Harald Jähner

 4,7 Sterne bei 38 Bewertungen
Autor*in von Wolfszeit, Höhenrausch und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Harald Jähner, Jahrgang 1953, war bis 2015 Feuilletonchef der «Berliner Zeitung», zugleich Honorarprofessor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin. 2019 erschien das Buch «Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945–1955», das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde und monatelang auf der «Spiegel»-Bestsellerliste stand; es wurde in zahlreichen Ländern veröffentlicht, darunter USA und England, wo es für den renommierten Baillie-Gifford-Preis nominiert war. 2022 erschien «Höhenrausch. Das kurze Leben zwischen den Kriegen», ebenfalls Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb: «Ein grandioser Erzähler. Das Buch liest sich spannend wie ein guter Roman.»

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Harald Jähner

Cover des Buches Wolfszeit (ISBN: 9783499633041)

Wolfszeit

(22)
Erschienen am 15.09.2020
Cover des Buches Höhenrausch (ISBN: 9783499008801)

Höhenrausch

(11)
Erschienen am 13.02.2024
Cover des Buches Wolfszeit (ISBN: 9783737101011)

Wolfszeit

(0)
Erschienen am 15.09.2020

Neue Rezensionen zu Harald Jähner

Cover des Buches Höhenrausch (ISBN: 9783499008801)
Viv29s avatar

Rezension zu "Höhenrausch" von Harald Jähner

Viv29
Hervorragend lesbar, vielfältig und informativ

Nachdem ich schon "Wolfszeit" begeistert las, ging ich mit hohen Erwartungen an "Höhenrausch" heran. Ich wurde nicht enttäuscht. Wieder entwirft Harald Jähner ein lebendiges und vielfältiges Portrait einer Epoche. Das Quellenverzeichnis am Ende zeigt ebenso wie die Informationstiefe die enorme Recherche, die in dieses Buch geflossen ist, und doch gelingt es Jähner, den Lesern dieses reichhaltige Wissen durch seinen angenehmen Schreibstil so leicht zu vermitteln, als ob es sich um einen unterhaltsamen Roman handele. Das ist gekonnt und erfreulich. Man sieht vieles beim Lesen geradezu vor sich und kann ganz in die Weimarer Republik eintauchen. 

Die Themenbandbreite ist beeindruckend und liefert ein umfassendes Bild. Schön ist auch, daß Jähner einen tiefergehenden Blick auf die Kunst und Kultur jener Zeit wirft und gut darlegt, was man aus dieser über die Lebensumstände und auch das Lebensgefühl erfährt. Allerdings gibt er sich den ausführlichen Nacherzählungen von Büchern, Filmen etc. manchmal zu ausgiebig hin. Oft hätte eine kürzere Zusammenfassung gereicht, um die Bedeutung zu vermitteln, obwohl ich gerade die Literatur der Weimarer Republik durchaus schätze. Ein Kapitel besteht aus einer langen Abfolge vieler solcher Nacherzählungen, was in dieser Ausführlichkeit ermüdet und die Informationswirkung letztlich eher abschwächt.
Auch einige wiederholende Passagen hätte es nicht gebraucht. Ganz persönlich fand ich zudem die detaillierten Schilderungen über Vorgänge rund um die Machtergreifung etwas zu viel, was aber auch daran liegt, daß mir diese Informationen bereits sehr gut bekannt sind, so daß die Lektüre jenes Kapitels mir nichts Neues brachte - mir ging es eher um das Lebensgefühl dieser Zeit. Andere werden sich aber gerade über die Ausführlichkeit, in der diese Geschehnisse geschildert sind, freuen. 

Insgesamt ist das Buch wohl mit die beste Beschreibung der Weimarer Republik, die ich je gelesen habe. Hier erfährt man auch noch Neues, wenn man sich bereits eingehend mit der Zeit beschäftigt hat, auch werden Zusammenhänge ausgezeichnet erklärt und man versteht so manche Entwicklung oder manchen Hintergrund besser. Diese absolut fundierte und bemerkenswerte Informationsvermittlung in Kombination mit dem exzellenten Schreibstil machen das Buch zu einer äußerst lohnenden Leseerfahrung.

Cover des Buches Höhenrausch (ISBN: 9783499008801)
P

Rezension zu "Höhenrausch" von Harald Jähner

porte-bonheur
Staat und Gesellschaft können schnell eine Richtung einschlagen, von der am Ende alle sagen, sie hätten die so nicht gewollt!

Im Untertitel heißt das Buch "Das kurze Leben zwischen den Kriegen". Der erste Weltkrieg ist vorbei, ein zweiter so gar nicht in Sicht und mit dem Sieg der Demokratie kann es wirtschaftlich aufwärts gehen. Deutschland wird ein anderes Land, das eigentlich niemand für möglich gehalten hat. Das Tempo ist enorm und nimmt soviel Fahrt auf, dass die Wand, gegen die man steuert, nicht wahrgenommen wird, bevor die ganze Gesellschaft doch daran zerschellt.

Harald Jähner ist ein großartiges Geschichtsbuch gelungen, das nicht trocken, belehrend und langweilig daherkommt, sondern den Leser äußerst lebendig in eine wilde und auch großartige Zeit eintauchen lässt, in die 1920er Jahre. Und er erzählt davon, wie es dazukommen konnte, dass alles ein irgendwie plötzliches und so schreckliches Ende genommen hat und wie alle ihren Anteil daran hatten. Wer das Buch aufmerksam liest, wird immer wieder Parallelen entdecken zur heutigen Zeit, zu unserem gegenwärtigen Zustand von Staat, Demokratie und Gesellschaft. Ja, Geschichte wiederholt sich nicht, aber in ihren Grundzügen kann sie sich ähneln und Fehler können durchaus mehrmals begangen werden.

"Während die einen Yo-Yo spielten, empfanden die anderen Weltekel und Wut und malten sich eine Volksbefreiung aus, die Hermann dem Cherusker alle Ehre gemacht hätte." (S. 390)
"Um agitatorische Wucht war man auf der Rechten nicht verlegen. ... So konnte ausgerechnet der steinreiche Alfred Hugenberg der herrschenden Klasse den Kampf ansagen, der er doch wortführend selbst angehörte." (S. 390)
"Was es heißt, für sich selbst verantwortlich zu sein und sich mit den anderen in dem abstrakten Geflecht demokratischer Repräsentation ins Benehmen zu setzen, hatten die wenigsten begriffen, geschweige denn bejaht und emotional irgendwie erfahren. Vielen erschienen die Parteien als Quell allen Übels, als seien sie es, die die unterschiedlichen Interessenlagen erst angerichtet hätten." (S. 418)
"Bebend stand er" (Hitler) "hinter den Fenstern der Reichskanzlei. Vor ihm zog in schier unendlichen Reihen, exakt geordnet, sein Kapital vorbei: die Massen, ohne die er ein Nichts wäre. Hitler hatte die Demokratie verstanden und besiegt. Am nächsten Tag machte er sich an ihre Abschaffung" (S. 456)

Das Buch ist nicht nur ein großartiger und dabei unterhaltsamer Abriß einer Epoche sondern eben auch ein Lehrstück. Wer wissen will, um was es uns allen gehen sollte, wie schnell etwas aus dem Ruder laufen kann, wenn man sich nicht selbst einbringt, wer eben nicht glauben will, dass ein paar Spinner schon nichts ausrichten werde, findet viele Anhaltspunkte. 

Für mich persönlich hoffe ich einfach nur: wir wissen das und haben doch daraus gelernt!

Cover des Buches Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen (ISBN: 9783839819579)
AlexanderPreusses avatar

Rezension zu "Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen" von Harald Jähner

AlexanderPreusse
Ein Lese-Muss für alle, die sich mit der Weimarer Republik befassen.

Dieses Sachbuch ist so weit von jenen oft drögen Nacherzählungen und Ausleuchtungen politisch-historischer Ereignisse historiographischer Werke entfernt, dass beim Lesen oder Hören eine gewisse staunende Atemlosigkeit entsteht. Ja, eine Art Rausch, mit dem die vielen von Harald Jähner aufgegriffenen Perspektiven verfolgt werden. 

Es wäre töricht, auch nur den Versuch zu unternehmen, eine knappe Zusammenfassung zu versuchen, mehr als eine nichtssagende Liste käme nicht zustande. Die Vorgehensweise, Journalisten, Schriftsteller, einfache Leute und große Politiker zu Wort kommen zu lassen, Ereignisse und Entwicklungen in diesen Beiträgen zu spiegeln, zu untermalen oder auch konterkarieren, macht den großen Wert von Höhenrausch aus. 

Was oft abstrakt, fern, schlimmstenfalls mit lehrerhaft erhobenem Zeigefinger dargestellt wird, ist hier erlebbar. Angenehm ist das nicht, denn die Weimarer Republik ist bekanntlich untergegangen und mündete in einen monströsen Zivilisationsbruch, den sich wohl niemand 1933 vorstellen konnte - weil vieles schon so modern war, dass der Fall danach unerhört erscheint. 

Das Hörbuch hat leider den Nachteil, dass die wunderbaren und sehr anschaulichen Fotos fehlen. Trotzdem ein Hörgenuss. 


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