Rezension zu "Ochsenblut" von Harald Hillebrand
Ermittlertalent aus dem Brandenburgischen
Duffyvor 6 Jahren
Hagen Brandt ist vor sechs Jahren aus dem Polizeidienst ausgeschieden und hat sich nun als Immobilienmakler im brandenburgischen Gransee niedergelassen. Als er in seinem eigenen Domizil den Boden seiner Küche erneuern will, stößt er auf ein menschliches Skelett, das dort schon seit langer Zeit liegt und Brandt zurück in die Zeit des Nationalsozialismus führt. Der Mord an einer Journalistin, die ihm sehr nahe steht, lässt Querverbindungen entstehen und so wird er als Sonderermittler für diesen Fall wieder eingestellt. Die Wellen schlagen hoch bis in die aktuelle Neonaziszene und ganz nebenbei taucht noch der berühmte Schatz vom Stolpsee auf.
Harald Hillebrand war selbst Kriminalist und so fällt dann auch dieser Regionalkrimi sehr strukturiert und methodisch aus. Die Verwicklungen werden systematisch angegangen und sind in sich schlüssig, doch die richtig intensive Spannung will nicht aufkommen, denn das liegt an der Figur des Hagen, ein echter Superermittler, der alles im organisatorischen Griff hat, kaum Fehler macht und von den Kollegen auch schon mal "Chef" genannt wird. Auch das amouröse Umfeld des Ermittlers ist ein wenig zu einfach gestrickt, nicht nur die ermordete Journalistin hatte etwas mit ihm, auch die Spurensicherin ist immer hinter ihm her und schleift ihn ins Bett, was ihm keine Gewissensbisse bereitet, obwohl am nächsten Tag seine Freundin aus dem Urlaub kommt. Man steckt das einfach weg und das hätte sich Hillebrand gerne sparen können.
Es ist der erste Band einer Reihe und man muss wohl die anderen Bände lesen, um festzustellen, ob das perfekte Image des Ermittlers irgendwann mal ein paar Risse bekommt, die ihn als Person interessanter machen. Das Buch ist flüssig geschrieben und liest sich gut, aber unter dem Strich hätte man sich gerade hier im Brandenburgischen einen etwas weniger perfekten Ermittler gewünscht.