Ich habe große Hoffnungen in dieses Buch gesetzt, da ich selbst von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen bin. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist eben nicht mit einer Pille am Morgen zu beseitigen - sie führt zu so vielen Symptomen. Das Cover finde ich wegen des erhobenen Zeigefingers nicht besonders ansprechend. Der Schreibstil ist einfach und auch für Nicht-Experten*innen verständlich gehalten.
Ich nehme es vorweg - für mich als Leserin war es eine große Enttäuschung!
Der Inhalt des Buches baut thematisch aufeinander auf. Von der Beschreibung der Schilddrüse und ihrer Aufgaben an sich, über verschiedene Symptome bis hin zum Umgang mit Schilddrüsenproblemen ist das Buch mit ca. 255 Seiten gefüllt. Der Überblick über die Aufgaben meiner Schilddrüse im Körpersystem hat mir geholfen, ihre Arbeit und Bedeutung besser zu verstehen. Leider kann ich an dieser Stelle sagen, dass dies alles an hilfreichen Informationen war, was ich aus diesem Buch für mich mitnehmen konnte. Es gab immer wieder Erfahrungsberichte von Betroffenen und am Ende jedes Kapitels eine kleine Zusammenfassung „auf den Schilddrüsenpunkt gebracht“, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Buch besteht zu einem großen Teil aus Wiederholungen, die immer wieder neu beschrieben werden. Das war für meinen Lesefluss anstrengend und wurde im Laufe des Buches langweilig. Da der Schreibstil einfach gehalten ist, fehlt mir hier die inhaltliche Tiefe. Dabei geht es mir nicht um die Füllung mit Fachbegriffen, sondern ich hätte mir praktische Tipps für den weiteren Umgang mit meiner Schilddrüse gewünscht. Konkrete Vorschläge für Nahrungsmittel, Tipps für meinen nächsten Arztbesuch (damit ich auf Gegenargumente der Ärzt*innen gewappnet bin), Veränderungstipps für mein Essverhalten. Das Buch hat eine theoretische Grundlage, geht aber nicht darüber hinaus. Auf dem Cover steht „... Schilddrüsenunterfunktion in den Griff bekommen“, ehrlich gesagt fühle ich mich am Ende des Buches doch hilflos und allein gelassen mit der Fülle an theoretischem Wissen. „Großmutters Küche“ hat mir leider wenig Hilfreiches vermittelt. Zum Teil finde ich es auch übergriffig und unprofessionell „Lea erkennt plötzlich, dass sie kein Kaninchen ist“.
Darüber hinaus sehe ich es als sehr kritisch an, wenn man in einem Buch Aussagen macht und diese nicht mit wissenschaftlich fundierten Quellen belegt. Der Inhalt dieser Aussagen ist meines Erachtens zudem an einigen Stellen aus wissenschaftlicher Sicht zweifelhaft. Solche Aussagen können natürlich in einem Buch stehen, sollten aber mit Quellen belegt werden, was hier nicht der Fall ist. Das geht in meinen Augen gar nicht, denn an mehreren Stellen im Text heißt es „wissenschaftliche Studien belegen ...“ oder „epidemiologische Studien haben gezeigt ...“. - nur wo ist der Verweis auf genau diese zitierten Studien, warum wurde hier keine Quellenangabe gemacht? Am Ende des Buches finden sich genau zwei Studien, das Buch sollte aber viel mehr Quellenangaben enthalten. Die Quellen sollten in einer Fußnote direkt im Buch angegeben werden und nicht verstreut auf einer Webseite!
Als Betroffene vermisse ich einen praktischen Lösungsansatz bzw. konkrete Umsetzungsvorschläge und sehe den Inhalt des Buches aus wissenschaftlicher Sicht sehr kritisch. Daher gebe ich für dieses Buch absolut keine Leseempfehlung!