Rezension zu "Tunnel über der Spree" von Hans Christoph Buch
Zu seinem 75. Geburtstag veröffentlicht der große Schriftsteller Hans Christoph Buch, der 1944 in Wetzlar geboren wurde, diese Zusammenfassung der Literaturszene von Berlin. Mit Humor und Witz gibt er Einblicke in seine Schriftstellergeneration und berichtet nachvollziehbar über seinen Werdegang als Schriftsteller und Reporter.
Die Mutter seines Vaters war Kreolin aus einer alteingesessenen Familie Haitis, einem entlegenen Inselstaat der Karibik. Sein Vater selbst war Botschafter in Dänemark. Oft wird Buch als „Reiseschriftsteller“ deklariert. „Wenn er nicht auf Reisen ist, lebt er in Berlin.“
Buch schreibt in diesen Literaturgeschichten sehr anschaulich über seine literarischen Wegbegleiter, über Begegnungen mit großen, weltberühmten Schriftstellern und über Erinnerungen aus Ost- und West-Berlin in den 1960er und 1970er Jahren.
In diesen Traumpfaden der Literatur lässt er uns teilhaben an Gedichten, Essays und Briefen seiner Weggefährten, wie Sarah Haffner, Wolf Biermann, Peter Schneider, Klaus Schlesinger, Uwe Johnson, Günther Grass, Martin Walser, Marcel Reich-Ranicki und vielen mehr. Ergänzend dazu erleben wir Geschichten von Goethe und Kafka …
Buch, der weit bereiste Reporter aus Kriegs- und Krisengebieten, lässt uns teilhaben an seinen Erlebnissen aus der ganzen Welt.
Das Kapitel „Literaturgeschichten“ war für mich anfangs etwas schwer verständlich, vor allem die Geschichte um Schillers Schädel. Aber auch hier zeigt der Autor seine Klasse und beschreibt dieses Ereignis um 1826 meisterhaft.
Ganz begeistert war ich von der Erzählung über Franz Kafka. „Eine Kindergeschichte“. Der Brief von Kafka an das kleine Mädchen Rosa hat mich tief berührt.
Kafka leidet an Tuberkulose und stirbt 1924 mit 40 Jahren.
Seit 1989 trifft sich das Literarische Colloquium Berlin, unter anderem mit H.C. Buch, um über Literatur, Menschenrechtsverletzungen und Zensur zu diskutieren. Unter dem von Theodor Fontane entlehnten Motto: Tunnel über der Spree und nach der Aussage des Schriftstellers Bernt Engelmann: „Wenn die Berliner so weitermachen, landen sie beim Tunnel über der Spree.“
Ein sehr beeindruckendes Buch von Hans Christoph Buch über die Literaturszene. Wissenswert und unterhaltsam zugleich.
Mir hat das leichtfüßige Spektakel, das zugleich ein Selbstporträt des Autors ist, sehr gut gefallen.
5 Sterne