Cover des Buches Der Junge muss an die frische Luft (ISBN: B00NEU9P7W)
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Rezension zu Der Junge muss an die frische Luft von Hape Kerkeling

Hapes Kindheit

von Saralonde vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Hapes Kindheit

Rezension

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Saralondevor 9 Jahren

Ich bin mit Hape Kerkeling aufgewachsen, kannte ihn schon lange vor “Total Normal” und mochte ihn auch immer. “Total Normal” war für mich allerdings schon sein Meisterwerk, im kongenialen Duo mit Achim Hagemann (Hurz!). Als es mir vor einigen Jahren schlecht ging, schenkten mir meine Kollegen in einer Krankmeldungsphase Hapes Buch “Ich bin dann mal weg”, das mir wahnsinnig gut gefallen hat.

Dass ich auch dieses Buch lesen wollte, war von vornherein klar. Die Entscheidung für die Hörbuchversion war einfach – kein teures Hardcover und Hape liest selbst. Und das macht er natürlich auf seine unvergleichliche Art, es wäre undenkbar, jemand anderen das Buch lesen zu lassen. Es ist ein sehr, sehr persönliches Buch, in dem Hape nicht nur von seiner Kindheit erzählt, die vom Selbstmord seiner Mutter überschattet war, sondern auch den einen oder anderen prägenden Moment seines späteren Lebens anspricht. Sehr rührend die Episode, die gleich zu Beginn kommt, als er als Horst Schlämmer ein todkrankes Mädchen trifft.

Ein wenig gestört hat mich, wie sehr Hape auf das Gutmenschentum pocht, das war mir stellenweise ein bisschen zu viel. Ein paar sehr lustige Anekdoten sind natürlich auch dabei. Ganz viel Anteil an Hapes Leben hatten seine beiden Großmütter und deren wunderbaren Charakter und ihre erstaunliche Toleranz spielen daher in dem Buch eine ganz große Rolle. Richtig schlimm war das Schicksal von Hapes Mutter, die eigentlich eine fröhliche Frau war, bis ihr die Lebensfreude genommen wurde, warum, möchte ich hier nicht sagen, das lest ihr lieber selbst oder hört es euch an. Was Hape da mitgemacht hat, ist nicht zu unterschätzen.

Sehr interessant fand ich Hapes These, dass indirekt das Naziregime bis in die siebziger Jahre hinein (und vielleicht noch darüber hinaus?) einen Einfluss auf depressive Menschen hatte, oder besser gesagt darauf, wie mit ihnen umgegangen wurde. So war es undenkbar, jemanden freiwillig in eine psychiatrische Klinik einzuweisen, wo man ihm vielleicht hätte helfen können. Denn wer dort landete, galt eben als “geisteskrank” und wir wissen ja, wie unter den Nazis mit solchen Menschen umgegangen wurde. Gerade, wenn man selbst an einer depressiven Erkrankung leidet, ein wirklich erschreckender Gedanke.

Alles in allem eine spannende Biografie, die mir sehr gefallen hat, jedoch nicht ganz an die wunderbare und überraschende Mischung von Humor und Philosophie in “Ich bin dann mal weg” herankommt.

Mir ist Hape Kerkeling sehr sympathisch und ich bin gespannt, ob er sein Vorhaben, mit 50 seine Showkarriere endgültig zu beenden, konsequent umsetzt. Falls ja, sollte das jeder respektieren. Er ist nach eigener Aussage kein Mensch, der die Öffentlichkeit braucht, und das glaube ich ihm. Ich bin jedenfalls froh, dass er nicht “Wetten, dass…” übernommen hat, war mir aber auch sicher, dass er das nicht tun würde ;-)

Herzlichen Glückwunsch zum baldigen 50., Hape!

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