Viel Geschichte und viele Geschichten und zum Glück nicht so stark faktenbezogen wie befürchtet. Es sind Geschichten von Leid, von Vergebung, von Machtlosigkeit und Stärke. Manchmal fand ich sie langatmig und an anderen Stellen hätte ich gerne noch mehr erfahren. Da waren die Literaturverweise ganz hilfreich. Außerdem hat man sich speziell als junger Leser angesprochen gefühlt.
Harald Roth
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Harald Roth
Was hat der Holocaust mit mir zu tun?
Handbuch der historischen Stätten Siebenbürgen
Kein Land, nirgends?
Mit falschem Pass und fremdem Namen
Nie wegsehen
Studienhandbuch Östliches Europa, Band 1 und 2
Verteidigt die Demokratie!
Neue Rezensionen zu Harald Roth
Rezension zu "Was hat der Holocaust mit mir zu tun?" von Harald Roth
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und ich bin froh, es gelesen zu haben. Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges waren meine Eltern selbst noch Kinder. Über die Zeit haben sie kaum etwas erzählt. Ob sie es nicht konnten, nicht wollten oder ob sie einfach gar nichts mitbekommen haben (sie haben auf einem Dorf gelebt), das weiß ich nicht. Ich selbst habe mich oft gefragt, was habe ich eigentlich noch mit diesem Thema zu tun? Es ist doch schon so lange her. Ich kann es nicht mehr hören. Wie heißt es so schön im Klappentext: "Verordnete Betroffenheit lehnen die jungen Leute jedoch ab". So jung bin ich nun nicht mehr, aber genau diese Betroffenheit lehne auch ich ab. Seit einigen Jahren interessiere ich mich verstärkt für das Thema Zweiter Weltkrieg. Ich weiß nicht warum. Auf einmal war das Interesse da. Und dann erschien dieses Buch hier. Das Buch ist sehr umfassend. Es ist unmöglich, hier auf alle Kapitel einzugehen. Ich habe einige Zeit benötigt, um das Buch zu lesen. Zu aufwühlend sind die einzelnen Kapitel, zu emotional die Zeitzeugenberichte, die persönlichen Briefe an Enkel und Kinder. Man zuckt zusammen bei der Wortwahl der Nazis. Alles Fremde, alle Schwachen und Minderwertigen sollten verschwinden, ausgerottet werden. Wenn von der reinen, gesunden und wehrhaften Rasse die Rede ist, kann man heute gar nicht mehr begreifen, wie das Grauen überhaupt möglich war. Der Leser erfährt, wie der Hass begann, wer er seinen Lauf nahm. Der Leser erfährt aber auch, dass der Antisemitismus bereits im 19. Jahrhundert weit verbreitet war. Täter haben geleugnet und verdrängt. Selbst betroffene Juden wollten und konnten oft den grausigen Berichten keinen Glauben schenken. Es wurde geschwiegen, gedroht, erpresst und eingeschüchtert. All dies machte einen aktiven Widerstand oftmals einfach unmöglich. Ghettos, Unterernährung, Tod. Die Frage nach dem Warum taucht immer wieder auf. Und doch gab es Menschen, die ihr eigenes Leben riskiert haben, um wenigstens den einen oder anderen zu retten. "Was hat der Holocaust mit mir zu tun?" - ein Buch, das aufwühlt, das erschüttert. Ein Buch, das nachdenklich macht. Jeder sollte es lesen. In den Schulen sollte es Pflichtlektüre werden. Erschienen im Patheon-Verlag.
Rezension zu "Was hat der Holocaust mit mir zu tun?" von Harald Roth
Gestern jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 69. Mal. Anlass für die Medien und die offizielle Politik in Ansprachen und Gedenkfeiern diesen Tag zu würdigen und zu mahnen, wie Bundestagspräsident Lammert sagte, dass sich so etwas nie wieder wiederholen dürfe.
In vielen Schulen, auch am Heimatort des Rezensenten in Ober-Ramstadt ist die historische Erinnerungsarbeit fester Bestandteil des Schullebens. Viele Schüler, die keinen familiären oder persönlichen Bezug mehr zu dem damaligen Geschehen haben, interessieren sich dafür und verbringen viele Stunden ihrer Freizeit mit dem Erstellen von Arbeiten und Dokumentationen, mit der Vorbereitung von Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen.
Dennoch: nur noch wenige Überlebende des Holocaust können persönlich Zeugnis geben. Und die Frage des vorliegenden Buches „Was geht mich der Holocaust an?“ wird von vielen jungen Menschen gestellt, nicht nur von denen, die mit ihrem Migrationshintergrund keinen biographischen Zusammenhang zu den damaligen Verbrechen sehen können.
Der Herausgeber des Buches, der ehemalige Lehrer und Mitinitiator der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen hat insgesamt 27 Zeitgenossen, Schriftsteller, Journalisten, Politiker und andere gebeten, zu dieser Frage kleine Aufsätze zu schreiben. Denn er geht davon aus, dass, wenn man den Umfragen glauben kann, eine Mehrzahl der jungen Menschen durchaus großes Interesse an der nationalsozialistischen Vergangenheit hat, sofern sie ihre Betroffenheit nicht verordnet bekommen.
Denn auch heute gibt es überall auf der Welt, nah und fern, Anlässe, die die Jungen fragen lassen: Warum werden Menschen ausgegrenzt? Warum werden zunächst normale Menschen zu Massenmördern? Hätte man all das eigentlich verhindern können und wie? Kann oder darf man den Holocaust mit anderen Verbrechen auf der Welt vergleichen?
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln versuchen die Autoren des Buches Antworten und Näherungen und in unterschiedlichen literarischen Genres. Essays, politische Statements, Erzählungen und persönliche Zeugnisse und Stellungnahmen wechseln sich ab. Es lohnt sich, auch einzelne Beiträge auszuwählen und sie nach Interesse zu lesen. Besonders herausheben möchte ich keinen. Sie haben alle ihren jeweiligen Wert.
Jungen Menschen und Bürgern unseres Landes, aber auch Erwachsnen jeden Alters kann ich es nur empfehlen.
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