Rezension zu "Hans Graf von Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch - Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945-1947" von Hans Graf von Lehndorff
Für uns in der Nachkriegsgeneration ist diese Zeit, die dieses Buch beschreibt unendlich weit weg. Vor mehreren Jahren habe ich Ostpreußen bereist und erstmals gesehen, wie schön diese Landschaft ist.
Dieses Buch spielt am Ende des 2. Weltkrieges. Der Krieg ist verloren und die russischen Soldaten sind im Osten die Sieger. Der Autor, ein Arzt an der Front, beschreibt, wie es danach weiter ging. Todmüde und völlig ausgehungert standen sie Tag und Nacht am OP Tisch, damit sie von den Siegern verschont wurden. Eine Szene fand ich regelrecht gespenstig: Ein Toter liegt auf dem Tisch und sie tun so, als operierten sie diesen Körper - sie wollten Zeit gewinnen. In ihrem Team war auch eine Ärztin, die zeitweise in einen Schrank versteckt wurde, aus Angst vor den Vergewaltigungen. In dieser Zeit konnte sie wenigstens einmal etwas Schlaf finden.
Das Buch ist nichts für zarte Gemüter. Es beschreibt den Krieg und seine Folgen in der ganzen Grausamkeit.
Wer diese wunderschöne und friedliche Landschaft einmal besucht, kann sich nicht vorstellen, welche Schrecken sich hier abgespielt haben.