„In der Nacht der alten Feuer, am letzten Samstag im August, wird hier in den Schären einer Kette von Feuern gedacht, die über Jahrhunderte hinweg reicht. Es ist ein Fest des Wassers und des Lichts, es beendet den Sommer und bereitet die Menschen auf die Dunkelheit vor.“ (S. 2)
Elea hatte sich schon so lange darauf gefreut mit ihren Freunden dieses Fest zu begehen. Monatelang hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Otto alles vorbereitet und ihre engsten Freunde und Freundinnen zu ihrem Ferienhaus eingeladen, um gemeinsam mit ihren Kindern das Ende des Sommers zu feiern. Sie wollten nach der langen Zeit der Isolation wieder Zeit miteinander verbringen, sich gegenseitig Meeresgeschichten erzählen und schwimmen gehen. Mit was Elea nicht gerechnet hatte, dass sie ihren Freunden eine lebensverändernde Nachricht mitteilen muss. Im Laufe des Abends kommen im Schein des Lagerfeuers und im Halbdunkel der Sauna weitere Geheimnisse ans Licht.
Eleas Nachricht trifft jeden in seinem tiefsten Innern. Auch mich hat es aus persönlichen Gründen zutiefst berührt. Es ist alles so nachvollziehbar und mir leider nicht unbekannt. Sei es Eleas Umgang damit, die Reaktionen ihrer Familie oder die ihrer Freunde.
Ich war sehr beeindruckt von dem was und wie alles erzählt wurde. Ab diesem Moment sieht man vieles mit komplett anderen Augen. Leben bekommt eine neue und intensive Bedeutung, man erlebt Höhen und Tiefen. Das ist wunderbar und treffend beschrieben. Eingewebt in die Erzählung ist die umgebende Natur, vor allem das Meer. Im Laufe der Feier kam so manches Geheimnis heraus, dass man viel zu lange für sich behielt. Manches wurde auch klugerweise für immer verschwiegen. Schöne und treffende Bilder fand die Autorin, vor allem der beschriebene Saunagang der Frauen und ihr anschließendes Bad im Meer. Überhaupt haben mir ihre poetische Sprache und die philosophischen Gedanken sehr gefallen. Am Ende des Buches gibt es eine ausführliche Literaturliste, die zu weiterem Stöbern einlädt.
Fazit:
Für mich ist das Buch ein Jahreshighlight und etwas ganz Besonderes geworden. Oft hielt ich inne und habe über das Gelesene nachgedacht. Bekam neue Impulse und Blickwinkel. Habe den Erzählungen und Geheimnissen gelauscht. Ich bin äußerst beeindruckt davon, wie die Autorin es rübergebracht hatte, Angst und Hoffnung gleichermaßen stehen zu lassen. Eine unbedingte Leseempfehlung von mir!
Die Übersetzung aus dem Finnischen ist von Stefan Moster. Schließen möchte ich mit folgendem Zitat:
„Und doch tragen die Wasser weiter, was sie können: Meerestiere, und Landtiere, Menschen und Waren, Verstoßene und Verschwundene, Erinnerungen, Träume und Vergessenes. Das Leben atmet in allem, was sich bewegt und verändert. In allem, was nicht in die von Menschen gegossenen Formen passt. In allem, was pulsiert und Wellen schlägt: im Beben der Kontinentalplatten, in den Regungen der tiefen Gewässer, in allem, was sich fortpflanzt, was keimt, wächst, welkt und verwest.“ (S. 224)