Rezension zu "The Last: One Hotel. Twenty Survivors. One of them is a murderer. (English Edition)" von Hanna Jameson
Wenn man eine gefühlte Ewigkeit braucht, um einen Unterhaltungsroman zu Ende zu lesen, dann ist das in den seltensten Fällen ein gutes Zeichen. Wenn man sich nach Bewältigung dieses Kraftaktes auch noch fühlt, als hätte man den Mount Everest bestiegen, dann ist definitiv etwas im Argen.
Dabei präsentiert sich The Last, Hanna Jamesons Whodunit-Horror-Thriller eigentlich von Anfang an als leserfreundliche Angelegenheit. Nach Nuklearattacken auf die großen Metropolen der Welt wie Washington D.C., London, Berlin und Paris ist ein Hotel in den Schweizer Alpen von der Außenwelt abgeschnitten. Einige der Gäste versuchen zu fliehen, doch nach 46 Tagen halten sich immer noch 20 Menschen im Hotel auf.
Der Protagonist, Jon Keller ist Historiker und empfindet vielleicht gerade deshalb das Bedürfnis, ein Tagebuch zu führen und die Ereignisse zu dokumentieren; auch wenn, wie ihm mitgeteilt wird, wahrscheinlich eh kein Mensch seine Aufzeichnungen jemals lesen wird.
Als er eines Tages gemeinsam mit einigen anderen Überlebenden die Frischwassertanks auf dem Dach des Hotelgebäudes inspiziert stößt er auf die Leiche eines jungen Mädchens. Wie es aussieht, wurde die junge Frau getötet und ihr Leichnam dort versteckt. Jon ist überzeugt, dass der Mörder immer noch unter ihnen weilt und beschließt, diesen zu finden. Sämtliche Teile der Hotelanlage werden von Sicherheitskameras überwacht, aber gerade die Videobänder jenes Tages fehlen, an welchem das Mädchen das letzte Mal gesehen wurde. Durch diese Entwicklung in seiner Überzeugung bestärkt, beginnt Jon damit seine Gefährten nach Detektivmanier zu befragen. Haben diese ehemals durchschnittlichen Wohlstandsbürger etwas zu verbergen, ist einer von ihnen gar ein gemeingefährlicher Psychopath?
Die Werbung zu dem Roman verglich das Buch mit den großen Werken bekannter Spannungsautoren. Eine Meinung beschrieb die Geschichte als eine Mischung aus The Shining und Und Dann gabs keines mehr. In dem man den Vergleich zu Stephen King und Agatha Christie heraufbeschwört, tut man sich aber keinen Gefallen, ganz im Gegenteil.
Es hat sehr wenig mit The Shining oder Und Dann gabs keines mehr gemein. Überhaupt hat es sehr wenig Ähnlichkeit mit einem Buch, welches man zum Vergnügen liest.
Die Zutaten für einen fesselnden Thriller wären zwar gegeben, aber Hanna Jameson ist wie eine schlechte Köchin, die selbst aus hochwertigen Produkten lediglich fade Durchschnittskost zu schaffen vermag.
Das Hotel hat einen unheimlichen Ruf. Ungeklärte Todesfälle haben sich hier ereignet, doch so etwas wie eine dichte Gruselatmosphäre kommt nicht einmal sporadisch auf. Der Schauplatz als solcher hat wenig Spezifisches an sich. Uns wird zwar erzählt wir seien in der Schweiz, aber es könnte auch ebenso gut ein Skigebiet in Colorado sein, so wie auch die Figuren eher wie Amerikaner wirken, obwohl sie eine typische moderne Multikulti-Truppe darstellen sollen.
Die Hauptfigur Jon ist verheiratet und hat zwei Töchter, ein Element, dass theoretisch zu weiterer Spannung beitragen könnte. Aber es ist wirklich nicht so, als würde Jon dadurch wesentlich an Format gewinnen oder plötzlich übermenschliche Anstrengungen entwickeln, die abgeschiedene Berglandschaft zu verlassen.
Überhaupt verhalten sich die Figuren auf eine eigenartig passive, entrückte Weise. Es werden jede Menge Drogen konsumiert, die reichlich vorhanden zu sein scheinen. Man führt triviale Gespräche und hat sogar noch Energie über US-Politik zu diskutieren (!).
Mangels Spannung oder Tiefsinn vermag der Roman auf keiner Ebene zu überzeugen.
The Last ist in etwa so stimmungsvoll wie ein Besuch bei IKEA und so spannend wie ein Spieleabend im Altersheim.
Fazit:
Entsetzlich öde, nichtssagende Weltuntergangsdystopie, die schon auf der elementaren Stufe scheitert, halbwegs interessante Figuren zu schaffen, mit denen man als Leser mitfiebern könnte. Wieder ein Hype, den ich absolut nicht nachvollziehen kann.