Nachdem ich das erste Mal in einer mir bis dahin fremden Großstadt gewesen bin, führe ich mir anschließend zu Hause über ein bekanntes Programm die geografische Struktur dieser Stadt vor Augen, um mich im Nachhinein besser orientieren zu können und das Gesehene in einer gewissen Systematik abzuspeichern.
In diesem riesigen Bildband findet man nun Panorama-Bilder von vielen Großstädten dieser Welt. Die Idee hinter dem Buch ist sehr schön und hilfreich. Allerdings hängt ihr Erfolg auch von der praktischen Umsetzung ab. Nachdem ich mir die Bilder in diesem Buch recht oft (und teilweise lange mit einer Lupe) angesehen habe, habe ich ein zwiespältiges Gefühl.
Zunächst einmal machen viele dieser Fotografien auf den ersten Blick einen überwältigenden Eindruck. Dann aber fällt auf, dass einige von ihnen nicht besonders gut sind. Das mag auch am Zeitdruck liegen, unter denen sie zum Teil entstanden sind. Man hat das Wetter bei einem Zeitfenster von einigen Tagen nun mal nicht in der Hand, muss also auch bei Dunst fotografieren. Damit jedoch nimmt man den Bildern die Qualität, weil man die Ferne nur noch durch den Schleier der Luftverschmutzung sieht. Das gehört zwar auch zur Realität, führt aber damit sofort zur Frage, was man eigentlich zeigen möchte – die Realität des Augenblicks, in dem man das Bild eingefangen hat oder die Stadt möglichst schön im Panoramablick.
Vermutlich stand diese Frage jedoch so gar nicht im Raum, denn der Aufwand für diese Fotografien ist erheblich, sodass möglicherweise einfach die Kostenfrage alles entschieden hat. Der Autor dieser Bilder ist der Architekturfotograf Hans-Georg Esch oder HGEsch, wie er sich wohl als Marke etablieren möchte. Wenn seine Bilder also nicht immer den höchsten technischen Standard erreichen, was sollen sie dem Betrachter dann bieten? Ein Panorama-Bild einer bekannten Stadt, könnte die simple Antwort sein. Oder eine erweiterte Vorstellung von diesen Städten, ein Bild, das man so noch nicht gesehen hat.
Es ist eine Banalität, dass solche Bilder ganz wesentlich vom Standpunkt der Aufnahme abhängen. Nicht immer ist der jedoch glücklich gewählt. Besonders ist mir das bei den Bilder von Lissabon aufgefallen. In ihnen kommt das Fluidum dieser wunderschönen Stadt überhaupt nicht zum Tragen. Ähnlich kann man das bei Barcelona sehen. Barcelona besitzt aus historischen Gründen eine einmalige geometrische Struktur, die man hätte geschickter abbilden können. Dazu hätte man sich allerdings einen anderen Standort wählen müssen, der etwas zentraler oberhalb der Stadt liegen sollte.
Abgesehen von der Antenne in der Mitte fand ich das Bild von Athen gut gelungen. Das zu erreichen, ist allerdings keine große Kunst. Denn wenn man die Akropolis und ihre Umgebung ins Zentrum setzt, hat man schon gewonnen. Außer dieser zentralen Sehenswürdigkeit ist Athen ein einziger hässlicher Moloch, was man ohne große Anstrengungen dokumentieren kann.
Um es kurz zu machen: Ich glaube, mit einem besseren Blick für das Wesen einer Stadt, wären viele der Bilder deutlich besser geworden. Oder anders gesagt: Hier hat ein Techniker fotografiert und kein Künstler.
Am Ende des Buches findet man einige englische Texte über die Geschichte von Panorama-Abbildungen und ihre Rolle in der Kunst.
Das Buch enthält seltene und zum Teil beeindruckende Panorama-Fotografien von weltbekannten Städten. Auch wenn mich deren Qualität und künstlerische Güte nicht immer überzeugt haben, so wird man nicht oft solche Bilder finden. Das allein macht das Buch schon wertvoll.
Hans-Georg Esch
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Hans-Georg Esch
Dieser besondere Bildband von Fotograf Hans-Georg Esch aus dem Hause teNeues ist etwas ganz besonderes und das liegt nicht nur an der opulenten Größe! Esch „beleuchtet“ hier die Städte, er porträtiert sie gewisser Maßen und heraus gekommen ist dabei dieses Werk. Als Leser bleibt einem nichts anderes übrig, als es auf einem großen Tisch zu bestaunen. Die Fotos besitzen zum Teil eine gewisse Schärfe, eine gewisse Struktur, ein Einfangen des aktuellen Zeitpunktes der aktuellen Entwicklung. Esch war dafür weltweit unterwegs und somit dürfen wir zwischen Rom und New York pendeln und uns die Städte von oben, aus der Ferne oder eben von hohen Aussichtsplattformen betrachten. Esch fängt dabei, jedenfalls für meine Begriffe, eine Art Zeitfenster ein, die uns zeigt, was alles gebaut wurde oder eben „entfernt“ wurde aus dem Stadtbild um etwas neues zu errichten.
Zur Optik und Haptik: wie gesagt, das Buch überragt mit seiner Größe von 27.8 x 3.5 x 47.4 cm erstmal alles aber es ist einfach das beste Format für seine Fotos. Anders wäre es einfach nicht perfekt geworden. Panorama-Bilder benötigen nunmal Platz! Die Seitenstruktur ist ebenfalls dafür perfekt gewählt und hat seine sehr gute Stärke. Der Einband ist in Leinen gebunden und wirkt dadurch griffig und stabil.
Wenn man es simpel ausdrücken würde, ist es wie ein Wimmelbuch für Erwachsene, denn man bleibt bei jedem Bild hängen und schaut intensiv nach den Gebäuden. Bei Städten die man kennt, geht man sogar so weit, das man sucht wo man war, was man kennt....Ein äußerst beeindruckendes Buch in einer gewohnten Top-Qualität aus dem Hause teNeues - 5 von 5 Sterne und eine klare Empfehlung!
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