
Nilpferde unter dem Haus
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Ein persönliches Zeugnis
WinfriedStanzick
31. May 2017 um 13:09"Sie hat mir ungemein geholfen. Sie hat mir gezeigt, wie man lebt, wie man liebt. Sie war wie eine Katze zu mir, lieb und ohne Herrschsucht. Irgendetwas an mir muss sie überzeugt haben, an irgendetwas in mir hat sie geglaubt. Meine Verse fand sie gut. Meine Biersauferei fand sie blöd, hat aber nicht protestiert. Sie hat mich mit ihrer Liebe normalisiert, soweit das ging, sie hat mich auf den Weg zu mir selber gebracht."So liebevoll beschrieb der Baseler Schriftsteller Hansjörg Schneider im Jahr 2000, zwei Jahre nach deren Tod, seine Beziehung zu seiner geliebten Frau Astrid. Im Frühjahr dieses Jahres erschien von „Nachtbuch für Astrid“ eine Neuauflage. Etwa zeitgleich mit dem hier vorliegenden zweiten Band von Tagebuchaufzeichnungen, die Hansjörg Schneider 2002 begann und über einen Zeitraum von zehn Jahren fortsetzte.Auch in diesem sehr persönlichen Zeugnis schreibt sich Schneider, immer wieder zwischen seiner Basler Wohnung und einem kleinen Hotel in Todtnauberg im Schwarzwald pendelnd, in dem er sich schon in „Nachtbuch für Astrid“ von dem großen Schock zu erholen suchte, den der Tod seiner Frau für ihn bedeutete, den nach wie vor schwärenden Schmerz darüber von der Seele.Wir erfahren aber auch sehr viel über seine schriftstellerische Arbeit an seinen Hunkelerromanen, immer wieder geht sein Blick zurück in die fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und er versucht sich sein Leben zu deuten, auch seinen Weg als Schriftsteller und Dichter.Und er beginnt zu träumen. Und er zeichnet diese Träume auf, auch den von den „Nilpferden unter dem Haus“, weil er sich von ihnen einen späten Aufschluss über sein Leben erhofft.Es ist das ehrliche und berührende Werk eines Menschen, der sich auch im Alter das Staunen über seine Welt und Umwelt bewahrt hat und der uns hoffentlich noch etliche seiner wunderbaren Romane schenken wird.Rezension zu "Nilpferde unter dem Haus" von Hansjörg Schneider
Clari
Lebensrückblicke. In Todtnauberg im Schwarzwald findet Hansjörg Schneider Ruhe. Hier kann er seinen Gedanken nachhängen und sich noch einmal Rückblicke in sein Leben gestatten. 1938 geboren arbeitete er später als Lehrer, Journalist, Krimiautor und am Theater. Er ist der Erfinder der berühmten „ Hunkeler“-Romane. Von 2000 – 2010 reichen seine Aufzeichnungen, die einer stillen und ruhigen Selbstbetrachtung gleichen. Traurig und melancholisch sind seine Empfindungen, wenn er an den viel zu frühen Tod seiner Frau 1997 denkt. Dieser Tod und der seiner Mutter 1956 haben tiefe Lücken in sein Leben gebrannt. Heute fragt er sich: kann man in seinem Alter noch einmal lieben? Will er das überhaupt? Viele Fragen bewegen ihn neben den skizzenhaften Aufzeichnungen über seine Jugend, frühe und späte Freundschaften und den im Wechsel dazu erlebten Erfahrungen in der frischen Natur. Er liebt den Geruch des Schnees, die Kälte, morgendliche Stille und beschauliche Sonnenaufgänge. Doch seine Jugend war überschattet von einem strengen, sexualfeindlichen Vater, der Strafen mit Willkür verhängte und die Familie terrorisierte. Erst eine Psychoanalyse schaffte ein wenig Klärung, doch Träume besetzen die Nächte und lassen einen ratlosen Träumer zurück. Hansjörg Schneider zeigt sich in seinen Erinnerungen als Einzelgänger, der seinen mehr oder weniger trüben Erinnerungen nachsinnt. Ein glücklicher Mensch ist er wohl nicht gewesen. Möglich scheint aber auch, dass er zum einsamen Lebensende hin seine Ansätze von Lebensfreude verloren hat. Besinnlich, nachdenklich und von einer tiefen Melancholie überschattet lässt Hansjörg Schneider sein Leben Revue passieren und gibt uns Einblicke in seine eher skeptischen und zurückhaltenden Lebensbetrachtungen.- 3
Rezension zu "Nilpferde unter dem Haus" von Hansjörg Schneider
WinfriedStanzick
31. May 2012 um 08:55"Sie hat mir ungemein geholfen. Sie hat mir gezeigt, wie man lebt, wie man liebt. Sie war wie eine Katze zu mir, lieb und ohne Herrschsucht. Irgendetwas an mir muss sie überzeugt haben, an irgendetwas in mir hat sie geglaubt. Meine Verse fand sie gut. Meine Biersauferei fand sie blöd, hat aber nicht protestiert. Sie hat mich mit ihrer Liebe normalisiert, soweit das ging, sie hat mich auf den Weg zu mir selber gebracht." So liebevoll beschrieb der Baseler Schriftsteller Hansjörg Schneider im Jahr 2000, zwei Jahre nach deren Tod, seine Beziehung zu seiner geliebten Frau Astrid. Im Frühjahr dieses Jahres erschien von „Nachtbuch für Astrid“ eine Neuauflage. Etwa zeitgleich mit dem hier vorliegenden zweiten Band von Tagebuchaufzeichnungen, die Hansjörg Schneider 2002 begann und über einen Zeitraum von zehn Jahren fortsetzte. Auch in diesem sehr persönlichen Zeugnis schreibt sich Schneider, immer wieder zwischen seiner Basler Wohnung und einem kleinen Hotel in Todtnauberg im Schwarzwald pendelnd, in dem er sich schon in „Nachtbuch für Astrid“ von dem großen Schock zu erholen suchte, den der Tod seiner Frau für ihn bedeutete, den nach wie vor schwärenden Schmerz darüber von der Seele. Wir erfahren aber auch sehr viel über seine schriftstellerische Arbeit an seinen Hunkelerromanen, immer wieder geht sein Blick zurück in die fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und er versucht sich sein Leben zu deuten, auch seinen Weg als Schriftsteller und Dichter. Und er beginnt zu träumen. Und er zeichnet diese Träume auf, auch den von den „Nilpferden unter dem Haus“, weil er sich von ihnen einen späten Aufschluss über sein Leben erhofft. Es ist das ehrliche und berührende Werk eines Menschen, der sich auch im Alter das Staunen über seine Welt und Umwelt bewahrt hat und der uns hoffentlich noch etliche seine wunderbaren Romane schenken wird.