Cover des Buches Das Kind, das nicht fragte (ISBN: 9783630873022)
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Rezension zu Das Kind, das nicht fragte von Hanns-Josef Ortheil

Wieder einmal nur phantastisch!!!

von 19angelika63 vor 11 Jahren

Rezension

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19angelika63vor 11 Jahren

Klappentext An einem Frühlingstag im April landet Benjamin Merz mit dem Flugzeug in Cantania. Merz ist Ethnologe, und er möchte die Lebensgewohnheiten der Menschen in Mandlica, einer kleinen Stadt an der Südküste Siziliens, erkunden. Er freut sich auf das Frage- und Antwortspiel mit den Einheimischen, muss allerdings zunächst gr0ße Hemmungen überwinden, um diese Gespräche auch tatsächlich zu führen. Denn Benjamin Merz ist zwar ein kluger Ethnologe, aber auch ein Mann, für den das Fragen nichts Selbstverständliches ist. Aufgewachsen ist er mit vier weitaus älteren Brüdern, die in seiner Familie lebenslang den Ton angaben. Als Neuankömmling bekam er oft nicht einmal mit, worüber am Mittagstisch gesprochen und gestritten wurde. Selbst einfachste Verständnisfragen traute er sich nicht zu stellen und musste das Fragen später mühsam erlernen. Mit den Jahren aber wurde er darin ein Meister, dem es auf verblüffende Weise gelingt, sich fragend in andere Menschen hinein zu versetzen. Genau diese Fähigkeiten machen ihn in Mandlica zu einem allseits, besonders aber bei den Frauen begehrten Gesprächspartner. Sie beginnen, ihm ihre Familiengeheimnisse und geheimste Liebeswünsche anzuvertrauen …

Benjamin Merz kommt nach Sizilien, um dort den großen Wurf zu erzielen. Er möchte einen mehrbändigen Ethnologischen Bericht über die Menschen von Mandlica verfassen. Er hat genaue Vorstellung von den einzelnen Themen, über die er die Menschen befragen möchte. Doch so einfach wie er es sich vorstellt, ist es am Anfang nicht. Denn Benjamin selbst ist gehandicapt. Er ist nicht in der Lage Fragen über sich und sein Leben zu beantworten. Zu tief sitzen die Verletzungen, die er als Kind unter seinen wesentlich älteren Brüdern erleiden musste. Erst Paula gelingt es, ihm diese Geschichte zu entlocken. Wundervolle Sprache, wunderschön beschriebene Orte und eine phantastische Geschichte rund um die Sprache. Man merkt bei der Beschreibung des Ortes und des Landes wie sehr der Autor dieses Land liebt. Ich spürte diese Liebe und habe oft gedacht, da möchte ich auch einmal hin. Wer die Biografie von ihm kennt, weiß, dass er selber erst sehr spät angefangen hat zu sprechen. (siehe „Die Erfindung des Lebens“  autobiografischer Roman Ortheils). In dieser Geschichte geht es wieder um die Sprache, das sprechen und was all dies bei Menschen bewirken kann, wenn es vernachlässigt wird, bzw. wenn Menschen andere immer „klein“ halten. Ein fesselnder Roman, der mir viele Seiten der Sprache und des Sprechens näher gebracht hat. Sprache kann so viel bewirken. Auf der einen Seite kann sie Menschen stark machen, Selbstsicher und mutig. Auf der anderen Seite aber auch verletzen, klein halten und zur Sprachlosigkeit führen. Ein wundervolles Buch, das mir wieder zeigt, was für ein brillanter Autor Hanns Josef Ortheil ist.

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