Rezension zu "Der grüne Stern" von Hans Weigel
Dieses Buch, eine Satire, wie es im Untertitel heißt, ist eine Parabel für den Aufstieg Adolf Hitlers und den Faschismus ganz allgemein. Der Protagonist des Romans, der noch dazu Gottfried Hofer heißt, ruft, mehr oder weniger zufällig, eine Bewegung ins Leben, die sich der Ablehnung von Fleischgenuss verschrieben hat. Diese Vegetarianer gewinnen immer mehr Anhänger im ganzen Land.
Begleitet werden die Aktivitäten des Vereins von Maßnahmen und Ereignissen, die wir doch aus unserer Geschichte und der Geschichte des Dritten Reiches kennen.
Das Buch ist so geschrieben, dass man vom Schmunzeln ins Lachen kommt und gleichzeitig dieses im Hals stecken bleibt, weil die Analogie dermaßen offensichtlich ist. Fleischer werden letztendlich verfolgt und vernichtet, wobei die Granden der vegetarianischen Bewegung heimlich weiterhin Fleisch essen und ihre Bezugskanäle pflegen.
Dass diese Bewegung ausgerechnet vegetarisch ist, wirkt heute nicht mehr zeitgemäß. Das darf allerdings nicht als Kritik an Vegetariern missverstanden werden, denn diesen Roman schrieb Hans Weigel während des Zweiten Weltkrieges in seinem Schweizer Exil. Dort wurde er auch, 1943, zum ersten Mal veröffentlicht.
Hans Weigel war Jahrzehnte lang der wichtigste Kritiker und Literaturpapst Österreichs und hat die österreichische Nachkriegsliteratur auch als Förderer des Nachwuchses entscheidend mitgeprägt. Es gibt nur nur sehr wenige erzählerische Werke von ihm, doch diesen Roman halte ich für ein absolutes Highlight, und es ist gut, dass er heute wieder erhältlich ist.