Hagar Peeters

 4,1 Sterne bei 15 Bewertungen
Autor*in von Malva.

Lebenslauf

Hagar Peeters, geb. 1972, studierte Kulturgeschichte und Literaturwissenschaften in Utrecht und lebt in Amsterdam. Neben journalistischen Arbeiten veröffentlichte Peeters seit 1999 mehrere Gedichtbände, die teilweise von namhaften Musikern vertont wurden. 2001 erschien die Biographie »Gerrit der Stotterer«, 2015 ihr vielbeachteter Roman »Malva«. Peeters gewann diverse Preise, sowohl für ihre Lyrik als auch für ihre nicht-fiktionalen Texte. Für »Malva« erhielt sie 2016 den Fintro Literaturpreis sowie Nominierungen für zahlreiche weitere Preise.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Hagar Peeters

Cover des Buches Malva (ISBN: 9783835333413)

Malva

 (15)
Erschienen am 01.10.2018

Neue Rezensionen zu Hagar Peeters

Cover des Buches Malva (ISBN: 9783835333413)
B

Rezension zu "Malva" von Hagar Peeters

Die unbekannte Tochter des weltberühmten Liebesdichters Pablo Neruda
balamvor 6 Jahren

Es ist kaum bekannt, dass der chilenische Dichter Pablo Neruda eine Tochter namens Malva hatte. In Hagar Peeters Roman geht es um Nerudas einziges Kind und die Frage, wie ein Vater sein Kind verleugnen kann. Für Fans von Nerudas Dichtung bietet die Geschichte einen unerwartet entglorifizierenden Blickwinkel auf die lateinamerikanische Dichterikone.
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Kurz nach der Geburt seiner Tochter, die mit einem Wasserkopf auf die Welt kommt, verlässt Neruda Frau und Kind. Notgedrungen emigrieren beide in die Niederlande. Während des Zweiten Weltkriegs kommt die kranke Malva in Gouda bei einer Pflegefamilie unter, während ihre Mutter versucht das finanzielle Auskommen zu sichern. 
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Der Öffentlichkeit verschweigt Neruda seine erste Frau und vor allem sein behindertes Kind, um eine andere heiraten zu können. Er wird sie nie wiedersehen. Mit acht Jahren stirbt Malva (1934-1942). Erst über ein halbes Jahrhundert später wird ihr Grab 2004 in den Niederlanden entdeckt. 
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In ihrem Debütroman mischt Hagar Peeters (*1972) auf originelle Weise Fakten mit Fiktion. Gleichzeitig ist das Buch ein poetisches Kunstwerk. Malva erzählt ihr Leben posthum der Autorin Hagar Peeters, die selbst Teil des Romans ist. Auch ihr Vater, ein internationaler Journalist und Soziologe, hat jahrelang keinen Kontakt zu ihr.
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Wie kann es sein, dass die Dichterikone Neruda weltweit beachtete Liebesgedichte schrieb, sich für Benachteiligte einsetzte und gleichzeitig die eigene Tochter verstieß?
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Die im Leben vom Vater verleugnete Malva ist im Tod eine Art allwissender Geist, der auf sich aufmerksam machen möchte. Sie hadert damit, dass ihr Vater sie nicht geliebt hat. Um loslassen zu können muss sie Abschied nehmen, und dazu ist ihr Geist noch nicht bereit. Aus dem Jenseits beobachtet Malva das Leben ihres Vaters. Sie versucht zu verstehen, warum ihr Vater sich nicht für sie interessiert. Malva bringt sogar Verständnis auf. Doch lässt sich Nerudas Haltung überhaupt moralisch rechtfertigen? 
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Peeters verweist auf weitere berühmte Väter, die wie Neruda persönliches Glück und künstlerischen Erfolg ihren Kindern vorzogen. Im Jenseitshimmel trifft Malva auf verwandte Geister mit ähnlichen Schicksalen. Die gesundheitlich benachteiligten und vernachlässigten Kindern der Literaten James Joyce und Arthur Miller stehen ihr zur Seite. Gauguins und Rousseaus Kinder, die zugunsten der Kunst von ihrem Vater verlassen wurden, sowie Einsteins schizophrener Sohn Eduard diskutieren im Himmel mit Malva. Auch die literarische Figur des Oskar Matzerath aus Günther Grass „Die Blechtrommel“ gehört mit zur Kindergruppe um Malva. 
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Neben den Kindern trösten und beraten sie literarische und philosophische Größen wie Sokrates, Goethe, Dahl und die polnische Dichterin Szymborska. Die traumhaft erscheinende Erzählung Peeters erinnert an surrealistische Techniken, die verdrängte Gefühle hervorholen sollen. 
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Ungebunden an literarische Gattungen experimentiert die Autorin mit Sprache. Mal erzählerisch und dann wieder lyrisch, erfrischend und melancholisch, wechselt sie spielerisch zwischen Fakten und Anekdoten. Ihre magische Vorstellungskraft erinnert sowohl an lateinamerikanische Literatur als auch an die europäischer Surrealisten. 
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Wer sich für Kunst und philosophische Fragestellungen interessiert und offen ist für einen wilden Genremix, der sollte unbedingt Peeters Kunstwerk lesen. Mit ihrem Debüt setzt sie Nerudas vergessener Tochter Malva ein würdiges Denkmal. Irgendwann werde ich nach Gouda fahren und Malvas Grab besuchen;

Cover des Buches Malva (ISBN: 9783835333413)
frannys avatar

Rezension zu "Malva" von Hagar Peeters

Hier ist manches ungewöhnlich
frannyvor 6 Jahren

Malva – ein ungewöhnlicher Name für ein ungewöhnliches Kind. Als Erzählerin ihrer eigenen und der Geschichte ihres Vaters führt sie ihre Leser*innen durch ihr sehr kurzes, achtjähriges Leben. Mit einem Hydrocephalus geboren, führt sie ihr Leben lang eine Schattenexistenz. Von ihrem Vater Pablo Neruda wurde sie als Tochter nie anerkannt. Malva kämpft nun aus dem Jenseits nachträglich um die nie dagewesene Anerkennung und Liebe ihres Vaters und erhält dabei Unterstützung von Philosophen wie Sokrates und bekannten realhistorischen (von ihren berühmten Vätern verstoßene Kinder) wie auch literarischen Figuren wie z. B. Grass‘ Oskar Matzerath.

Die Erzählperspektive ist ungewöhnlich: Malva reflektiert ihr Leben und das ihres Vaters als Allwissende aus dem Jenseits und ist gleichzeitig tot und lebendig, weil sich ihre Stimme mit der der Autorin zu vermischen scheint. Heraus kommt ein dichtes Gewebe aus präziser Recherche und Fiktion, innerhalb dessen Malva durch ihren Humor und gute Beobachtungsfähigkeit besticht. Ihr heiterer Ton füllt die eigentlich unglückliche Geschichte mit Hoffnung und Witz, sodass man sich ihr nahe fühlt, ohne jedoch in den Abgrund gezogen zu werden.

Hagar Peeters Debütroman zeichnet sich durch gründlich recherchierte – und manchmal die Leser*innen überfordernde – historische Fakten und narrativen Witz aus. Malvas Tortur und verzweifeltes Bitten um bedingungslose Liebe berühren.
Der Roman erinnert mich an kein anderes Buch und ist in seiner Gestaltung für mich einzigartig; deshalb: unbedingt lesen.

Cover des Buches Malva (ISBN: 9783835333413)
TochterAlices avatar

Rezension zu "Malva" von Hagar Peeters

Eine Ausgegrenzte kommt zu Wort
TochterAlicevor 6 Jahren

Und zwar Malva, die Tochter des späteren Nobelpreisträgers, des chilenischen Autors Pablo Neruda, die schwer behindert, ja nach damaliger Ansicht missgestaltet zur Welt kam und in ihrem kurzen, nur achtjährigen Leben, von ihrem Vater mit Mißachtung gestraft wurde. Mehr noch, Neruda trennte sich von Malva und ihrer Mutter, weil er dieses Kind nicht ertragen konnte - so jedenfalls eine Information, die an die Öffentlichkeit drang.

Hier erteilt die niederländische Schriftstellerin Hagar Peeters Malva das Wort und zwar nach ihrem Tod. Denn sie hat nach ihrem Tod endlich einen Kreis gefunden, in dem sich andere beiseite Gedrängte im Jenseits - in welcher Form auch immer dieses existiert - zusammengefunden haben, unter anderem Oskar Matzerath, der ebenfalls von seinem "Vater" Günter Grass mies behandelt wurde, er hat ihn quasi behindert geschrieben.

Ein Roman, der randvoll ist mit literarischen, aber auch gesellschaftspolitischen Anspielungen - will man ihn in seiner Gänze genießen, sollte man am besten durchgehend einen Internetanschluss zur Hand haben, um diesem oder auch jenem mal nachzugehen.

Es ist ein kraftvoller Roman, aber auch ein eigensinniger und eigenwilliger - als hätten Malva und Hagar Peeters sich verbündet und gingen nun ihren eigenen, ganz individuellen Weg, bei dem es ihnen mehr oder weniger egal ist, ob sie den Leser nun erreichen oder auch nicht.

Bei mir ist leider letzteres der Fall - ich empfand das Buch als extrem anstrengend zu lesen, musste mich immer wieder zusammennehmen, um weiterzumachen, wobei mir stets klar war, dass das ungerecht ist von mir, dass ich hier quasi ein Meisterwerk mißachte. Allerdings eines, das an mir abprallt wie an einer Wand. Was nicht bedeutet, dass man es nicht lesen sollte, im Gegenteil. Ich wünsche "Malva" viele Leser, die den Roman so in sich aufnehmen können, wie es in der Absicht der Autorin liegt, die alle Botschaften und Anspielungen  verstehen und auch goutieren.

Gespräche aus der Community

Ich würde gerne ein paar Bücher aus meinem Regal an interessierte Leser weitergeben, denn ein nicht benutztes Buch ist eine verlorene Seele.
Rezension ist Pflicht!
15 BeiträgeVerlosung beendet
C
Letzter Beitrag von  ckfreevor 6 Jahren
Ist heute gekommen. Vielen Dank.
Liebe LovelyBooks-LeserInnen,

vor wenigen Tagen ist der wunderbare Roman »Malva« der niederländischen Autorin Hagar Peeters bei uns im Wallstein Verlag erschienen. Ihr habt die Möglichkeit an einer Leserunde teilzunehmen und eines von 20 Leseexemplaren zu gewinnen.

Zum Buch:
Malva schildert Zeit und Leben ihres berühmten Vaters Pablo Neruda: Ein langer Brief an den Vater, ein literarisches Feuerwerk, eine Suche nach dem eigenen Platz in der Welt – witzig, klug, berührend.

Hagar Peeters Erzählerin erlaubt sich einiges. Aber das darf sie auch, schließlich beobachtet sie das Geschehen aus dem Jenseits und kennt von jeder Geschichte schon das Ende. Doch die ihres berühmten Vaters Pablo Neruda erzählt sie hier ganz neu:
Die Ehe ihrer Eltern, die Trennung von seiner ersten Frau und der Tochter Malva und auch sein Ruhm als Dichter in Lateinamerika und der Welt erscheinen in einem neuen Licht, wenn seine Tochter zu Wort kommt. Im realen Leben wurde Malva Marina Trinidad del Carmen Reyes nur acht Jahre alt, da sie mit einem Hydrozephalus zur Welt kam und bis zu ihrem frühen Tod gesundheitlich beeinträchtigt war. Bald nach der Geburt entzog sich ihr Vater Neruda aller Verpflichtungen, wollte sich mit ihrer Erkrankung nicht belasten.

In einem surrealistischen Jenseits umgibt Malva sich mit Personen, mit denen sie das Verhalten ihres Vaters und ihr eigenes Schicksal bespricht - Ausnahmegestalten wie sie selbst: Oskar Mazerath trommelt den Takt zu ihrer Erzählung, Goethe und Roald Dahl trösten väterlich, die Kinder von James Joyce und Arthur Miller sind ebenfalls von ihren Vätern abgelehnt worden. Ein vielstimmiges Gespräch über Kunst, Philosophie, »Normalität« und Schuld, in dem die zu Wort kommen, die zu Lebzeiten überhört wurden.
Peeters verbindet akribische Recherche mit Witz und der Lust am Fabulieren – ein hochliterarischer Roman mit einer unvergesslichen Protagonistin.


Möchtet ihr ein Leseexemplar gewinnen* und an der Leserunde teilnehmen? Dann bewerbt Euch und beantwortet bis zum 25. Oktober 2018 folgende Frage:

Die Autorin lässt die verstoßene Malva aus dem Jenseits zu Wort kommen und ihre eigene Geschichte sowie die ihres berühmten Vaters erzählen.
Wie gefällt Euch diese Romankonstellation und was stellt Ihr Euch daran besonders spannend vor?

Wir freuen uns auf Eure Antworten und zahlreiche Bewerbungen!

Euer Wallstein Verlag

* Im Gewinnfall verpflichtet Ihr Euch dazu, Euch aktiv und zeitnah an der Leserunde zu beteiligen und abschließend eine Rezension zu veröffentlichen.
229 BeiträgeVerlosung beendet
B
Letzter Beitrag von  balamvor 6 Jahren

Community-Statistik

in 21 Bibliotheken

auf 3 Merkzettel

von 1 Leser*innen gefolgt

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