Rezension
N
nini_pagavor 6 Jahren
Hannah Kent schrieb diese Geschichte inspiriert durch eine Notiz, die sie während der Recherche zu ihrem vorigen Roman "Das Seelenhaus". Es ging um ein Gerichtsverfahren in Irland im 19. Jahrhundert, in welchem zwei ältere Frauen ein Kind ertränkten, da sie es für einen Wechselbalg hielten.
Die Geschichte bewegt sich in einer Zeit und an einem Ort, wo Christentum und Volksglaube noch gleichzeitig existierten. Während der verstorbene Pfarrer des kleinen irischen Dorfes in dem die Geschichte spielt, dies zuließ und unterstützte, gibt der neue Pfarrer den alten Traditionen und Geschichten keinen Raum mehr und verurteilt sie als Aberglaube, Hexerei und Teufelswerk. Die Bewohner des Dorfes sind hin und hergerissen.
Hannah Kent schafft es, beiden Sichtweisen den gleichen Raum zu geben und sich auf keine Seite zu stellen. So kann man den Protagonistinnen am Ende auch nicht wirklich böse sein, da man vollends davon überzeugt ist, dass sie nach bestem Gewissen gehandelt haben und dachten, das Richtige zu tun. DIese Urteilsfreiheit zeichnet den Roman für mich aus!