Rezension zu Geschwisterkinder von Hanna Lemke
Rezension zu "Geschwisterkinder" von Hanna Lemke
von WinfriedStanzick
Rezension
W
WinfriedStanzickvor 12 Jahren
Sie sind Geschwister, Milla und Ritschie. Ihre Kindheit war schön, doch die ausgetauschte Erinnerung daran ist auch die einzige Gemeinsamkeit, die den beiden geblieben ist. Sie wirken verloren, wie sie da beide durch ihr jeweiliges Leben in der Großstadt irren, immer auf der Suche nach Liebe, nach einer Beziehung zu einem Mann bzw. einer Frau, die trägt und mehr bereithält und verspricht als nur oberflächlichen Sex. Das Scheitern und das Gefühl, dass irgendetwas grundfalsch ist an dem Leben, das sie führen, bestimmt ihre Gedanken, denen sie jeder für sich nachhängen. Als sie beide eine Einladung zu einer Hochzeit bekommen und dort einem alten Bekannten begegnen, da kommt Bewegung in eine Erzählung, die immer wieder den Leser verführen will, sich einzulassen auf die verzweifelten Versuche seiner Protagonisten, herauszubekommen, was denn das genau ist, was sich in ihrem Leben so falsch anfühlt. Und langsam, ganz langsam beginnt etwas aufzutauen, wird Lebendiges sichtbar hinter all dem Erstarrten, Fremden und Sinnlosen und die beiden Geschwisterkinder fangen an zu ahnen, das es da auch noch etwas anderes gibt im Leben. Es bleibt letztlich offen, was die beiden mit ihren neuen Erkenntnissen anfangen werden, doch man schließt das kleine Buch nach dem letzten Teil in der Hoffnung, dass sie es irgendwie schaffen werden. Diese junge Schriftstellerin jedenfalls wird man im Auge behalten müssen. Es ist ein ganz besonderer Ton, eine ganz besondere Farbe in der Art, wie sie von ihrer eigenen Generation erzählt.