Cover des Buches Der perfekte Plan (ISBN: 9783453356689)
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Rezension zu Der perfekte Plan von Hanne-Vibeke Holst

Die Mutter von "Borgen- Gefährliche Seilschaften"?

von Liebes_Buch vor 10 Jahren

Rezension

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Liebes_Buchvor 10 Jahren
Hanne-Vibeke Holst lese ich sehr langsam. Nicht nur, weil die Bücher solche Wälzer sind, sondern weil diese Autorin so viele herausragende Sätze schreibt. Ich freue mich wie eine Schneekönigin und lese sie mehrmals, auch laut. Solche Sätze, die mal das auf den Punkt bringen, was man auch empfindet, aber nicht so hervorragend ausdrücken kann wie eben eine richtige Schriftstellerin. Deshalb bin ich ein grosser Fan von Hanne-Vibeke Holst. Nachdem "Seine Frau" die Messlatte sehr sehr hoch gelegt hat, wird dieses Niveau von "Der perfekte Plan" nicht mehr erreicht. Das ist mein persönliches Empfinden- ich will jetzt nicht nochmal "Seine Frau" loben- das war einfach unglaublich. Hanne-Vibeke Holst hat aus ihrem Erfolg "Die Kronprinzessin", in dem es um Charlotte Damgaard geht, Ableger geschrieben. Das ist raffiniert, weil so alle Bücher zusammen gehören und trotzdem völlig unterschiedliche Themen haben. Dieses Buch handelt von der Ministerin Elizabeth Meyer, die erfährt, dass sie an Alzheimer erkrankt ist. Um ihre Partei zu retten, versucht sie nun, Charlotte als Nachfolgerin aufzubauen. Wir erfahren langsam den familiären Hintergrund der Ministerin und erleben qualvoll erste Aussetzer und Orientierungslosigkeit. Wir erfahren auch, dass Charlotte aus der Politik auszusteigen plant, weil sie ein vielversprechendes Angebot hat. Schliesslich sickert beim Krankenhaus etwas an die Presse durch, so dass sich ein Journalist an Meyers Fersen heftet. Wird er ihr Geheimnis lüften? Als eine islamistische Drohung gegen die Ministerin eingeht, verschärft sich die Situation, weil sie nun auch zu ihrem Schutz den Geheimdienst vor die Nase gesetzt bekommt. Und während die Angst vor einem islamistischen Anschlag umgeht, droh die Gefahr aus einer ganz anderen Richtung, denn eine rechtsradikale Gruppe bereitet den Gegenschlag vor. Im Vergleich zu "Seine Frau" geht Holst in diesem Buch nicht so sehr in die Tiefe, finde ich. Die Problemaik islamistischen Terrors hätte man vielschichtiger darstellen können. Gedankengängen wie "Dieses Problem [Israel] ist die Mutter aller Konflikte." erscheinen mir naiv. Die Autorin hat diesen Strang der Handlung nur angedeutet und konzentriert sich auf die rechtsradikalen Figuren, die allesamt Verlierer sind, unbeliebt, einsam und gestört. Dem Bösewicht eine Hasenscharte anzudichten, finde ich nicht so gut, denn dass hässliche Menschen böse sind, ist ein Vorurteil. Andererseits wird man mit einer Hasenscharte wahrscheinlich wirklich ins Abseits gedrängt. Die Darstellung des traumatisierten Soldaten hat mich berührt, aber nicht völlig überzeugt. Anitta hat bei mir Gänsehaut verursacht. Hanne-Vibeke Holst ist eine Meisterin der Beschreibung menschlicher Dramen. Die schaut ihren Figuren ins Herz. Eine weitere Dimension erschafft sie durch den Maler, der versucht, Elizabeth Meyers Seele zu ergründen. Der Schluss dieses Buches ist genial. Ein Polit-Thriller mit Tiefgang. Übrigens kann man erkennen, dass die erfolgreiche TV-Serie "Borgen" sich von Hanne-Vibeke Holst viel abgeschaut hat. Z. B. wenn Elizabeth der Presse sagt, sie würde nie hypothetische Fragen beantworten- das sagt Birgitte in "Borgen" auch. Das Thema einer Erkrankung der Ministerin greift "Borgen" ebenfalls auf. In einem Video soll Holst "Borgen" kritisiert haben. Man kann also sehen, dass die Bücher von Hanne-Vibeke Holst in Dänemark so erfolgreich waren, dass sie zu einer Fernsehserie führten. Holst ist eine inspirierende Autorin. Das meine ich bezüglich ihrer Praxis, Politik in die Lebensrealität einzubauen als auch bezüglich der sprachlichen Schönheit und der Liebe zu den Figuren. Sie hat etwas Neues und Faszinierendes geschaffen: Romane über Frauen in der Politik.
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