Cover des Buches Saufen nur in Zimmerlautstärke (ISBN: 9783463406961)
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Rezension zu Saufen nur in Zimmerlautstärke von Hans Rath

Rat(h)los

von lex-books vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein paar witzige Stellen, aber es kam mir nicht wie eine durchdachte Handlung vor.

Rezension

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lex-booksvor 7 Jahren
Auf "Saufen nur in Zimmerlaustärke" hatte ich mich eigentlich sehr gefreut, weil ich meinte Hans Raths humorige Man(n)-Trilogie in guter Erinnerung zu haben. Bedauerlichweise kann ich mit seinem neuen Buch wenig anfangen. Ich bin ratlos, was mir der Autor damit sagen will.

Sein Protagonist ist der 50jährige Anwalt Adam Schmitt, der anfangs einen Herzanfall erleidet und nun überlegt, ob ihm das Schicksal damit einen Wink geben will. Da er sich nicht sicher ist, nimmt er sich vorsichtshalber eine Auszeit und fährt (Zufallsentscheidung!) nach Island. In Island trifft er auf seine Ex-Affäre Astrid und anschließend auf Magnus, einen kleinen Menschen, der behauptet ein waschechter Troll zu sein. Gemeinsam mit Magnus reist er zurück nach Berlin, wo der Troll für ziemlich viel Aufregung sorgt während Adam überlegt, ob er seine Ehe retten will, die gerade den Bach runter geht.

Ich muss sagen, dass ich die ersten Seiten eigentlich recht gerne gelesen habe. Adam hat einen Herzanfall, aber seine Helfer sind mehr daran interessiert, miteinander zu flirten, statt wirklich Hilfe zu leisten - nicht realistisch, aber irgendwie las sich der Einstieg doch ganz witzig. Dann stellte sich aber schnell heraus, dass ich in einer Art Midlife-Crises gelandet war, um die herum sich offenbar nur männliche Charaktere tummeln, die entweder munter Steuern hinterziehen, das Blaue vom Himmel herunter lügen oder aber ihre Frauen betrügen/betrogen haben, womit ich absolut nichts anfangen konnte.

Nutten und Affären - sorry, lustig fand ich das alles nicht, eher beschämend, trotz oder gerade wegen Adams unbeteiligter Art, die mich zunehmend in den Wahnsinn getrieben hat. Die Prämisse des Buches scheint auf dessen latenter Lebensleere und Unzufriedenheit aufzubauen. Das mag man im realen Leben kennen, als literarische Idee fand ich die Figur Adam leider sehr deprimierend, ausdrucksarm und uninteressant. Eine eigene Meinung hat er zu den meisten Dingen nicht - alles ist weder gut, noch schlecht und so dümpelt die Handlung dann auch vor sich hin. Obwohl das Buch nicht gerade dick ist, fing es schnell an inhaltlich durchzuhängen. Im Wesentlichen wird Adam mal in ein Missverständnis, mal in irgendeinen Irrsinn verstrickt. Hier hat Troll Magnus mit seiner dreisten Art (à la Klings Känguru, nur ohne politischen Hintersinn) ab und zu einen Lacher auf seiner Seite, das war leider auch schon alles.

Ich hatte gehofft, am Ende mit einem besonderen Clou überrascht zu werden, etwas, was mir die zwischen Belanglosigkeit und Klamauk schwankende Handlung rückwirkend erklärt oder näher bringt, vielleicht sogar mit einer überraschenden Wende in Sachen Troll, da ich lange nicht sicher war, ob es sich bei Magnus ernsthaft um einen Troll handelt, oder der Autor lediglich mit dieser Vorstellung spielt. Tja, Fehlanzeige! Es ist ein Ende, das sich für mich weder nach Ende noch nach Aussage anfühlt, sondern einfach nur absurd und sinnlos.

Wenn weder Handlung, noch Charaktere überzeugen können, bleibt nicht mehr viel, was man loben könnte - allenfalls den lockeren Schreibstil. Meins war es leider nicht. Vielleicht habe ich den tieferen Sinn auch einfach nicht verstanden, das mag sein. Deshalb: Wer ein paar positivere Meinungen lesen will, schaut gerne mal auf wasliestdu.de vorbei. Dort habe ich das Buch innerhalb einer Leserunde gewonnen. Einige andere Leser waren begeistert und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. 2,5 Punkte
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