Das ist ein weiteres Buch, das ich schon vor längerer Zeit gelesen habe und mir ins Gedächtnis gebrannt ist.
Earle Leonard Nelson. Wer ist das? Das war ein unbarmherziger Sadist, der nie etwas bereute und ab Winter 1926 eine killing spree begann, die sechzehn Monate anhielt.
Er beging brutale Morde und Vergewaltigungen. Von Blutdurst getrieben.
Er ging so vor, daß er sich nach "Zimmer zu vermieten" - Schildern umsah und dann die jeweilige Vermieterin, die ihm gerade das Zimmer zeigen wollte, strangulierte. Dann verging er sich an ihnen post Morten, schändete sie also nekrophil. Dann verstaute er ihre Leichen im Schrank oder unter dem Bett.
Seine Mordtour begann in San Francisco und endete in Winnipeg / Kanada, als er endlich geschnappt wurde. Durch Hängen wurde er dann hingerichtet. Er könnte durchaus zweiundzwanzig Frauen getötet haben, obwohl ihm nur zwei nachgewiesen werden konnten.
Harold Schechter präsentiert dieses reale Monster in das damalige Zeitpanorama eingebettet und berücksichtigt ebenso andere Ereignisse, die die USA damals bewegten. Er bedient sich nicht der Sensationsgier, verzichtet auf billige Effekte und gebraucht keine voyeuristischen Mittel.
Oftmals werden die Opfer "vergessen", aber der Autor berücksichtigt sie, zeigt die Auswirkungen auf die Angehörigen der Toten.
Er bedient sich einer Mischung aus Fakten und emotionaler Anteilnahme, die an Truman Capotes Kaltblütig erinnert ( bekanntermaßen auch True Crime ). Das macht das Buch so packend. Deswegen ist es weder ein Sachbuch noch ein Roman. Das macht es so reizvoll.
Man erfährt viel über einen kaum bekannten Serienkiller und das damalige Prozedere, lange vor Computern und DNA - Untersuchungen.
Es ist bewegend und beklemmend zugleich und er hat den Zeitgeist der Roaring Twenties sehr gut wiedergegeben.
Man erfährt viel, ohne daß Längen auftreten und das ist beachtlich für ca. 368 Seiten. Aber es gibt keinen Overkill an Informationen.
War Nelson wahnsinnig? Er hatte eine schwere Kopfverletzung erlitten, war in diversen Psychiatrie, konnte aber immer flüchten, ging geschickt mit falschen Namen vor und war sehr eloquent im Umgang mit seinen späteren Opfern.
Ein weiteres forensisches Rätsel, warum er so geworden ist ... Der Autor leuchtet gewandt in diese erschreckenden Dunkelheit, doch auch er kann natürlich nicht das letzte Nonplusultra der abschließenden Antwort geben.
Ein fesselndes Buch, das von Anbeginn einen in seinen Bann zieht.