Rezension zu "Menschenflug" von Hans-Ulrich Treichel
Stephan ist knapp über 50. Ein Alter, in dem sein Vater bereits verstorben ist. Er nimmt sich eine Auszeit von seiner Familie und macht sich auf die Spurensuche nach dem vermissten Bruder, den er als Nachgeborener nie kennengelernt hatte. Seine Eltern mussten im zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat in Ostpreußen flüchten und haben dabei ihren damals 18-monatigen Sohn verloren. Erst Jahre später machten sie sich über das Rote Kreuz auf die Suche nach ihm und machen tatsächlich ein Kind ausfindig, welches sie als ihren Sohn zu erkennen glauben, dies aber nie zweifelsfrei nachweisen können. Doch all dies erfährt Stephan erst bei seiner eigenen Recherche. Denn seine Eltern haben ihm als Nachzögling vieles nicht erzählt.
Irgendwie ist Stephan auch auf der Suche nach sich selber. Bei einer Reise nach Ägypten erlebt er nochmals das erquickende Gefühl des Verliebtseins. Aber, die Vergangenheit lässt ihn nicht ruhen, eine Vergangenheit die direkt oder indirekt auch seinen Lebenslauf mitbestimmt hat....
Der Autor Hans-Ulrich Treichel greift zum zweiten Mal das Thema Vertretung und Bruderverlust auf. Es ist viel Autobiografisches im Roman verwoben, wie man anhand der Lebensgeschichte Treichel nachlesen kann.
Leonard Lansink liest das Buch mit einer gewissen Schwere, die dem Thema nicht abträglich ist. Eine fast depressive Stimmung kommt gerade gegen Ende hin zum Tragen.
Fazit: Keine leichte Kost, keine seichte Unterhaltung.