Rezension zu "Herzsteine" von Hanna Jansen
Sam (16) wächst in Hamburg mit einer afrikanischen Mutter und einem deutschen Vater auf. Sams Mutter Fe stammt ursprünglich aus Ruanda und lernte Luc nach einer dramatischen Flucht in London kennen. Die beiden gründen eine Familie und Sam wird geboren. Zunehmend leidet Fe an Depressionen und Angstzuständen, die Vergangenheit holt sie ein. Mit dem Ziel Fe gesundheitlich zu stabiliesieren, beschließt Luc mit der Familie nach Sylt umzuziehen.
Hier setzt die Geschichte ein, erzählt wird aus der Perspektive von Sam, der sich gegen die Umsiedelung und den Schulwechsel zunächst sträubt, dann aber durch die Begegnung mit Enna einen neuen Ankerpunkt findet.
Fe stabilisiert sich in Sylt nicht wirklich und wird durch die Begegnung mit einer Heilerin motiviert zurück nach Ruanda zu reisen.
Im zweiten Teil des Buches reisen Sam und Luc gemeinsam zu Fe nach Ruanda und beschrieben werden Sams Eindrücke von dieser uns fremden Kultur. Je mehr Fe in ihrer Kultur lebt, desto mehr blüht sie auf. Diese Rückkehr zu den Wurzeln bedeutet jedoch das Ende der Kleinfamilie in Deutschland.
Auch wenn es ein Jugendbuch ist, empfand ich es als Erwachsene spannend und vielschichtig. Ein Zeittafel im Anhang ermöglicht einen groben Überblick über Geschichte von Ruanda, was eine gute Ergänzung zur beziehungsgeprägten Geschichte ist.
Für mich bleibt die Frage spannend, wie es glingen kann, in Familien mit gemischten kulturellen Wurzeln beides aufrecht zu erhalten: die individuellen Wurzeln der Herkunft und zeitgleich das Gestalten eines neuen Familienlebens unter der Einfluss des "Standortes". Wo bin ich zu Hause und kann sein, wie ich bin, ohne mich zu verbiegen?
Vor dieser Aufgabe stehen heute viele Jugendliche, die "gemischte Wurzeln" in sich vereinan, insofern ist es zurecht ein Jugendbuch, ohne Happy End - oder doch? Je nachdem von welcher Perspektive es betrachtet wird.
Lesenswert ist es auch für Erwachsene!