotz der teils dramatischen Ereignisse. Ein Spannungsbogen wird für mich in keinem der drei Teile aufgebaut. Daher habe ich für meine Verhältnisse auch sehr lange für die Lektüre des Buches gebraucht. Es fiel mir nicht schwer, regelmäßig Pausen zu machen. Dennoch: die Geschichte hat ihren ganz eigenen Reiz und so musste ich trotzdem immer weiterlesen. Die Stärke des Buches liegt meiner Meinung nach ganz klar bei den Landschafts- und Reisebeschreibungen, die mir Afrika buchstäblich vor Augen geführt haben.
Auch die teils philosophischen Fragen und Diskussionen waren interessant. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mich allerdings Erklärungsansätze aus der aktuellen Forschung gewünscht. So wurden viele Fragen in den Raum geworfen, aber nur wenige mögliche Erklärungen geliefert.
»Warum wanderte der frühe Mensch aus Ostafrika aus? Wohin brach er auf?« (S.34)
Ebenso hat mir das kritische Hinterfragen akademischer Lehransätze gefallen. Sind unsere Methoden wirklich optimal, um stets bestmögliche Ergebnisse zu erzielen?
»“Wir sprechen von Wissenschaft, nicht von Religion.“ „Der Glaube an die Objektivität ist das Dogma der Wissenschaft, ist ihre verdammte Religion. […] Aus reiner Vernunft ist noch nie Vernünftiges entstanden, aus analytischem Verständnis noch nie die Verständigung zwischen Menschen.“« (S.71)
Insgesamt für mich ein Buch, auf das man sich einlassen muss, dass kein spannendes Abenteuer im Sinne eines Abenteuerromans bietet, dafür aber mit spannenden und teils hochaktuellen Fragen punkten kann. Ein Buch, das Mitdenken erfordert und zumindest mich verleitet hat, den ein oder anderen Begriff oder Fakt zu googeln und genauer nachzulesen. So war mir zum Beispiel der Zweig der Ethnobotanik bislang nie irgendwo begegnet. Wer also Lust auf eine Reise nach Afrika hat und der Philosophie nicht abgeneigt ist, der wird mit „Nomaden von Laetoli“ sicher eine interessante Lektüre finden.