Cover des Buches Das Fischkonzert (ISBN: 9783719306588)
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Rezension zu Das Fischkonzert von Halldór Laxness

Island, Land der Mythen, wunderbarer Natur, gespaltener Identität

von GersBea vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Eintauchen in die mir fremde Welt Islands zur Zeit des Umbruch in die kapitalistische Neuzeit

Rezension

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GersBeavor 9 Jahren

Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe von 1988 beim Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.

Das Fischkonzert ist ein Roman von Halldór Laxness, der 1957 in Island unter dem Titel Brekkukotsannáll erschien, nachdem der Autor im Jahre 1955 den Literaturnobelpreis erhalten hatte.

Inhalt (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Fischkonzert)

Der einfache Bauernhof Brekkukot liegt am Rande von Reykjavík. Dort lebt Alfgrimur Hansen bei seinen vermeintlichen Großeltern und erzählt vom Leben und den Widrigkeiten auf dem Brekkukot. Dabei wird auch das Schicksal des angeblich berühmten Sängers Gardar Holm in die Handlung eingeflochten, der, wie sich später herausstellt, in Wahrheit Georg heißt und zur Familie gehört. Seine fulminante Heimkehr nach Island wird erwartet, als er aber eines Tages wirklich eintrifft, stellt sich heraus, dass Holm auf Kosten des ortsansässigen Reeders, Danebrogsmanns und Kolonialwarenhändlers Jon Gudmunsen und dessen Sohnes, dem Großhändler und Komtur Gvendur Gudmunsen ein sehr bescheidenes Leben in Dänemark führt.

Die Legende vom Weltstar Gardar Holm, der zu Ehren seiner isländischen Heimat auf allen großen Bühnen rund um den Globus auftritt, und die von den alimentierenden Kaufleuten und Finanzmagnaten jahrelang um Holm gewoben wurde, stellte sich als zweifelhafte PR-Maßnahme für das Geschäft der "Förderer und Mäzene" heraus, an welcher der vermeintliche Sänger von Weltruf letztendlich zerbrach.

In Wahrheit hatte Holm nicht den leisesten Ansatz von Stimme oder Talent. Alfgrimur selbst wurde als Schuljunge vom greisen Pastor Sira Jon immer dann engagiert, wenn es sonst niemanden gab, der auf den Armenbegräbnissen sang.

Eine zentrale Schlüsselrolle des Romans weist der Autor dem hölzernen Drehkreuz zu, das den Brekkukot vom Rest der Welt trennt. Findet sich auf der Hofseite die alte, untergehende Welt des einfachen, ehrlichen und gottesfürchtigen Quappenfischers, die den Menschen im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns sieht, so dämmert außerhalb schon der moderne frühkapitalistische Weg herauf, der den Menschen nur noch als Mittel zum Zweck betrachtet, ihn je nach Profitabilität einsetzt oder fallen lässt.

Obwohl der Brekkukot in den letzten Zeilen des Romans untergeht, überlebt er dennoch gemeinsam mit seiner unantastbaren Integrität in der Person des Erzählers Alfgrimur.

Rezension:

Ich würde 4 ½ Sterne vergeben, wenn das möglich wäre. Der Roman ist vielschichtig. Erziehungsroman, Entwicklungsgeschichte, Kulturkritik, Chronik, manchmal Schelmenroman, poetisch, mythisch, märchenhaft und oft mit Humor und Augenzwinkern erzählt.

Es geht um Wahrheit und was man für Wahrheit hält, um den Verlust echter Traditionen auf dem Weg in eine mitunter sinnentleerte moderne Gesellschaft, wo der Kommerz wichtig ist als die Menschen.

Knarzige, eigenwillige, manchmal sehr komische Persönlichkeiten, die aber nie bloßgestellt werden, bereiteten mir viel Lesevergnügen.

PS. Das Lesen hat länger gedauert, weil es kein Buch „für nebenbei“ ist. Um in diese mir fremde Welt einzutauchen musste ich schon mindestens eine Stunde am Stück lesen.

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