Hanno Parmentier

 4,5 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Hanno Parmentier ist 1949 in Neuss geboren und studierte Geschichte, Anglistik und Sozialwissenschaften in Marburg und Köln sowie Musikwissenschaft in Frankfurt am Main. Parmentier arbeitet als Journalist und lebt seit 1988 in Düsseldorf.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Hanno Parmentier

Cover des Buches Der Würger von Düsseldorf (ISBN: 9783954001781)

Der Würger von Düsseldorf

 (6)
Erschienen am 28.07.2015

Neue Rezensionen zu Hanno Parmentier

Cover des Buches Der Würger von Düsseldorf (ISBN: 9783954001781)
Igelmanu66s avatar

Rezension zu "Der Würger von Düsseldorf" von Hanno Parmentier

Informativ und spannend
Igelmanu66vor 5 Jahren

Ein Hammerschlag gegen die rechte Schläfe lässt die Dörrier lautlos zusammensinken. Kürten vergeht sich zuerst an der Sterbenden, um sich dann, nicht zum ersten Mal, in eine weihevolle Stimmung zu versetzen. »Nach dem Geschlechtsakt habe ich eine ganze Zeit – etwa 10 bis 15 Minuten – neben ihr gestanden und habe mir die Wirkung dieses neuen Falles vor Augen geführt. Ich stellte mir speziell die Wirkung, die diese neue Bluttat auf die Düsseldorfer Bevölkerung ausüben werde, vor und hatte dabei das Gefühl wie bei allen übrigen Mordtaten, das Gefühl der Befriedigung und Entsühnung. Nachdem ich dieses Gefühl durchkostet hatte, versetzte ich der Dörrier noch mehrere wuchtige Schläge mit dem Hammer gegen den Kopf.«

 

Nachdem ich kürzlich einen Kriminalroman über die Taten Peter Kürtens gelesen hatte, wollte ich Genaueres zu den tatsächlichen Hintergründen wissen. Mit diesem Sachbuch bin ich ein Stück weiter.

Für sein Buch hat der Autor sorgfältig recherchiert und reichlich Fakten zusammengetragen, alle aus Unterlagen im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen sowie aus Polizei- und Gerichtsakten. Präzise werden die Taten Kürtens beschrieben, wobei sich Hanno Parmentier auf die Morde und Mordversuche Kürtens beschränkt, die vielen Brandstiftungen vernachlässigt und auch die Einbrüche im Grunde nur erwähnt, wenn sie zu Schlimmerem führten. Ein verständlicher Ansatz, ansonsten wäre der Umfang des Buchs erheblich größer geworden. Morde und Versuche werden im Anhang ordentlich aufgelistet, wobei die Vielzahl erschreckend deutlich wird.

 

Die Beschreibungen der einzelnen Taten werden ergänzt durch zahlreiche Fotos, Tatortfotos und -skizzen. Speziell die Tatorte werden sehr genau beschrieben, was sicher von besonderem Interesse für Düsseldorfer und andere Leser ist, die die Örtlichkeiten kennen. Wie mag es wohl sein, in einer Gegend zu wohnen, die zu dem Bereich gehört, den Kürten „sein Revier“ nannte?

 

Ausgespart hat der Autor größtenteils die psychologische Sicht auf den Täter. Hier verweist er auf das wohl maßgebliche Werk des Düsseldorfer Gerichtsmedizinalrats Karl Berg von 1931, der sich seinerzeit intensiv mit Kürten auseinandersetzte. Trotzdem kann man schon einiges über Kürtens Werdegang und familiären Hintergrund erfahren und Aussagen wie die im einleitenden Zitat erlauben es, sich einen ersten Eindruck seiner psychischen Verfassung zu machen. Überhaupt wird ganz deutlich, dass ihm neben den sexuell motivierten Morden die Wirkung seiner Taten in der Bevölkerung zusätzliche Inspiration verschaffte. Anscheinend war Kürten jemand, der das Ausleben seiner Veranlagung einfach nur genießen konnte, ohne mit sich zu hadern. Sehr vielsagend, wenn die Leiche eines kleinen Mädchens nur aus dem Grund in Brand gesteckt wird, um das Entsetzen in der Bevölkerung noch zu steigern!

 

Der Autor selbst hält sich rein an die Fakten, stellt keine Mutmaßungen an und berichtet nüchtern. Dadurch wird allerdings auch der ein oder andere Volksglauben relativiert, zum Beispiel im Hinblick auf die Bezeichnung „Vampir“, die man Kürten gab und die ihm gefallen haben dürfte, weil sie die Panik weiter anheizte. Aber ob er nun stets das Blut seiner Opfer trank oder wohl nur in wenigen Fällen ist eigentlich gleichgültig, denn seine Taten schockieren auf jeden Fall und beweisen wieder einmal, dass fiktiver Horror nicht an die Realität herankommen kann.

 

Fazit: Reichlich Sachinfos zu den Taten Peter Kürtens, informativ und spannend zu lesen.

Cover des Buches Der Würger von Düsseldorf (ISBN: 9783954001781)
Girdies avatar

Rezension zu "Der Würger von Düsseldorf" von Hanno Parmentier

Leider eine wahre Geschichte ...
Girdievor 11 Jahren

Hätte Peter Kürten  nicht tatsächlich gelebt, so hätte Hanno Parmentir diese Person auch als Protagonisten für sein Buch „Der Würger von Düsseldorf“ erfinden können. Auf dem Cover ist ein Foto des Serienmörders zu sehen. Der Untertitel verweist auf den sachlichen Charakter der 189 Seiten langen, in Kapitel unterteilten Darstellung. Der Autor schildert die Taten von Peter Kürten ausgehend vom ersten Übergriff auf eine Person im Jahr 1929, der der Auftakt zu einer Reihe von Angriffen ist, die schließlich zu seiner Ergreifung führen. Neben den Überfällen beleuchtet Hanno Parmentier auch das Umfeld des Mörders, liefert eine kurze Darstellung der Kindheit sowie die Schilderung der ersten Morde und Mordversuche, die bis in seine Jugend zurückreichen. Dabei erwähnt er die zahlreichen Brandstiftungen, die Peter Kürten zugerechnet werden und weitere Delikte für die er sogar zwischenzeitlich im Gefängnis war, nur am Rande, denn auch ohne die Ausführungen über weitere Verbrechen haben seine akribischen Recherchen zu einem Tatsachenbericht geführt, der sich wie ein historischer Kriminalroman liest.

Ergänzt wird die Schilderung der Ereignisse durch persönliche Bemerkungen des Autors, sehr vielen Fotos der damaligen Zeit zu den Handlungsorten und Personen, die auch einen kleinen Einblick in die polizeiliche Erfassung bieten, zum Vergleich einige Bilder heutigen Datums, Originalzitate aus Polizeiverhören sowie einem Versuch der Auflistung der Taten. Der Leser folgt dem Mörder auf seinen Wegen zu den unterschiedlichen Handlungsstätten, die meist in Düsseldorf liegen. Ein Faible entwickelte Peter Kürten später dafür, seine Opfer auf die umliegenden Kirmesveranstaltungen zu führen. Ein Schaudergefühl lässt sich beim Lesen nicht vermeiden, wenn man wie ich schon oft aus den unterschiedlichsten Gründen an allen möglichen Orten in Düsseldorf war und sich nun vorstellt, wie der Mörder dort umher gelaufen ist und seine potenziellen Opfer angesprochen und angegriffen hat. Die Ermittlungen gehen trotz damaliger moderner Methoden nur schleppend voran. Peter Kürten hat unglaubliches Glück in mancherlei Beziehung, so dass er lange unerkannt bleibt. Doch darüber sollte sich der Leser selbst ein Urteil bilden, denn ich empfehle diese Biographie gerne zum Lesen weiter.

Cover des Buches Der Würger von Düsseldorf (ISBN: 9783954001781)
Iudass avatar

Rezension zu "Der Würger von Düsseldorf" von Hanno Parmentier

Wie ein ganzer normaler Düsseldorfer Bürger...
Iudasvor 11 Jahren

»Elsie! Elsie!« Wer Fritz Langs Meisterwerk »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« vom Beginn des Tonfilmzeitalters sah, kann sich diese beklemmende Szene sicherlich noch bildhaft vorstellen.

Dass dieser Film von den bis dahin ungeklärten Morden des Serienmörder Peter Kürtens, der 1929/30 in Düsseldorf scheinbar wahllos Menschen erdrosselte, inspiert wurde, wissen dagegen nur wenige. Viel ist davon im Film auch nicht mehr erkennbar. Aber trotzallem ist die Faszination um den »Vampir von Düsseldorf« ungebrochen. Ein Mann, der die Menschen der Weimarer Republik ebenso in Angst und Schrecken versetzte, wie der seinerzeit nicht minder bekannte Fritz Haarmann. Die Presse im In- und Ausland interessierte sich für die Taten in Düsseldorf und verfolgte Kürtens Prozess im Jahr 1930.

Dabei ist das Kapitel um den unscheinbar wirkenden Mann noch lange nicht zur Gänze aufgearbeitet – immer wieder entdeckt man dunkle, ungeklärte Ecken, die man gern erhellen möchte.


Einen kleinen Versuch unternimmt mit dem kürzlich im Sutton-Verlag erschienen Sachbuch »Der Würger von Düsseldorf. Leben und Taten des Serienmörders Peter Kürten« der Journalist und Historiker Hanno Parmentier.


Das gerade mal 190 Seiten starke Taschenbuch kann dabei dem Leser selbstverständlich nur einen oberflächlichen Eindruck in die Causa Kürten geben, aber dessen Anspruch ist es auch nicht, eine umfassende Biographie des Mörders zu liefern, sondern wichtige Stationen seiner Jugend und des Düsseldorfer Lebens nachzuzeichnen. Dabei sollen die Opfer nicht aus dem Fokus verloren werden. Im Gegenteil: Parmentier versucht das Leben der Opfer – zumeist junge Frauen, die mittelos oder auf der Suche nach dem Glück waren – vor dem Anschlag nachzuvollziehen und in das Bild um Kürtens anzuordnen. Dabei werden wahlweise die prägnantesten Morde und Mordversuche, wie an der jungen Maria Wiethaupt, dem Kinde Rosa Ohlinger oder dem Maschinisten Rudolf Scheer, detailliert und zum Teil fast minutiös nachverfolgt.


»Meine Absicht war es, das Leben und die Taten des Serienmörders aus ihrer Ortlosigkeit herauszuholen [...]«, so beschreibt der Autor im Vorwort eine seiner Ziele, die er mit dem Buch verfolgen will. Und das gelingt ihm auch durchaus sehr gut. Für Ortsunkundige findet sich neben reichlicher Bebilderung im Anhang ein verkleinerter Nachdruck einer Flurkarte der Zeit, in der die wichtigsten, im Buch besprochene Stationen Kürtens verzeichnet sind. So geht Parmentier mit dem Leser immer ein stückweit durch die Stadt Düsseldorf der 20er Jahre und sagt immer wieder gern, welche Gebäude sich jetzt an den beschriebenen Stellen stehen – eine Zeitreise, in der man, besonders als Ortskundiger, immer wieder zwischen 1929 und heute hin und herspringt und sich durchaus das eine odere andere Mal sagt: »Ach, das steht dort? Da gehe ich ja immer einkaufen!«

Dieses Buch besticht vorallem durch seine lebendigen Ortsberschreibungen, die durchaus einem Streifzug, an die Fersen Kürtens geheftet, gleichkommt. Stellenweise, und auch das erklärte Parmentier in seinem Vorwort, fühlte man sich hier eher wie in einem Krimi, wohlwissend, dass es doch alles wirklich passtiert ist. Besonders schön ist es, dass der Autor sich der Originalprotokolle und Polizeiberichte bediente, die er wortgetreu – sprich, ohne Orthografie, Grammatik oder Fehler zu bügeln – in den Text einfließen ließ, wodurch eine faszinierende Authentizität, gepaart mir romanhafter Erzählweise, entsteht. Leider ist die Gratwanderung zwischen sachlicher Schilderung und romantischer Erzählung nicht immer ganz geglückt, wenn man bespielsweise Formulierungen wie »unser Serienmörder« liest. Zum Glück halten sich solche Stilblüten und Missgriffe in der Sprache in Grenzen.


Das Thema wurde hier sehr gut aufgearbeitet, auch wenn es Berichte gibt, die, unterlegt mit dem nüchternen Polizeibericht, sehr an die Nieren gehen. Auch wenn man darauf verzichtete, den Illustrationen, die für dieses Buch schon recht reichhaltig ausfallen, noch Bilder von den Leichen oder Obduktionsberichten hinzuzufügen, ist es meist schon genug, überhaupt über die Tat an sich zu lesen und man wird ab und an die Luft anhalten oder stark schlucken müssen.

Für zarte Gemüter, die »einfach mal so ein Buch lesen wollen«, ist das hier eindeutig nichts, auch wenn es trotzallem nur an der Oberfläche gräbt.


Dieses Buch lässt sich, wenn man sich von der Erzählung um den Serienmörder mitreißen lässt, sehr schnell und fließend lesen. Ja, es fesselt einen gerade zu, lässt immer wieder in Kürtens Seele blicken, auch wenn man nie ergründen wird, was ihn wirklich getrieben hat.

Eine Stärke des Buches, die zugleich auch eine Schwäche darstellt, ist die nur bedingt chronologische Erzählweise. Wie zu Anfang gesagt: »Der Würger von Düsseldorf« will keine Biographie sein. Dementsprechend springt die Erzählung auch manchmal rapide zwischen den einzelnen Lebensetappen Kürtens hin und her. Das kann schnell verwirrend und für den einen oder anderen Leser, der Jahreszahlen lieber chronologisch abgearbeitet haben will, auch anstrengend und frustrierend sein. Hier aber lockert diese Art der Aufarbeitung aber durchaus auf und illustriert das Leben Kürtens wie auch seiner Opfer idealer.


Auch die Aufteilung der Kapitel ist in meinen Augen seht gut gewählt und umfasst ein breites Spektrum an Themen. So wird neben den Streifzügen Kürtens durch sein »Revier« und die Schilderung der Morde auch das Leben der Opfer, die einen Angriff des Rheinländers überlebten, geschildert; der Polizeiarbeit und dem nachfolgende Prozess mit der Hinrichtung werden ebenso Beachtung geschenkt, wie auch der Frage, was aus Kürtens Frau, Auguste Kürtens, wurde. Die Dokumente, tabellarischen Zusammenstellungen aller (bekannter Opfer), Kartenmaterial und Trankriptionen wichtiger Schriftstücke (die zumeist als Faksimileabdruck im Buch abgebildet sind) im Anhang runden das Buch insgesamt gut ab.

Durch das recht breite Spektrum an Fragen, die auf, ich möchte sagen, kleinstem Raum behandelt werden, bleibt selbstverständlich nicht viel Platz für tiefgehende Analysen oder ins Detail gehende Betrachtungen. Das ist hier sehr bedauerlich, aber man kann nicht alles haben. Und man sollte sich immer wieder daran erinnern: »Der Würger von Düsseldorf« ist ein Sach- und kein Fachbuch.


Dieses Buch möchte ich jedem wärmstens empfehlen, der sich für die Geschichte der Weimarer Republik interessiert, für das Leben in der Zeit, aber selbstverständlich auch all jenen, die sich mit dem Fall Kürtens befassen wollen. Parmentier liefert hier einen guten, interessanten Einstieg in die Thematik, die interesseweckend und hochspannend ist.

Oder auch für all die Krimileser, die eine fesselnde Geschichte lesen wollen. Doch man sollte hier nie vergessen, dass sie wahr ist.

Und noch eines wird bei der Lektüre und beim Betrachten der Bilder, die wirklich gut gewählt wurden, deutlich: das Böse ist banal. Es trägt das Gesicht eines unbescholtenen Bürgers.

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