Cover des Buches Nur ein Wort von dir entfernt (ISBN: 9783453292208)
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Rezension zu Nur ein Wort von dir entfernt von Hannah Beckerman

Eine Familientragödie voller Missverständnisse und Schmerzen.

von xthelittleRose vor 5 Jahren

Rezension

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xthelittleRosevor 5 Jahren

Jess und Lily sind Schwestern, und doch haben die beiden seit fast 30 Jahren nicht miteinander gesprochen. Der Grund ist ein schicksalhafter Sommer in ihrer Jugend. Jess, Lily und ihre Mutter Audrey haben diese Zeit alle anders erlebt und ihre ganz eigenen Geheimnisse daraus mitgenommen, die sie bis heute vor den anderen hüten. Bisher hat das auch ganz gut funktioniert, mal davon abgesehen, dass die Familie zerbrochen ist. Doch nun ist Audrey an Krebs erkrankt und hat nur noch wenige Monate übrig. Ihr größter Wunsch ist ihre beiden Töchter wieder zu vereinen, bevor es für sie zu spät ist. Allerdings gestaltet sich das noch viel schwerer als Audrey dachte und die Zeit läuft gegen sie. Ob die Familie die Jahre der Entfremdung hinter sich lassen kann? Und vor allem, ob sie die Geheimnisse der Vergangenheit lüften können? – Findet es selbst heraus 😉

Charaktere:

Audrey war für mich der sympathischste und nachvollziehbarste Charakter. Eine liebevolle Mutter, welche nur das Beste für ihre Töchter möchte. Wobei ich mich frage, warum sie nicht schon in der Jugend der beiden Mädchen interveniert hat. Eigentlich müsste man meinen, dass wenn die Töchter sich seit Monaten aus dem Weg gehen, die Mutter vielleicht schonmal gegensteuert und die beiden dazu bringt miteinander zu sprechen. Aber wahrscheinlich waren die Dinge, die die Familie durchlebt hatte, so angedacht, dass die Mutter genug mit sich selbst zu tun hatte. Auf jeden Fall kann ich sehr gut nachvollziehen, dass ihre Krankheit für sie ein Weckruf war. Davor dachte sie vielleicht noch: „Irgendwann werden sie sich schon wieder annähern“ und eine ihrer Töchter hatte ihr ja auch klipp und klar gesagt, dass sie sich da raushalten möge.

Jess ist diejenige, die seit Jahren nichts von Lily wissen möchte. Sie war für mich ein eher unangenehmer Charakter, den ich oft nicht nachvollziehen konnte. Ich fand ihre Reaktionen meist sehr übertrieben, selbst als ich wusste was der Auslöser für ihre Entscheidung war. Mir war die ganze Zeit unerklärlich, warum Jess nicht einfach über ihren Verdacht gesprochen hat, aber leider frage mich öfter, warum in Büchern immer keine Kommunikation stattfindet. Natürlich soll das zu Spannung und Drama führen, aber es sollte ja dennoch realistisch bleiben.

Lily fand ich ganz in Ordnung, sie hat zwar auch so ihre Baustellen, aber ich fand sie relativ authentisch und auch nachvollziehbar. Zwar hat auch sie Geheimnisse aus diesem Sommer mitgenommen, aber dennoch hat sie immer wieder versucht mit Jess in Kontakt zu treten. Doch diese hat ihr nie geantwortet. Lily hat versucht ihre chaotische, dunkle Vergangenheit durch eine perfekte, glänzende Gegenwart zu kompensieren. Leider ist das am Ende jedoch mehr Schein als Sein gewesen.

Schreibstil/Spannungsbogen:

Der Schreibstil des Buchs war sehr angenehm und flüssig. Vor allem der Aufbau hat mir gut gefallen. Es gab Kapitel, die in der Gegenwart gespielt haben, aber auch dazwischen Kapitel die Erinnerungen aus der Vergangenheit beschrieben. Es wurde aus den drei Sichtweisen der Frauen geschrieben, dadurch, dass die Kapitel beschriftet waren, wurde es allerdings nicht für den Leser unübersichtlich oder verwirrend. Das fand ich sehr gut. Ich mochte sehr, sehr gerne das die Vergangenheit wirklich wie ein Rückblick gewirkt hatte. Ich könnte mir das Buch auch wahnsinnig gut als einen Film vorstellen. Das hat die Geschichte, meiner Meinung nach, wirklich spannend gemacht. Ich musste die ganze Zeit mitfiebern und abwarten. Manchmal dachte ich mir nur: „Sagt doch endlich was passiert ist?!“. Die Autorin hat nämlich geschafft die Geschichte wie Puzzleteile zusammenzusetzen. Ich fand die Handlung und Wendungen kein Stück vorhersehbar, was bei mir wirklich selten vorkommt. Dafür also wirklich Respekt!

Fazit:

„Nur ein Wort von dir entfernt“ war für mich mal etwas anderes. Ich lese persönlich selten so Familientragödien. Deswegen war ich mir vorher nicht sicher wie es mir gefallen wird, aber es hat mich überzeugt und ich würde erneut zu einem ähnlichen Buch greifen. Wie bereits gesagt fand ich vor allem den Aufbau des Buchs wirklich gut. Die Autorin hat es geschafft richtig Spannung aufzubauen. Ich musste einfach weiterlesen, um endlich herauszufinden was in diesem Sommer vorgefallen war. Es wurden immer nur kleine Andeutungen gemacht, bis es sich nach und nach zu einem Bild zusammensetzte. Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, waren die Charaktere. Ich fand sie teilweise schon ein bisschen anstrengend. Und ich fand es auch, wie bereits erwähnt, eher unrealistisch, dass man beispielsweise seine Schwester einfach so aus seinem Leben streicht, weil man eine bestimmte Vermutung hat. Vor allem war Jess gerade mal elf Jahre alt, als sie die Entscheidung traf. Bei Lily und Audrey kann ich ja noch verstehen warum sie gewisse Dinge für sich behalten wollten … aber Jess hätte einfach darüber sprechen können bzw. weiß ich nicht, ob eine elf-jährige wirklich schon so eine Entscheidung treffen würde. Zudem verstehe ich immer noch nicht, warum die Mutter nicht irgendwann etwas unternommen hat, dass sie wieder miteinander sprechen, vor allem in der Kindheit. Aber es sei euch selbst überlassen herauszufinden, ob ihr es vielleicht doch nachvollziehbar findet.

Was ich an dem Buch jedoch sehr schön fand, ist das es den Leser daran erinnert, dass es nur ein Leben gibt. Sowohl für uns selbst als auch für die Menschen, die wir lieben. Und wie schnell es auch vorbei sein kann. Deshalb sollten wir unsere Freunde, Familie etc. schon vorher wertschätzen, nicht erst, wenn es zu spät ist. Außerdem erinnert die Geschichte daran, dass man mehr kommunizieren sollte, sodass nicht Missverständnisse schließlich zu einem irreparablen Bruch führen.

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