Rezension zu "Aliana Engel der Finsternis" von Hans Jürgen Hetterling
Cover:
Die Covergestaltung sagt mir persönlich nur wenig zu. Der Stil scheint einem alten Computerspiel entsprungen; alle Elemente wirken irgendwie unecht und schnell zusammengeschustert. Einzig die gewählte Gesamtszene gefällt mir, da sie auf den Inhalt des Romans abgestimmt ist. Die Neugier auf diese Geschichte konnte jedoch primär der Klappentext wecken, der ausgezeichnet formuliert ist.
Dieser Auftakt zu einer Dilogie verbindet Horror, Mystik und Erotik auf ausgefallene Weise. Hans Jürgen Hetterling bedient sich dafür der Motivik der Nachtgeschöpfe, doch die Erzählung hält zwischen den Reichen der Lebenden und Toten noch so manch andere interessante Überraschung bereit. Als besonders angenehm habe ich dabei die dunkle Aura empfunden, die alles auszustrahlen scheint. So sind Vampire hier z. B. keineswegs handzahme Geschöpfe in unseren Reihen, sondern durchaus gefährliche, manchmal auch skrupellose Raubtiere. Generell wird auf diesen Seiten nichts geschönt, was nicht schön ist; brutale und blutige Szenen ließen mir deshalb gekonnt als fester Bestandteil der Geschichte einen Schauer den Rücken hinunterlaufen. Gleichzeitig versteht der Autor sich darauf, der Erzählung mit erotischen Akten einen Nervenkitzel anderer Art zu verleihen, der durch den wirklich hervorragenden Schreibstil noch verstärkt wird. Ich würde ihn als gehoben und äußerst poetisch bezeichnen, ein Mix, der mir persönlich gut gefallen hat. Im Übrigen scheint Herr Hetterling auch über eine auffallend gute Allgemeinbildung zu verfügen – zumindest lassen die teils tiefgründigen Gespräche zwischen den Helden darauf schließen.
Die Charaktere sind insgesamt schön gezeichnet. Howard konnte mich als einsamen, trauernden Witwer mit sonderbaren Visionen definitiv überzeugen. Auch Aliana schien mir als schöne, geheimnisvolle Vampirin keineswegs unauthentisch. Die sich anbahnende Beziehung zwischen den beiden ist wie ein intimes, mystisches Rätsel, das der Leser entschlüsseln muss. Am meisten hat mich allerdings der Bösewicht des Romans beeindruckt, der alt und unglaublich machtvoll ist.
Mein einziger Kritikpunkt gilt der Spannung, die nach einem anfänglich packenden Start allmählich nachlässt. Zwar treiben höhere Mächte und alte Feinde ihr finsteres Spiel, doch lesen sich grade die mittleren Kapitel irgendwie zäh. Insbesondere die sonderbaren Vorkommnisse zwischen Howard und Aliana, bis sie sich reinen Wein einschenken, ließen mich bald ein wenig übersättigt zurück. Ebenso erschien mir Howards Reaktion bezüglich des Daseins seiner Geliebten nicht nachvollziehbar. Die Schwäche im Plot ist jedoch kurz darauf glücklicherweise ausgestanden, sodass es sich definitiv lohnt, dran zu bleiben.
Fazit:
„Aliana. Engel der Finsternis“ bietet ein anregendes Trio aus Horror, Mystik und Erotik! Bis auf einige zähe Passagen bietet sich hier ein gelungener Auftakt, getragen von herrlich malerischen Worten. Ich vergebe vier Sterne.