Eigentlich wollte Hans Staden von Homburg 1548 nach Indien. Das wollten schon manche und stiegen an einem völligen anderen Ort von Bord. Staden landete an Brasiliens Küste. Sieben Jahre lang lebte er bei Eingebohrenen und war als Christenmensch völlig entsetzt: die Leute verspeisten sehr gerne Menschenfleisch!
Und auch er sollte - so wurde ihm immer wieder verkündet - als Braten herhalten, aber erst noch an Leibesfülle zunehmen.
Staden kam mit dem Leben davon. Er schrieb jeden Tag alles auf, was er erlebte und beobachtete. "Wahrhaftige Historia der wilden, nackten, grimmigen Menschenfresser-Leute" war der Titel der Erstausgabe, die 1557 erschien und zig Auflagen erlebte.
Für uns ist es heute ein Lesevergnügen sondergleichen. Der sich überlegen glaubende Europäer beschreibt Sitten und Gebräuche der "Wilden" in einer Art und Weise, die heute schräg und komisch wirkt. Außerdem spürt man, dass über all seinem Schreiben stets das Damoklesschwert der Schlachtung und Verspeisung steht.
Die Ausgabe in der Edition Erdmann enthält Auszüge, sprachlich angepaßt und mit Illustrationen der Erstausgabe versehen.
Rezension zu "Brasilien" von Hans Staden