Hauptmanns langer Abschied
von Bluely
Kurzmeinung: Erschreckend detailreiche Beschreibung der Zustände vor und nach Kriegsende im privilegierten Haushalt Gerhart Hauptmanns.
Rezension
In dieser Romanbiografie schreibt Hans Pleschinski detailliert über die letzten Monate Gerhart Hauptmanns rund um das Ende des 2. Weltkrieges, seine Rückkehr auf den geliebten Wiesenstein, wobei Wahrheit und Fiktion miteinander verschmelzen.
Eines vorab: dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Die Schrecken der Zeit werden schonungslos offen, jedoch sachlich und nicht übertrieben emotional geschildert. Das muss man aushalten können. Zudem machen es die vielen Personen, Perspektivwechsel, Rückblenden und die ewigen Rezitationen aus Gerhart Hauptmanns Werken nicht ganz leicht der Handlung zu folgen. Besonders Letzteres hat mich irgendwann ziemlich gestört, war ich doch eher an Hauptmann selbst interessiert. Schade, dass man nicht immer nachvollziehen konnte, was historisch belegt ist. Gerade wenn Hauptmann innerlich Zwiesprache gehalten hat oder Gespräche mit seinem "Kasperl" führte, war das schon sehr skurril. Einzig die Nebenhandlungen, vor allem um seinen privaten Krankenpfleger Metzkow, lockern den Roman etwas auf. Positiv hervorheben möchte ich die wahnsinnig umfangreiche Recherchearbeit des Autors sowie seine Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk Gerhart Hauptmanns. Dies muss eine unfassbar aufwendige Arbeit gewesen sein!
Daher kann ich den Roman auch in erster Linie Personen empfehlen, die sich einen Überblick über die verschiedensten, zum Teil auch nicht so bekannten, Werke Hauptmanns machen wollen. Die Geschehnisse rund um das Kriegsende sind hier eher Rahmenhandlung, weshalb ich mit dem Buch auch nicht so richtig warm geworden bin. Um die Hälfte gekürzt, hätte für mich gereicht!