Hanna van Laak

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Neue Rezensionen zu Hanna van Laak

Cover des Buches Vorgefühl der nahen Nacht (ISBN: 9783442745265)
Jorokas avatar

Rezension zu "Vorgefühl der nahen Nacht" von Laurent Seksik

Das letzte halbe Jahr
Jorokavor einem Jahr

Stefan Zweig deutet die Zeichen des anrückenden Unheils richtig. Er flieht schon früh aus Österreich. Mit Zwischenstopp in London und New York landet er schließlich in Petropolis/Brasilien. Begleitet wird er von seiner asthmakranken zweiten Ehefrau, Lotte. Viele seiner Freude und Schriftstellerkollegen haben bereits den Freitod gewählt oder sind in Haft geraten, der Rest ist auf der ganzen Welt verstreut. Seine Bücher wurden öffentlich in Deutschland verbrannt und damit auch ein Stück seiner Seele. Er erlebt die Zerstörung seiner geistigen Heimat Europas und wird diesen Verlust nie überwinden. Und die Nachrichten aus Hitler-Europa bleiben weiterhin äußerst beunruhigend. Gibt es irgendwo auf der Welt überhaupt einen sicheren Zufluchtsort?


1941 Amerika steigt in den Krieg mit ein; das Aufflackern eines Hoffnungsschimmers....


Das vorliegende Buch beschreibt die letzten Monate im Leben von Stefan Zweig und steigt im September 1941 ein. Der Roman umfasst ein halbes Jahr, hält aber immer wieder Rückschau in vorangehende Stationen auf der Flucht Zweigs. Wenn man die Biografie von Stefan Zweig kennt, weiß man auch, wie der Roman ausgehen wird. Dadurch kann nur schwerlich ein Spannungsbogen entstehen, vielleicht nur noch hinsichtlich des „wie“. Die Zeilen sind insgesamt in einer düsteren, depressiven Grundstimmung gehalten, die sicherlich authentisch die Gefühlslage der entwurzelten Menschen dieser Zeit nachzeichnet. Bei Zweig und seiner Frau handelt es sich eigentlich im Vergleich zu vielen andere um recht privilegierte Flüchtling. Und dennoch können sie in der Fremde nicht glücklich werden. Zweig zieht sich immer mehr in sich zurück. Und die Abhängigkeit, ja fast Hörigkeit seiner zweiten Frau Lotte, mit ihrem selbstaufgebenden Wesen kann ihm kaum Stütze sein.


So nimmt er sich den von ihm verehrten Heinrich von Kleist als Vorbild, der ebenfalls mit seiner kranken, um vieles jüngeren Frau selbstgewählt in den Tod ging.


Fazit: Das Vorhaben von Laurent Seksik ist ambitioniert, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. Mir erschließt sich nur schwerlich der Sinn des Unterfangens. Darüber hinaus ist der Erzählfluss stockend und die Wechsel der Erzähl-Perspektiven nicht unbedingt förderlich.


Ich persönlich würde es generell vorziehen, eine Biografie als eine biografische Roman-Nacherzählung zu lesen.



Cover des Buches Briefe an Lila (ISBN: 9783958031319)
S

Rezension zu "Briefe an Lila" von Vincent Cueff

Lateinunterricht nützt da mehr
Schneeflammevor 3 Jahren

„Briefe an Lila“ ist ein Buch zum Erwachsenwerden. In diesem Briefroman antwortet ein Philosophie Professor einer seiner ehemaligen Schülerinnen. Dazu wählt er die Form von lateinischen Maximen wie Memento Mori. Nicht neu, wenn es mal so bemerken darf. Im Unterricht macht es mehr Sinn diese Themen zu behandeln/ in Diskussion darüber zu gehen. Mit dem Briefroman wirkt es so als ob der alte Mann nur redet. Das  Latein verstärkt diesen Eindruck. Es ist ein wenig schade, denn eine Gegenüberstellung was Lila daraus macht wäre sinnvoll und modern gewesen.  Das Buch ist sinnvoll nur leider zu wenig modern für die Zielgruppe daher 3 Sterne.

Cover des Buches Weine nicht (ISBN: 9783896675644)
AlexanderPreusses avatar

Rezension zu "Weine nicht" von Lydie Salvayre

Erzählt mit einer wunderbaren Leichtigkeit ein schweres Thema
AlexanderPreussevor 3 Jahren

Rezension meines Blogs: Link siehe linktree

Der Spanische Bürgerkrieg ist in der Literatur vielfach thematisiert, berühmte Schriftsteller wie George Orwell („Mein Katalonien“) oder Ernest Hemingway („Wem die Stunde schlägt“) haben über ihre Erlebnisse berichtet, es gehören literarische Perlen wie das Buch von Almudena Grandes („Der Feind meines Vaters“) und viele andere dazu. Auf dem vorzüglichen Literaturblog Kaffeehaussitzer findet man ein Leseprojekt Spanischer Bürgerkrieg, das eine anregende Buchliste enthält. 

2014 hat die Verleihung des französischen Literaturpreises Prix Goncourt ein weiteres Buch ins Rampenlicht gestellt: Weine nicht. Deren Autorin, Lydie Salvayre, hat Wurzeln, die nach Spanien reichen. Sie wurde als Tochter einer Frau geboren, die gerade noch vor den siegreichen Streitkräften des faschistischen Diktators Franco fliehen konnte. Ihr Roman nähert sich dem Thema auf besondere Weise. 

Der Spanische Bürgerkrieg gilt vielen als Präludium für den Zweiten Weltkrieg. Das ist etwas eurozentrisch gedacht und auf das Deutsche Reich fokussiert, das in Spanien mit der so genannen „Legion Condor“ Franco unterstützte, während die Verteidiger der Republik nur durch die Sowjetunion Unterstützung erhielten – zu einem hohen Preis, was in „Weine nicht“ dankbarerweise nicht verschwiegen wird: Stalin schickte Waffen und Terror nach Spanien, dem mehrere zehntausend Menschen zum Opfer gefallen sind.

Vielfältige Perspektiv- und Zeitwechsel

Selbstverständlich werden auch die Hinrichtungen durch die Franco-Faschisten nicht übergangen. Die Darstellung ist besonders eindrücklich, weil die Autorin dafür die Perspektive des konservativen Katholiken George Bernanos wählt. Erschüttert durch die Brutalität und die ignorante, menschenverachtende Haltung der Katholischen Kirche räumt der Mann seine politische Position und dokumentiert die Gräueltaten in seinem Werk: Die großen Friedhöfe unter dem Mond.

Salvayre lässt Teile daraus und andere Dokumente geschmeidig in ihren Roman einfließen, ihre Erzählung wandelt spielerisch zwischen faktenreicher Darstellung, Erzählung und Erinnerung, Fiktion und Auszügen aus Quellen. Die Handlung spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen, die Autorin mischt kräftig mit, erläutert und kommentiert ihren Schreibprozess, außerdem ist die Interpunktion sehr freizügig gestaltet. 

Beeindruckende Leichtigkeit

Der Roman rutscht trotzdem zu keinem Zeitpunkt in ein undurchsichtiges Wirrwarr ab und  erzählt mit einer wunderbaren Leichtigkeit.  Das liegt auch daran, dass ihm im Kern eine (tragische) Liebesgeschichte als Leitfaden eingewoben wurde. Die Hauptfigur, Montserrat, schließt sich mit ihrem Bruder den Verteidigern der Republik an. Für kurze Zeit erlebt sie Freiheit und ihre große Liebe. 

So ist das Zitat auch zu verstehen, dass der Krieg zum rechten Zeitpunkt gekommen wäre. Diese flammende Liebe mündet in ein würgendes Desaster, mit lebenslangen Folgen. Es gehört zu den großen Stärken des Buches, dass es den Leser einmal nachempfinden lässt, wie weit die Schatten eines Krieges reichen, auch wenn die Kampfhandlungen lange beendet sind. 

Zum Zeitpunkt dieses persönlichen Liebes-Desasters machen Montserrat und ihr Bruder Erfahrungen mit der grausamen Realität der Kriegführung. Die Ideale sind menschenverachtender Ideologie gewichen, auch die Sache der Verteidiger der Republik hat ihren Glanz eingebüßt. Auch aus diesem Grund kehren beide in ihre Heimat zurück. 

Besonders wertvoll macht diesen Roman der Umstand, dass er eindrücklich nacherzählt, wie sich die Haltung der Bevölkerung in Montserrats Heimatort gegenüber Revolution und dem sich abzeichnenden Sieg der Franco-Seite wandelt. Wer von Umstürzen träumt, sollte hier genau lesen und zuhören, denn so einfach ist die Sache nicht, auch wenn zu Beginn einer Umwälzung die Begeisterung groß ist.

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