Cover des Buches Der Liebesidiot (ISBN: 9783813504293)
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Rezension zu Der Liebesidiot von Hajo Steinert

Langweilig, aber sprachlich Top

von Gwhynwhyfar vor 7 Jahren

Rezension

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Gwhynwhyfarvor 7 Jahren
»Mein Trommelfell vibrierte, meine Sinneshärchen zitterten, meine Gehörschnecke frohlockte, als diese Stimme, eine Stimme, wie ich sie zuvor noch nicht vernommen hatte, einen Impuls in meinem Gehirn auslöste, der im Nu meinen ganzen Körper erfasste.«

Trotz aller sprachlicher Raffinesse konnte mich dieses Buch nicht begeistern. Sigmund Seiler, von Beruf Sprecher, befindet sich in einer Rehaklinik. in der Schlange der Kantine, als ihn eine Stimme ins Herz trifft. Er verliebt sich in die Frau, die vor ihm steht. Wie kann er sich ihr nähern? Der Roman beschreibt die Zeit von diesem Mittagessen bis zum Abend. Seiler beobachtet die Frau und überlegt sich, wie er sie ansprechen soll. Dabei schweift er gedanklich ab in sein Leben.

»Sigmund Seiler ist achtundfünfzig. Wenn er, nach seinem Lebensalter gefragt, zu einem mündlichen Geständnis gezwungen wird, beginnt er zu nuscheln. Das »d« im »und« verschluckt er. ›Achtenfünfzich‹ – das darf einem Sprecher eigentlich nicht passieren. Was erst, wenn er ein stechende ›Sechzig‹ wird zugeben müssen?«

In diesem Buch passiert nichts. Seiler denkt zurück an seine Liebschaften, er, der Beobachter, der Verklemmte. Ich lege das Buch unter Altmännerfantasien ab, das an mir vorbeiging. Ab der Mitte habe ich nur noch quergelesen. Seiler und seine Frauen, seine Fantasien ... Seiler besucht häufig Anastasia Fuckmenow, eine Seite im Internet, erotische Gedanken, gescheiterte Beziehungen, das Resümee seines Liebeslebens. Weder empfand ich diesen Roman als humorvoll, noch als erotisch. Seiler ist ein Vorgartenspanner, ein Slip-Schnüffler, er schenkt Männern gern NYker Schwänzchen, wie er die Penis-Pillendöschen nennt, die er heimlich im Museum kaufte, gleich im Dutzend. Carla Frosch, Sigrid Raschke, Margot, Seiler hat kein Glück mit den Frauen. Was will mir der Autor am Ende sagen? Autobiografisch? Oh mein Gott, hoffentlich nicht! Sprachlich gesehen ein lesenswertes Werk, aber nur das allein macht keinen guten Roman aus.
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