Jamal lebt in London und arbeitet als Psychoanalytiker. Durch seine Patienten lernt er die abstrusesten Geschichten und Lebensläufe kennen. Mit seiner Schwester Miriam hat er ein sehr gutes Verhältnis und sie kommt mit seinem besten Freund Henry zusammen. Auch seine Liebe zu Ajita ist nicht ganz einfach und sie weiß um sein dunkles Geheimnis. Kureishi hat ein paar wunderbare und sympathische Figuren erschaffen, aber leider stockt seine Geschichte zu oft und es fehlt der richtige drive. Irgendwann war mit das Geheimnis von Jamal völlig egal und auch das weitere Leben der einzelnen Figuren. Schade, hätte ein Knaller werden können.
Hanif Kureishi
Lebenslauf
Alle Bücher von Hanif Kureishi
Der Buddha aus der Vorstadt
Das sag ich dir
The Black Album
Intimacy
In fremder Haut
Hanif Kureishi 'My Son the Fanatic', Study Guide
Blau ist die Liebe
Das letzte Wort
Neue Rezensionen zu Hanif Kureishi
Rezension zu "Das sag ich dir" von Hanif Kureishi
In dieser Geschichte geht es um die Hauptperson Jamal, einem schon etwas in die Jahre gekommenen Psychoanalytiker, der in London lebt. Als junger Mann war er in Ajita verliebt, die ihm damals offenbarte, dass sie von ihrem eigenen Vater missbraucht würde. Mit zwei Freunden stellt er diesen zur Rede, jagt ihm dermaßen Angst ein, so dass er anschließend einen Herzinfarkt erleidet, an dem er letztendlich verstirb. Jamal deutet dies für sich als Mord, der ihn das weitere Leben verfolgt, den er aber beständig verleugnet, auch als einer dieser Freude wieder in seinem Leben auftaucht und für sein Schweigen viel Geld verlangt.....
Hanif Kureishi kommt in die Jahre, er wird 2014 bereits seinen 60. Geburtstag feiern. Seit „Mein wunderbarer Waschsalon“ sind bereits 30 Jahre ins Land gezogen.
Auch das vorliegende Werk lässt seine Handschrift erkennen: mit pakistanischem Background der Hauptpersonen, unterhaltsam, z.T. gesellschaftskritisch und nicht ganz jugendfrei. Natürlich darf auch die homosexuelle Komponente nicht fehlen.
Christoph Waltz liest mit seinem charakteristischen österreichischen Akzent, was zu Beginn gar nicht so recht zu der Handlung passen mag. Doch nach der 1. CD entfaltet dies seinen eigenen, besonderen Reiz. Ob Waltz nach seiner jüngsten internationalen Berühmtwerdung noch Kapazitäten übrig hat, um Hörbücher zu lesen?
6 CDs in praktischen Stapelhüllen im Pappschuber, mit ca. 6,5 Stunden Hörzeit.
Fazit: Es handelt sich um eine (wohl deutlich) gekürzte Lesung, wenn das Buch offensichtlich über 500 Seiten verfügt. Den eher mäßigen Kritiken des Romans nach zu urteilen, ist die Hörbuchfassung dann doch als recht gelungen zu bezeichnen. Manchmal sind Kürzungen durchaus hilfreich.
Rezension zu "Der Buddha aus der Vorstadt" von Hanif Kureishi
Ein turbulenter, witziger Coming-of-Age-Roman, den ich sehr gern und schnell durchgelesen habe.
Worum geht es?
Der siebzehnjährige Karim Amir lebt mit seinen Eltern, einer Engländerin, die in einem Schuhgeschäft arbeitet, und einem indischen Migranten, namens Haroon Amir, der einen langweiligen Bürojob im öffentlichen Dienst ausübt, in den Londoner Suburbs. Der Roman beginnt damit, dass Haroon Yogakurse gibt und englischen Vorortsbewohnern den buddhistischen Lebensweg beibringen möchte. Natürlich ist er kein Buddhist, aber für die Teilnehmer durch seine Herkunft exotisch genug. Der Vater verlässt die Mutter, um mit Eva, einer Künstlerin, zusammenzuleben, Karim selbst zieht es nach London und auf die Bühne.
Leseprobe
„Ich heiße Karim Amir und bin ein waschechter Engländer – jedenfalls beinahe. Man hält mich oft für eine komische Sorte Engländer, als gehörte ich zu einer neuen Rasse, die aus zwei alten Kulturen hervorgegangen ist. Aber mir ist das egal: Ich bin Engländer (wenn auch nicht unbedingt stolz darauf), ich komme aus den südlichen Randbezirken Londons und gehe wer weiß wohin. Vielleicht ist es diese verrückte Mischung aus Völkern und Kontinenten, aus hier und da, aus dazugehören und nicht dazugehören, die mich so unruhig macht, die schuld daran ist, dass ich mich so schnell langweile. Vielleicht liegt es auch an der Vorstadt, der Suburbia, in der ich aufgewachsen bin. Aber warum im Innenleben herumsuchen, wenn die Erklärung doch völlig ausreicht, dass ich auf Ärger aus war, dass ich keinem Abenteuer, keiner Aufregung oder Affäre aus dem Weg ging, weil es in unserer Familie so trübselig, schlaff und stumpfsinnig zuging; woran das lag, weiß ich nicht. Ganz ehrlich, mich zog einfach alles runter, und ich war zu allem bereit. Eines Tages änderte sich dann alles. Am Morgen sah die Welt noch so aus und zur Schlafenszeit schon anders. Ich war siebzehn.“
Kritik
Es ist schwierig, die Handlung dieses Coming-of-Age-Romans zusammenzufassen, weil er nicht von einer durchgängigen Handlung lebt, sondern von den skurrilen Charakteren und absurden Situationen und er von seiner Grundstruktur her episodisch ist. Ein bisschen wie eine Sit-Com. Das macht ihn sehr temporeich und unterhaltsam.
Was ihn noch auszeichnet, ist, dass Charaktere sich nicht so verhalten, wie man es erwartet. Ein junges Mädchen (mit der Karim Sex hat) soll verheiratet werden. Der Bräutigam wird aus Indien eingeflogen. Statt aber nun eine Jammergeschichte der unterdrückten Frau zu präsentieren, bekommt man eher Mitleid mit Changez, dem neuen Ehemann, der sich alles ganz anders vorgestellt hat. Und dem Vater der jungen Frau, der seinen Schwiegersohn als Nachfolger für seinen Shop etablieren wollte, was daran scheitert, dass dieser lieber herumliegt und Romane liest. Oder sie verhalten sich eben doch genauso. Was dann wieder genauso unerwartet kommt. Auf metafiktionaler Ebene zeigt Kureishi das sehr schön mit dem Theaterstück, in dem Karim einen Klischeeinder spielen soll. Auch das verläuft nicht so, wie man sich das so vorstellt.
Der Roman behandelt viele Themen, die Zerrissenheit zwischen Kulturen, die durch Karims Pendeln zwischen unterschiedlichen Wohnungen verdeutlicht wird, Rassismus, Homosexualität (Karim ist bisexuell), Kapitalismus. Das Thema, was mich persönlich am meisten angesprochen hat, war die Zerrissenheit zwischen dem eigenen Glück und der Pflichterfüllung. Das alles macht Kureishi niemals mit erhobenem Zeigefinger, niemals moralisch, niemals belehrend und immer witzig-skurril. Und man atmet die Freiheit der 1970er Jahre, die vermutlich niemals wiederkommen wird.
Also, ich kann ihn jedem empfehlen, der gern turbulente Geschichten mag. Wer sich gern auf einen Charakter einlassen möchte und mit ihm mitfühlen, für den ist der Roman eher nichts.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Hanif Kureishi wurde am 05. Dezember 1954 in Bromley, Kent (Großbritannien) geboren.
Community-Statistik
in 304 Bibliotheken
auf 12 Merkzettel
von 8 Leser*innen aktuell gelesen
von 2 Leser*innen gefolgt