Rezension zu Kleiner Mann – was nun? von Hans Fallada
Zeithistorisch und doch zeitlose Thematik
von vanessabln
Kurzmeinung: Nach diesem Buch weiß man, was den "Kleinen Mann" ausmacht, was er erleidet, was sein Glück ist und wie er trotz allem "anständig" bleibt.
Rezension
vanessablnvor 6 Jahren
Der "Kleine Mann" war mir schon von meiner Großmutter ein Begriff, jedoch weiß ich erst nach diesem Buch, was genau damit gemeint ist. Bei Fallada kämpft sich stellvertretend für diese Spezies der Konfektionsverkäufer Pinneberg mit seinem "Lämmchen" durchs Leben. Gleich zu Beginn der Geschichte erwarten sie nämlich schon ein Kind. Nun soll nach dem spontanen Heiratsbeschluss eine eigene Bleibe her. Beide sind noch sehr jung und ihre Liebe zart, aber tatsächlich bewährt sie sich im Alltag, der immer schwieriger wird.
Irritierend fand ich zunächst die penetranten Verniedlichungen ("Jungchen, Lämmchen", "Murkel", auch "Tierchen" für Menschen). Neben der Liebesentwicklungsgeschichte erzählt der Roman viel aus vom Leben in den frühen Dreißiger Jahren, so als wäre man dabei. Der einfache, umgangssprachliche Schreibstil scheint für damalige Verhältnisse neu gewesen zu sein und liest sich überrraschend leicht (bis auf mir unbekannte Worte, an denen ich rätselte). Fallada beschreibt detailreich, aber nie langweilig die Realität, wie diese eben ist, erbarmungslos, aber auch humorvoll. Manches erinnert tatsächlich an Loriot. Verwunderlich ist, wie viele Szenen auf heutige Zeiten übertragen werden können, ob nun Rationierung im Betrieb, Mobbing, Ärger mit Krankenkasse und Behörden, Armut ("Läden, in denen man nichts kaufen kann, Kinos, die man nicht reinkann, Cafés für Zahlungsfähige, Museen für Anständiggekleidete, Wohnungen für die anderen, Behörden zum Schikanieren...").
Politisch wird nicht eindeutig Stellung genommen, den aufkeimenden Nationalsozialismus spürt man jedoch. Die Hauptbotschaft des Buches ist das kleine Glück im Privaten, das einem niemand nehmen kann. Auch Freundschaft hat für das Paar ihre hilfreichen Seiten. Trotz allen Niederlagen steht als Ideal die Liebe der beiden im Vordergrund. Lämmchen ist dabei die Stärkere.
Es war schön, den Roman in der Originalfassung von atb zu lesen. Das lange Nachwort zu den Neuerungen hätte interessanter sein können, lediglich der Teil zu den Leserbriefen an und von Fallada ist aufschlussreich. Was mir fehlte, waren Erläuterungen zur verwendeten Sprache. "Tjüs" und "Püpping" kann man noch nachvollziehen, "Tippel retten" dagegen weniger.
Irritierend fand ich zunächst die penetranten Verniedlichungen ("Jungchen, Lämmchen", "Murkel", auch "Tierchen" für Menschen). Neben der Liebesentwicklungsgeschichte erzählt der Roman viel aus vom Leben in den frühen Dreißiger Jahren, so als wäre man dabei. Der einfache, umgangssprachliche Schreibstil scheint für damalige Verhältnisse neu gewesen zu sein und liest sich überrraschend leicht (bis auf mir unbekannte Worte, an denen ich rätselte). Fallada beschreibt detailreich, aber nie langweilig die Realität, wie diese eben ist, erbarmungslos, aber auch humorvoll. Manches erinnert tatsächlich an Loriot. Verwunderlich ist, wie viele Szenen auf heutige Zeiten übertragen werden können, ob nun Rationierung im Betrieb, Mobbing, Ärger mit Krankenkasse und Behörden, Armut ("Läden, in denen man nichts kaufen kann, Kinos, die man nicht reinkann, Cafés für Zahlungsfähige, Museen für Anständiggekleidete, Wohnungen für die anderen, Behörden zum Schikanieren...").
Politisch wird nicht eindeutig Stellung genommen, den aufkeimenden Nationalsozialismus spürt man jedoch. Die Hauptbotschaft des Buches ist das kleine Glück im Privaten, das einem niemand nehmen kann. Auch Freundschaft hat für das Paar ihre hilfreichen Seiten. Trotz allen Niederlagen steht als Ideal die Liebe der beiden im Vordergrund. Lämmchen ist dabei die Stärkere.
Es war schön, den Roman in der Originalfassung von atb zu lesen. Das lange Nachwort zu den Neuerungen hätte interessanter sein können, lediglich der Teil zu den Leserbriefen an und von Fallada ist aufschlussreich. Was mir fehlte, waren Erläuterungen zur verwendeten Sprache. "Tjüs" und "Püpping" kann man noch nachvollziehen, "Tippel retten" dagegen weniger.