Wovon die Geschichte handelt
Als die große alte Eiche stirbt, lässt sie einen letzten sanften, warmen Ton erklingen, der die Eicheln am Boden zum Leben erweckt. Eine jede hat ihren Hüter und Robur, ein kleines Wurzelmännchen, ist einer von ihnen. Robur und die anderen jungen Wurzelwesen müssen erst einmal viel lernen, bevor sie ihre Aufgabe, ein Baumhüter zu sein, erfüllen und losziehen können, um sich und ihrem Schützling einen geeigneten Platz zu suchen. Robur träumt von einer schönen Lichtung, mit erdig, würzigem Wasser, wo er seinen Eichling einpflanzen und großziehen will und wo außerdem sein Wurzelweiblein auf ihn wartet. Auf der Suche nach diesem besonderen Platz muss Robur viele Hindernisse und Gefahren überwinden, einen kalten, leblosen Wald zum Leben erwecken, sich dunklen Schatten stellen und seiner Aufgabe getreu sein Wissen weitergeben. Dabei hat er Hilfe. Da ist z.B. eine kleine Maus, die ihn zum Dank für seine Lieder ein Stückchen trägt, da sind viele kleine aber auch ein uraltes Wurzelwesen, das Eichhörnchen Sciurus und natürlich Mohnblume, sein Wurzelweiblein. Das Buch handelt von Fürsorge, Zuversicht und Vertrauen, von Liebe und Freundschaft und davon, wie man die Welt mit Freude, Lachen und Gesang berühren und zum Guten wandeln kann. Und von Träumen, die wahr werden…
Die Geschichte ist eine Auftragsarbeit, denn sie wurde der Autorin von einer alten Eiche erzählt, damit mehr Menschen erfahren, dass die Bäume und Pflanzen, die Tiere und die ganze Natur in Wirklichkeit eins und somit viel mehr sind, als von uns wahrgenommen wird. Sie verdienen Achtsamkeit, Respekt, Liebe und Dankbarkeit. Jeder der schon mal Kontakt mit Naturwesen hatte oder an deren Existenz glaubt, oder sogar einen Baum umarmt und dabei dessen pulsierende Kraft und den Frieden, den er ausstrahlt, gespürt hat, weiß wovon hier die Rede ist.
Warum mir das Buch gefällt
Die Geschichte ist mit bildhaft fließender Sprache schlüssig und geradlinig erzählt. An manchen Stellen vielleicht ein bisschen zu flott z.B. als Robur mit seinem Eichling voller Freude in den kalten Wald rennt, der ihn vorher so erschreckt hat, erschließt sich mir nicht gleich, woher er plötzlich die Kraft und den Mut dazu hat. Das klärt sich später auf und darüber hinaus wird die Geschichte von mitreißenden und mitfühlbaren Momenten der Zuversicht, Tapferkeit, Herzlichkeit und Güte, aber auch von Ängsten und Zweifeln, von Trauer und Gefahren die zu überwinden sind, mühelos getragen. Die einzelnen Charaktere sind sowohl sprachlich als auch zeichnerisch lebhaft umgesetzt. Wenn Robur mit seinem Eichling z.B. auf dem Rücken der Maus durch die Blumenwiese reitet, kann man ihr Zickzackgelaufe wahrlich am eigenen Leibe spüren. Oder wenn der große Schatten ihn lähmt, können wir seine Ängste mitfühlen und auch verstehen, was ihn endlich befähigt, seine Angst zu überwinden. Die Geschichte ist sehr berührend. Sie bringt eine Saite in uns zum Klingen, deren Ton wir vor langer Zeit vergessen haben. Besonders der Schluss hat mich zu Tränen gerührt.
Das Buch ist in einen festen Einband gebunden mit starkem Papier, stabil und von sehr guter Qualität. Es ist schön gestaltet z.B. sind die Kapitelüberschriften und die Seitenzahlen liebevoll mit Piktogrammen der Figuren geschmückt. Das A4 Format bietet ausreichend Platz für die kunstvoll gemalten Bilder. Das Layout finde ich, mit seinem sorgsam um die großen Bilder fließenden Text, sehr gelungen. Zusammen mit der spannend erzählten Geschichte und der zu Herzen gehenden Botschaft bekommt das Buch von mir 5 Sterne und ich freue mich schon und bin gespannt auf die versprochene Fortsetzung…
Fazit
Es ist ein wundervolles Buch. Sowohl für Kinder, weil es sprachlich für die Kleinen geeignet und mit großen Bildern liebevoll gestaltet ist. Als auch für Erwachsene, denn es trägt eine wichtige Botschaft - wir sind eins mit allem was ist und verbunden mit der Natur und den Pflanzen, den Tieren und Wesenheiten (auch mit denen, die die meisten von uns noch nicht sehen können) und mit unserer Wahrnehmung und Einstellung bestimmen wir den Lauf der Dinge und der ganzen Welt. Es genügt schon ein winziges Licht und die Finsternis muss weichen. Möge die Geschichte viele Menschenherzen erreichen und dabei helfen, viele Lichter zu entzünden.
So sei es.
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Aus Gründen der Offenheit möchte ich erwähnen, dass ich der Lebenspartner der Autorin und Vater der Illustratorin bin. Ich habe mich nach bestem Wissen und Gewissen bemüht, eine objektive Rezension zu schreiben und hoffe, dass sie dienlich ist.
