Hans Hopf

 4,3 Sterne bei 23 Bewertungen
Autor*in von Abgründe, Die Psychoanalyse des Jungen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Hans Hopf, Dr. rer.biol.hum., ist einer der renommiertesten Kinder- und Jugendlichen-Analytiker Deutschlands; Dozent, Supervisor und Ehrenmitglied der Psychoanalytischen Institute Stuttgart, Freiburg und Würzburg. 2013 erhielt er den Diotima- Ehrenpreis der Deutschen Psychotherapeutenschaft. Er hat zahlreiche Bücher publiziert.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Hans Hopf

Cover des Buches Abgründe (ISBN: 9783608988628)
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Rezension zu "Abgründe" von Hans Hopf

M.Lehmann-Pape
Fast unergründliches menschliches Verhalten

Es benötigt durchaus eine Menge an Erfahrung, um auch die grenzwertigen Ereignisse in Psychotherapien handeln zu können.

Auch wenn der „Alltag“ eher in Gesprächen, teils deutlichen Emotionen von Klienten und manchmal auch hartnäckigen Widerständen des Unterbewussten besteht, gibt es doch, und gar nicht mal so selten, extreme Reaktionen von Klienten im Rahmen ihrer psychotherapeutischen Behandlung.

 

Zum Glück, nicht nur für Psychotherapeuten, ist dieses vorliegende Werk natürlich eine Ballung von schwierigen Momenten und kaum zu verstehenden Verhaltensweisen, die so nicht di Regel natürlich sind.

 

Und doch geben gerade die außerordentlichen Ereignisse, die Hans Hopf flüssig im Stil, aus seiner Praxis zu erzählen versteht, die ebenfalls Lesern und Leserinnen deutlich vor Augen führen, wie absonderlich, schwierig, zugleich aber fest überzeugt von etwas der menschliche Geist eben auch funktioniert.

 

Beeindruckend vor allem, weil Hopf als Kinder- und Jugendpsychotherapeut in der Regel mit Klienten ja arbeitet, das eigentlich zu jung erscheint, um solche Verstörungen aufzuweisen, die Hopf im Buch mit vor Augen legt.

 

„Es sind Geschichten, die anschaulich machen, an welchen Störungen Kinder erkranken können…Sie lassen aber deutlich werden, wie tragisch menschliche Schicksale mitunter sind“.

 

Wobei, im Übrigen, auch die Lebensgeschichte von Hopf selbst nicht frei von Bedrängung und Trauma gewesen ist. Vielleicht. Ist er gerade deswegen besonders in der Lage, sich tief in seine jungen Klienten einzufühlen.

 

„Vielleicht ist ein kleiner Ansporn für andere seelische leidende Menschen, niemals zu resignieren“.

 

Wobei, wie im Beispiel des türkischen Mädchens Selda Nachzulesen ist, dass problematische Störungen der inneren Befindlichkeit nicht selten im „gesamten System“ beheimatet sind. Wenn Hopf erzählt, wie seine Praxis quasi von der Familie des Mädchens „belagert“ wurde.

 

Als „deutsche Hure“ bezeichnet, weil sie einfach nur ähnlich gekleidet sein wollte, wie ihre deutschen Freundinnen. Westliche Musik? Freies Treffen mit Freundinnen, mit der Lique? Ihre vier Brüder mit einbezogen in die „Kontrolle“ des Alltags von Selda, kein Gedanke, an ein „kulturelles Mit-Leben“ vor Ort. Nicht unbedingt letztendlich, doch sehr förderlich für Trauma und Störungen stellt sich dieses Umfeld dar. Selda, die während der Therapie wegläuft und deren Familie daraufhin die Praxis „belagert“. Und endet mit „Verstoßung“- Was als prägnantes Beispiel dafür dient, wie fragil das innere Leben junger Menschen noch ist und wie sehr familiäres Verhalten „aus der Bahn werfen kann“.

 

Jeder der vorgestellten Fälle trägt in sich auf generelle Ausblicke auf innere Nötige und Schwierigkeiten und kann daher von Lesern und Leserinnen bestens auch auf eigenes Erleben und das eigene Umfeld mit übertragen werden.

Um immer wieder zu prüfen, was Aufgabe des „ bewussten Ich“ ist: Getrennt halten und (zugleich) vereinigen, was Außenwelt ist und was innere Bilder des Unbewussten sind.

 

Am Beispiel von Matthias und Maria wird hier überzeugend und verständlich später im Buch dargestellt wird, wie das ist, wenn das Bewusstsein von Fantasien des Unbewussten quasi „überflutet“ werden und Außen- und Innen ihre Trennschärfe existenziell verlieren.

 

Jeder der Fälle ist hoch interessant zu lesen. Und wird durch die ruhige, klare und sachliche Art von Hopf umfassend in ihren allgemeinen Bedeutungen auch vor Augen geführt.

 

Eine sehr zu empfehlende Lektüre, gerade in Zeiten, in denen das Verhalten von Menschen bis hin zu den „Mächtigen“ viele Fragezeichen in den Raum des Lebens stellen.

Cover des Buches Abgründe (ISBN: 9783608988628)
Olivia_Groves avatar

Rezension zu "Abgründe" von Hans Hopf

Olivia_Grove
Einblicke in die Psychoanalyse: Hans Hopfs Blick auf die menschlichen Abgründe

First: Ich finde es überraschend, dass es so wenige kritische Rezensionen und Meinungen gibt, die das Buch hinterfragen und den Inhalt bestenfalls aus einer fachlichen Perspektive näher analysieren. Ich wünsche es mir. 

Der Titel des Buches hat meine Hoffnung auf packende, tiefgründige Einblicke in die „Abgründe“ der menschlichen Psyche geweckt, doch leider wurde diese Erwartung enttäuscht. Statt spektakulärer, dramatischer Fälle erwartet die Leser eher eine Sammlung durchschnittlicher, alltäglicher Erlebnisse aus der Kinder- und Jugendpsychotherapie, was den reißerischen Titel fast schon unverschämt übertrieben erscheinen lässt. 

Die oft unterschwelligen Annahmen über die Rolle des Therapeuten und die Methoden der Psychotherapie regen zwar zum Nachdenken an, erfordern aber definitiv eine kritische Auseinandersetzung. 

Dennoch bietet Hans Hopf in seinem Werk eine interessante Perspektive auf seine psychotherapeutische Arbeit als analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut; lässt jedoch einige Fragen aufkommen. 

Die Neutralitätsregel – „Der Therapeut sollte wie eine weiße Leinwand bleiben, auf die ein Patient seine Vorstellungen projizieren kann“ (S. 76) – bleibt ein Leitmotiv, doch einige Beschreibungen werfen Fragen zu den ethischen Standards auf. Besonders irritierend war für mich persönlich die Verwendung erotisch aufgeladener Begriffe im Kontext der Patient-Therapeut-Beziehung. 

„Natürlich wusste ich als Psychoanalytiker, dass es bereits bei kleinen Mädchen zu heftigen erotischen Gefühlen kommen kann. Eine derart sinnliche Spannung, eine solch flirrende Atmosphäre hatte ich jedoch bislang mit keinem Kind erlebt.“ (S. 30) 

Oder war es nur unglücklich formuliert? 

Auch wenn der Autor vermutlich die psychische Intensität des Moments beschreiben wollte, lässt die Wortwahl in Verbindung mit der geschilderten Atmosphäre der Patientin gegenüber dem Therapeuten Zweifel an der professionellen Distanz aufkommen. Dies könnte die Glaubwürdigkeit und therapeutische Integrität, die er vermitteln möchte, infrage stellen.

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Die hier im Buch von Hopf angewandte Psychoanalyse zeigt, wie stark Freuds Konzepte nachwirken – und genau das sorgt bis heute für Diskussionen. Der häufige Vorwurf, Freud habe alles durch eine sexualisierte Brille betrachtet, trifft sicher in vielen Fällen zu. Doch unabhängig von dieser Kritik bleibt die historische Bedeutung der Psychoanalyse unbestreitbar: Sie legte den Grundstein für viele moderne Ansätze und hat die Psychotherapie nachhaltig geprägt. 

Die moderne Psychologie bietet heute ein wesentlich nuancierteres Verständnis von familiären Einflüssen und der Entstehung psychischer Erkrankungen. Aus dieser Perspektive wirkt das Buch stellenweise zu einseitig und von einem dogmatischen Blick geprägt, der wenig Raum für alternative Deutungen lässt. 

Wer sich auf die Lektüre einlässt, sollte die geschilderten Fälle und Ansichten daher mit einer kritischen Haltung betrachten und sie im Kontext moderner psychologischer Erkenntnisse hinterfragen. 


„In der Psychotherapie eines Kindes sollen keine realen Wünsche befriedigt werden. Über Wünsche sollte gesprochen und fantasiert werden. Doch ein Kind mit solchen frühen Defiziten wie Gerhard sehnt sich nach intensiver Verschmelzung mit einem »nur guten Wesen«.“ (S. 47) 


Cover des Buches Grenzland (ISBN: 9783596809172)
A_Kaidens avatar

Rezension zu "Grenzland" von Martina Wildner

A_Kaiden
Ich konnte das Buch kaum auf die Seite legen

Am Anfang des Buches hatte ich meine Bedenken, ob ich es wirklich bis zum Ende lesen werde. Zum einen musste ich mich an den Schreibstil der Autorin gewöhnen. Sehr gestört hat mich am Anfang die vielen Wortwiederholungen. So wird zum Beispiel in dem Kapitel das Wort Zeit circa in 7 nachfolgenden Sätzen verwendet. Ich bin mir sicher, dass man dies besser hätte umschreiben können. Jedoch wurde ich beim Weiterlesen positiv überrascht. Am Schluss wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Agnes, ca 14 Jahre alt, versucht Jana als beste Freundin zurückzugewinnen, die sich plötzlich komplett vom Verhalten her ändert und nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Da sieht sie nachts beim Fernsehen diese seltsame Frau mit den 3 Augen, die sie persönlich anspricht. Anfangs noch reine Neugierde und Langeweile gerät sie in ein gefährliches Spiel der Selbstverletzung aus dem sie nicht mehr so leicht aussteigen kann.

Bereits zu Beginn werden einzelne Stationen des Grenzlandes aufgezeigt, von denen der Leser ahnt, dass er alle mit der Protagonistin durchleben wird. Wie sich im einzelnen darstellen, ahnt der Leser jedoch nicht und es werden raffinierte Wendungen geboten. Auch Themen wie Magersucht und sexuelle Übergriffe werden angesprochen und ein Junge, der es geschafft hat, aus der Krise herauszukommen. 

Fazit: Sollte man selbst instabil sein und an Borderline leiden , bzw. zu selbstverletzendem Verhalten neigen,  dann ist dieses Buch nicht zu empfehlen, da die Triggergefahr sehr hoch ist.

Für alle die es einfach nur interessiert - toll geschrieben (wenn man vom Anfang absieht) und sehr spannend

Klare Leseempfehlung 

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