Rezension zu "Prosalancelot V" von Hans-Hugo Steinhoff
Beim Prosa-Lancelot handelt es sich um den ersten Prosa-Roman in deutscher Sprache, und zwar den einzigen für ca. einhundertundfünfzig Jahre. Er beruht auf dem französischen Lancelot en prose von 1215/30. Mit der deutschen Bearbeitung wurde ca. im Jahr 1250 begonnen, sie wurde jedoch erst im 14. Jahrhundert vollendet. Wie die französische Fassung auch gliedert er sich in drei Teile: Den Lancelot Propre, die Gral-Queste (La Queste del Saint Graal) und den Tod des König Artus (La Mort de le Roi Artu). In der deutschen Ausgabe von Steinhoff wurde der Lancelot Propre in Lancelot I und II aufgeteilt und die Gral-Queste und der Tod des König Artus in einem dritten Band zusammen gefasst. Die Geschichte umfasst somit drei inhaltliche Schwerpunkte: Die Liebesgeschichte Lancelots und Ginovers, die Gralssuche und Gralsgewinnung durch Galaad und den Untergang des Artusreichs.
Der Prosa-Lancelot verbindet also die Lancelot-Geschichte mit der Grals-Queste, um dieser eine Vorgeschichte und eine Einbindung in einen weiteren Kontext zu geben. Beide Sagen werden verknüpft und zudem werden weitere Artusstoffe miteingebunden, so dass die Geschichte schließlich bis zum Tode König Artus’ weiter geführt wird.
Die Handlung geht in erster Linie auf einen Versroman zurück, den Karrenritter Chrétiens. Verantwortlich für die Autorschaft werden Zisterzienser-Mönche oder Kleriker angesehen. Weiterhin nimmt man an, dass der Text nicht direkt aus dem Französischen, sondern von einer mittelniederländischen Fassung aus der Zeit um 1250 übersetzt wurde, die jedoch nicht erhalten ist. Vom deutschen Prosa-Lancelot selbst gibt es nur zehn Handschriften.
Dass der Roman in Prosa geschrieben wurde, geht in erster Linie darauf zurück, dass er sich selbst als Historie verstand und insofern auf den Stil tatsächlicher Geschichtsschreibung zurückgriff. Aufgrund des geistlichen Inhalts der Gralsgeschichte hatten auch Predigten und andere geistliche Literatur Einfluss auf den Stil.
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Wie im Titel gezeigt, setzt sich der dritte Band aus zwei Teilen zusammen: "Die Suche nach dem Gral" und "Der Tod des Königs Artus".
Im ersten Teil machen die Artusritter sich endlich auf die Suche nach dem Gral. Zu diesem Zweck wurde die Tafelrunde einst gegründet, und sie schwören, nicht eher zu ruhen, als bis sie den Gral gefunden haben. Lancelots Sohn Galaad erscheint am Artushof, er ist der tugendhafteste Ritter, der je gelebt hat, und die Gralsaventüre ist für ihn bestimmt. Mit Hilfe von Parceval und Bohort, die ebenfalls tugendhaft sind, findet er den Gral, vollendet die Aventüre und wird in den Himmel erhoben.
Lancelot sieht daraufhin ein, dass seine Liebe zu Ginover falsch und sündhaft ist. Er schwört, sich von nun an von ihr fern zuhalten. Zurück am Artushof halten die guten Vorsätze jedoch nicht lange stand: Die beiden nehmen ihr Verhältnis wieder auf, und dies hat katastrophale Folgen. Sie werden entdeckt, was einen Krieg nach sich zieht. Die Artusritter entzweien sich und bekämpfen einander, was Tod und Verderben für alle bedeutet...