Cover des Buches Nur einer sah meine Seele (ISBN: 9783765520143)
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Rezension zu Nur einer sah meine Seele von Harmony Dust

Eine Stripperin erzählt

von Liebes_Buch vor 10 Jahren

Rezension

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Liebes_Buchvor 10 Jahren
In dem Buch "Nur einer sah meine Seele" erzählt Harmony Dust von ihrem Leben als Stripperin. Ihre Geschichte ist ein Beispiel einer Frau, die freiwillig in der Sexindustrie arbeitet, während sie ansonsten normal in die Gesellschaft integriert ist und das College besucht und studiert. Harmony ist trotzdem nicht frei. Ihre Kindheit verlebt sie vernachlässigt und von den Eltern verlassen in einem verdreckten Haus, wo sie von Erwachsenen missbraucht wird. Als Teenager wird sie von einem Freund vergewaltigt, der noch damit angibt. Um den einzigen Menschen nicht zu verlieren, den sie lange kennt, einen Jungen, den die Mutter aufgenommen hat, schläft sie mit ihm und fängt an im Stripclub zu arbeiten, um eine gemeinsame Wohnung zu finanzieren. So hofft sie, ihn an sich zu binden. Zeitweise lässt sie auch noch seine Freundin, die von ihm schwanger ist, da wohnen. Man sieht also, dass Harmony trotz äusseren Wohlstands und guter beruflicher Perspektive in einem kranken Verhältnis steckt, aus dem sie sich nicht lösen kann. Sie ist es durch den Missbrauch gewohnt, sich als Sexobjekt wahrzunehmen und spielt dieses Spiel mit. In dem Buch schildert sie genau ihre Gefühle, ihre Laufbahn, den Kontakt zu den Kunden und die Beziehung zu den anderen Stripperinnen. Glücklich ist dort keine, aber kaum jemand schafft den Absprung. Als Harmony durch ihren Ballettunterricht in einer Kirche landet, gewinnt sie durch den Glauben das Selbstwertgefühl, das ihr bisher gefehlt hat. Sie bekommt die Kraft, um auszusteigen und hilft heute anderen Sexarbeiterinnen. Das Buch befasst sich nur mit frewilligen Diensten, spricht aber kurz an, dass z. B. ein Mitarbeiter, der sich auch sehr um den Ausstieg bemüht hat, keinen anderen Job finden konnte. Es handelt sich hier um ein christliches Buch, das jedoch bis zum Ende ein unreligiöser Erfahrungsbericht ist, so dass jeder dieses Buch lesen kann, der Frauen besser begreifen möchte, die freiwillig in die Sexindustrie gehen. Harmony hat studiert und geheiratet und lebt ein normales Leben. Die Einleitung des Buches weist jedoch darauf hin, dass ein Eintritt in die normale Gesellschaft in Deutschland schwieriger ist, weil die Arbeit in der Sexindustrie als normal angesehen wird, so dass man keinen Leidensdruck mehr zugesteht (Ich habe mal einen Erfharungsbericht einer freiwilligen Prostituierten gelesen, die psychologische Hilfe suchte, die Psychologen aber gar nicht begriffen, warum eine Prostituierte psychische Probleme hat.) Umgekehrt ist man aber unwilliger, jemanden mit solch einer Vergangenheit die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen. (In diesem anderen Erfahrungsbericht wurde das bestätigt, es gibt in Deutschland Beratungsstellen, die Frauen den Einstieg in die Prostitution ermöglichen, jedoch gibt es keinerlei Hilfe beim Ausstieg.)
Das Buch blickt hinter das hübsche Märchen von der freiwilligen freudigen Sexarbeit und beschäftigt sich mit psychischen Mustern und Schäden durch Missbrauch.
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