Edinburgh, 1850: Sarah Fisher ist auf Reisen, sie hofft, Elizabeth Blackwell zu treffen, die erste Frau, die ein Studium der Medizin abschloss. Auch Sarah möchte Ärztin werden, und setzt auf deren Unterstützung. Will Raven denkt in Sarahs Abwesenheit viel über ihre Beziehung nach, vor allem auch, ob es fair von ihm wäre, sie an sich zu binden, und damit ihren Traum unmöglich zu machen. Als er die Arzttochter Eugenie Todd trifft, verliebt er sich in sie.
Dann stirbt überraschend ein hochrangiger Patient Cameron Todds. Dessen Tod wurde offenbar herbeigeführt, und schnell wird dessen Sohn verdächtigt. Eugenie Todd wuchs mit diesem auf, und bittet Will darum, Gideon zu entlasten.
Sarah kommt derweil desillusioniert zurück nach Hause, wo das neue Hausmädchen Christina ihr ihr Herz ausschüttet, Sarah versucht zu helfen.
Der dritte Band der Reihe hat es wieder in sich, nicht nur, dass man es mit verschiedenen Dingen zu tun bekommt, die es zu lösen gilt, es gibt auch wieder tiefe Einblicke in die historischen Hintergründe. Diese sind auch medizinischer Art, denn sowohl Will als auch Sarah leben im Haus James Young Simpsons, der die Anästhesie mit Chloroform begründete, und arbeiten auch mit ihm. Daneben gibt es Einblicke in das gesellschaftliche System jener Zeit, damit einhergehend einiges an Gesellschaftskritik. Dazu sollte man unbedingt auch das Nachwort des Autorenpaars lesen, zumal James Young Simpson nicht die einzige historische Persönlichkeit ist, die hier auftritt.
Sarah und Will konnte man bereits in den beiden Vorgängerbänden gut kennenlernen. Beide sind mir sympathisch, beide kommen aus niederen Verhältnissen und versuchen möglichst das beste aus ihrem Leben zu machen, wobei Will als Mann wesentlich bessere Möglichkeiten hat. Beide haben zudem Gefühle füreinander. Ihre Geschichte wird interessant weitererzählt.
Zu den Dingen, die es zu lösen gilt, gehören wieder verschiedene interessante Kriminalfälle, die es einem auch ermöglichen, miträtseln, die Auflösungen empfand ich als nachvollziehbar. Am Ende hätte ich am liebsten direkt den nächsten Band gelesen, denn auch die persönlichen Umstände der Charaktere sind interessant. Leider ist dieser auf Deutsch noch nicht erschienen, ich hoffe, ich muss nicht allzu lange darauf warten.
Der dritte Band der Reihe hat mir wieder sehr gut gefallen, ich mag das Ineinandergreifen der persönlichen Belange der Charaktere mit den historischen Hintergründen und den Kriminalfällen, die es zu lösen gilt. Meiner Meinung nach sollte man die Reihe, die ich sehr gerne weiterempfehle, unbedingt der Reihenfolge nach lesen.
Hannes Meyer
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Quelle: Verlag / vlb
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Der Nordirland-Konflikt mag schon einige Jahre zurück liegen, aber die Folgen sind noch heute zu spüren, gerade in Belfast, wo dieser Roman angesiedelt ist.
Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Alkohol, Drogen, Gewalt in der Familie - Traumata überall gegenwärtig.
Und so begleiten wir lesend den jungen Sean einige Wochen seines Lebens, in denen er versucht keine Party voller Drogen und Exzesse zu feiern, verlässlich seine soeben aufgebrummten Sozialstunden abzuleisten und einen Job zu finden, den er nicht innerhalb einer Woche wieder verliert.
Er kommt aus einer zerrissenen Familie mit Halbgeschwistern, aufgewachsen ohne Vater - und dennoch hat er es geschafft die Universität zu besuchen. Aber sein direktes Umfeld verleitet ihn immer wieder, seine Vorsätze über Bord zu schmeissen.
Wir tauchen tief in seine Gedanken ein, in die Trostlosigkeit seines Alltags ohne richtige Zukunftsperspektive und trotzdem schimmert immer wieder ein Funken Hoffnung durch. Nordirland-Unkundige werden wohl das eine oder andere Mal googeln müssen.
Ein bisschen ist das Leseerlebnis wie ein Mix aus Trainspotting und Shuggie Bain, und doch ganz eigenständig - ein großartiges und intensives Debüt, übersetzt von Hannes Meyer.
Inhalt:
Edinburgh, 1850. Im Hafen wird ein Stoffbündel aus dem Wasser gezogen, darin die Überreste eines strangulierten Säuglings. Raven, der zufällig vor Ort ist, ist geschockt. Wer tut einem kleinen Kind so etwas an? Doch damit nicht genug. Nach einer Feier wird Sir Ainsley tot in seinem Bett gefunden. Schnell gerät sein Sohn Gideon unter Verdacht, seinen Vater mit Arsen vergiftet zu haben. Widerwillig und nur seiner neuen Geliebten zu Liebe versucht Raven dessen Unschuld zu beweisen. Dabei braucht er wieder einmal die Hilfe von Sarah, die nach einem Besuch in Europa mit ihrem Wunsch eines Medizinstudiums hadert.
Meine Meinung:
„Die Essenz des Bösen“ ist der dritte Band der im Edinburgh des 19. Jahrhunderts spielenden Krimireihe um Will Raven und Sarah Fisher. Die Kriminalfälle innerhalb der Bücher sind in sich abgeschlossen, allerdings spielt auch die Entwicklung der Charaktere und ihrer Lebenssituationen eine große Rolle, sodass es sich empfiehlt, die Bücher der Reihe chronologisch zu lesen.
Die beiden Protagonisten sowie einige weitere Charaktere sind dem Leser bereits aus den vorherigen beiden Bänden bekannt. Will Raven, der als aufstrebender Mediziner im Haus des berühmten Professor Simpson praktiziert, ist ein sehr sympathischer und engagierter junger Arzt. Sarah Fisher, früher einmal selbst Hausmädchen bei Doktor Simpson, gehört inzwischen Dank einer Heirat einer höheren Schicht an, aber ihr Verständnis und ihre Empathie für Hausangestellte ist aufgrund ihrer Vergangenheit sehr groß. Sie hat ein großes Herz, ist schlau und lernbegierig, doch als Frau hat sie in der damaligen Zeit kaum Chancen, ihr medizinisches Wissen zu erweitern und unter Beweis zu stellen.
Das Setting der Reihe gefällt mir sehr. Den unter Pseudonym schreibendem Autorenpaar gelingt es wie bereits in den vorherigen Bänden, die damalige Atmosphäre einzufangen. Die Beschreibungen Edinburghs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind sehr atmosphärisch und bildhaft. Doch nicht nur die Geschichte Edinburghs sondern auch die Geschichte der Medizin spielt immer wieder eine Rolle in den Büchern, was ich persönlich sehr interessant finde.
Der Plot ist spannend, allerdings dauert es nach den anfänglichen Kapiteln, in denen die aufzuklärenden Verbrechen passieren, ein wenig, bis die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt. Die zweite Hälfte des Buches ist dann aber wesentlich spannender und insbesondere fesselnder. Ich konnte das Buch zum Ende hin kaum noch aus der Hand legen. Auch wenn man sich einiges bereits zusammenreimen kann bzw. ich einen entsprechenden Verdacht hinsichtlich der Identität des Mörders von Sir Ainsley hatte, vermag die schlussendliche Auflösung doch zu überraschen.
Fazit:
Anfangs etwas langatmig, dann aber insbesondere in der zweiten Hälfte fesselnd, spannend und atmosphärisch
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