Ein typischer Fallada - ein Klassiker
von HEIDIZ
Kurzmeinung: Wer Fallada und das Berliner Milieu mag, der ist mit diesem Buch gut beraten.
Rezension
Hans Fallada ist einer der Klassiker-Autoren, die ich sehr gern mag. Mittlerweile habe ich wohl fast alle seiner Werke im Bücherschrank und lese sie nach und nach. Neulich habe ich mich mit "Der eiserne Gustav" beschäftigt - mehrfach verfilmt, gefällt mir doch immer noch das geschriebene Buch am besten.
Fallada entführt seine Leser in die Jahre zwischen 1914 bis 1924 - der Beginn des Ersten Weltkrieges - keine leicht Zeit - im Gegenteil - und Gustav Hackendahl - der eiserne Gustav - arbeitet als Droschkenkutscher in Berlin. Er wird als ein rundherum strenger Mensch dargestellt. Die Familie fällt auseinander - Krieg und Nachkriegsjahre machen es allen nicht leicht. Die Autoindustrie kommt dazu als übermächtige Konkurrenz - er kann gegen sie nicht mehr bestehen.
Eine Reise von Berlin nach Paris soll seine letzte werden ...
Hintergrund: Eigentlich war das Buch als Drehbuch gedacht für einen Film, für welches Fallada 1937 den Auftrag bekam. Die Droschkenfahrt Gustav Hartmanns im Jahr 1928 stand Pate. Fallada machte ein Buch daraus. Goebbels jedoch war das Buch nicht propagadalastig genug, Fallada sollte es umschreiben. Er tat es - hier aber liegt mir nun das Original vor, es wurde laut der auffindbaren Notizen Falladas von Herausgeber Günter Caspar so originalgetreu wie möglich rekonstruiert.
Das Buch ist in 8 Kapitel gegliedert.
Leseprobe:
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1. Kapitel
Die gute schöne Friedenszeit
Vielleicht war es das Pferd im Stall gewesen, die Schimmelstute, das Lieblingstier des alten Hackendahl: Es ließ pausenlos die Halfterkette durch den Krippenring rasseln und schlug, sein Futter fordernd, unablässig mit dem Huf gegen das Stallpflaster.
Vielleicht aber war es auch die erste fahle Dämmerung gewesen, die mit ihrem grauen Schein das hellere Mondlicht abgelöst hatte ....
Dieses Buch, wie ich finde auch die anderen Fallada-Geschichten - ist wieder einmal eine Milieustudie vom Feinsten. Zeitkritisch betrachtet Fallada das Berlin in Kriegs- und Nachkriegszeiten und bindet die fiktive Handlung gekonnt ein. Der ausführliche und doch stets spannende und niemals langatmige Schreibstil gefiel mir auch innerhalb dieser Geschichte Falladas wieder extrem gut. Auch hier hat er es geschafft, mich an die Handlung zu fesseln, bildhaft zu schreiben, als würde während des Lesens ein Film vor meinen Augen ablaufen.
Wer Fallada und das Berliner Milieu mag, der ist mit diesem Buch gut beraten.