Cover des Buches Das sag ich dir (ISBN: 9783100420312)
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Rezension zu Das sag ich dir von Hanif Kureishi

Rezension zu "Das sag ich dir" von Hanif Kureishi

von yoko vor 16 Jahren

Rezension

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yokovor 16 Jahren
Das Buch macht schon allein deshalb Lust, es besitzen zu wollen, weil es so einen herrlichen grünen Schutzumschlag hat, der an Kermit den Frosch erinnert. Es zwickt einem in der Nase, in den Augen und in den Fingern. Und es stellt sich unweigerlich die Frage: Wird man enttäuscht sein? Denn wer kennt sie nicht, die verführerischen Hüllen, die einem schnell enttäuschen können, wenn man den Inhalt erst einmal ausgepackt hat. Also diejenigen, die von verrückten Charakteren nicht genug bekommen können, werden in der Geschichte davon ausreichend bedient. In dem Roman hagelt es nur so von Leuten mit ihren Leidenschaften, Obsessionen, dass einem manchmal von der Hemmungslosigkeit beinah schwindelig wird. Andere verschweigen diese dunklen Kanäle der Menschheit lieber, Hanif Kureishi formuliert es allerdings dermaßen geschickt, dass einem einiges wieder fast natürlich erscheint. Hier gibt es Fetischparties, Sexorgien, Bordellbesuche und Parties, wo neben dem Gin auch Koks herumgereicht wird. Es dauert nicht lange, bis man auf den Seiten herumhämmert, weil einem der Stoff einerseits verdammt unwirklich erscheint, sehr aufwühlt und andererseits so realitätsnah beschrieben wurde, dass man schnell das Atmen vergisst. ~ Das Bonbon ~ Im Großen und Ganzen handelt das Buch von Menschen, die nicht mehr jung und doch zu jung sind, um sich als Greisen durchs Leben zu schleifen. Die Männer helfen ihrem kleinen Freund mit Viagra auf die Beine, die Frauen suchen nach einer Liebe fürs Alter. Der Ich-Erzähler - Jamal - ist Psychoanalytiker und trägt ein dunkles Geheimnis mit sich, das er all die Jahre unterdrückt hat, bis er seine Jugendliebe Ajita von damals wiedertrifft. Seine Schwester Miriam führt ein wildes Leben und hat mehr Tatoos als die Gate Gallery Bilder. Und Bushy, der Chauffeur, ist eigentlich ein großer Gitarrenvirtuose, der seinen ersten Auftritt in einem Fetischlokal hat. Während fremde Menschen über sich herfallen, zupft er an seiner Gitarre. Jamal und seine Freunde stehen mit beiden Beinen im Leben und wissen um die komische, zärtliche und manchmal traurige Aufgabe, ein Mensch zu sein. Sie setzen alles aufs Spiel, damit es gelingt. ~ Der Nachgeschmack ~ Hanif Kureishi hat eine lockere Sprache, die an Ping-Pong-Bälle erinnert. Es macht Spaß seinen Sätzen zu folgen, seinen Ereignissen, die von Grün ins Schwarze wechseln, ohne das man damit rechnet. Ich mag dieses Buch, weil es genauso ist wie das Leben selbst, ein Widerspruch in sich, leicht, unterhaltsam, mitreißend, betörend.
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