Cover des Buches Die Berlinreise (ISBN: 9783630874302)
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Rezension zu Die Berlinreise von Hanns-Josef Ortheil

Die Berlinreise von Hanns-Josef Ortheil

von olivia vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ein Reisebericht des jungen Ortheil in das geteilte Nachkriegsberlin Anfang der sechziger Jahre gemeinsam mit seinem Vater.

Rezension

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oliviavor 10 Jahren
Ob das wohl ein Buch für mich sein würde…da war ich zunächst ein wenig skeptisch. Denn über eine Bekannte erhielt ich doch eher zufällig dieses Reisetagebuch von Hanns-Josef Ortheil.
Schnell war ich jedoch überzeugt und konnte mich völlig in die Geschichte hinein begeben. Und der Schreibstil in Verbindung mit der Geschichte aus Sicht eines zwölfjährigen Jungen war so interessant und klar, dass ich es an einem Tag durchgelesen hatte. Immer wieder werden kleine Textpassagen, die die Aufzeichnungen Ortheils von damals aufzeigen, eingedruckt, die mich doch sehr oft zum Schmunzeln, wenn nicht sogar zu lautem Lachen verleitet haben.

"Es war seltsam, und ich kann es nicht gut erklären. Denn wie soll ich es beschreiben, was ich in den Straßen des Ostens sah? Alles sah sehr anders aus als im Westen und ein wenig so wie in Zeitlupe oder wie im Traum ohne Farben. Die Menschen waren viel ruhiger, und sie gingen auch langsamer und so, als hätten sie eigentlich kein dringendes Ziel. Es war nicht verschlafen, das nicht, höchstes ein wenig."

Mehrfach hatte ich meine eigene Tochter vor Augen, die annähernd das gleiche Alter hat, wie Ortheil zur damaligen Zeit und ich fragte mich, ob sie denn vielleicht ähnliche Betrachtungsweisen und Formulierungen wählen würde, wie es der (damalige) Junge getan hat.
Hanns-Josef Ortheil liest übrigens zur Zeit seiner Berlinreise Karl May und stellt immer wieder unterhaltsame Vergleiche beispielsweise zu Old Shatterhand her, wirklich spaßig!

Auch der Vater von Ortheil wird so sympathisch beschrieben, dass es wirklich Spaß machte, die Berlinreise der beiden zu verfolgen. Voller Herz, wie auch der Vater, scheint ebenfalls die Beziehung der beiden zueinander zu sein - keinesfalls oberflächlich und wunderbar unterhaltsam! Ganz anders, als ich mir das zunächst vorgestellt hatte! Ebenso die für den Jungen eher langweiligen Zusammentreffen mit einem alten Freund des Vaters werden aus seiner Sicht so treffend beschrieben, dass ich mir wirklich gut vorstellen konnte, wie er sich in der damaligen Zeit gefühlt hat! Und das wird in einer lustigen Art doch sehr überzeugend vermittelt.

Nun bin ich gespannt - ein Buch von Ortheil liegt noch auf meinem Stapel, "Die große Liebe" - wie sich das nächste Buch denn entpuppt oder ob ich doch eher den Worten des kleinen Jungen "verfallen" war….
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