Cover des Buches Ein bisschen wie Unendlichkeit (ISBN: 9783737340335)
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Rezension zu Ein bisschen wie Unendlichkeit von Harriet Reuter Hapgood

Besonders und fast ein bisschen perfekt!

von Damaris vor 7 Jahren

Rezension

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Damarisvor 7 Jahren
Völlig unvoreingenommen habe ich "Ein bisschen wie Unendlichkeit" gelesen, hatte aber immer im Hinterkopf, dass das Jugendbuch etwas außergewöhnlich sein soll und Details der Physik/Mathematik und des Universums thematisiert. Für mich klang das sehr ambitioniert ... und ich fand es toll! Das Buch ist klasse geschrieben, für ein Debüt grandios. Und gerade das Zusammenspiel von Schmerzverarbeitung mit einer jugendlichen Liebesgeschichte wurde hier wunderbar umgesetzt.

Gottie ist ein Genie - ein Mathe- und Physikgenie. Alles, was mit Zahlen, Statistiken und Berechnungen zu tun hat, fällt ihr leicht. Leider kann man das eigene Leben nicht berechnen, und Gotties derzeitiges Leben ist voller Schmerz. Sie ist ohne Mutter aufgewachsen, hat das Gefühl, sich zu Hause um alles kümmern zu müssen, weil ihr Papa meist gedanklich abwesend ist und ihr Bruder sein Ding durchzieht und in den Tag hineinlebt. Dann trauert sie ihrem Exfreund nach, und seit ihr Großvater Grey vor fast einem Jahr gestorben ist, ist für Gottie nichts mehr wie es war.

Der Schmerz, mit dem Gottie lebt, war für mich sofort spürbar, aber, und das fand ich super, nur zwischen den Zeilen. Oberflächlich gesehen, verhält sich Gottie recht normal. Ein bisschen nerdig zwar, aber nicht verschlossen oder depressiv. Trotzdem schottet sie sich von Freunden und Familie ab und lebt in ihrer eigenen Welt. In dieser wird sie immer wieder in sogenannte Wurmlöcher hineingezogen und erlebt Passagen aus der Vergangenheit nochmals oder ihr aktuelles Leben in einer (eher mehreren) Parallelwelt(en). Zuerst ging ich davon aus, dass diese Wurmlöcher Gotties Kopf entspringen, eine Art Ventil sind, um mit dem Schmerz fertigzuwerden. Aber ganz so einfach ist es nicht. Die Wurmlöcher scheinen nicht nur erdacht, sondern echt zu sein. Damit enthält die Geschichte, neben dem eigentlichen Realismus, auch noch eine Portion Science Fiction. Dennoch ist es schwer, sich hier festzulegen. Für die Handlung und Entwicklung von Gottie sind die Erlebnisse in den Parallelwelten auf jeden Fall wichtig und zielführend. Das ist es auch, was den Roman zuweilen etwas "schwierig", nicht ganz einfach zu lesen, macht.

Eine große Rolle in Gotties Leben spielt Thomas, ihr ehemals bester Freund aus Kindertagen. Und Gottie ist überhaupt nicht begeistert, als er den Sommer bei ihrer Familie verbringt. Thomas ist so anders als früher und gibt Gottie dennoch ein Gefühl von Vertrautheit und Ankommen. Einfach wird es zwischen den beiden nicht, aber sehr realistisch und wirklich süß.
Wenn man sich auf dieses besondere Jugendbuch einlässt, und bereit ist, Gottie in ihrem ereignisreich-charmant-unendlichen Sommer zu begleiten, bekommt man ein ausgezeichnete Geschichte serviert. Sie ist konfliktreich, hat aber dennoch Wohlfühlcharakter. Es lohnt sich, sie auszuprobieren.

Das Fazit
"Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist ein ganz feines Jugendbuch, das nicht immer einfach zu lesen ist, von dem ich aber völlig hingerissen war. Es ist ein Buch über Gottie, ein Mädchen mit einem tiefsitzenden Schmerz, das diesen jedoch zu akzeptieren lernt, um die Schönheiten des Lebens zu genießen. Wunderbare schrullig-einzigartige Charaktere und ein Thema, bei dem man trotz Sci-Fi-Elementen unbedingt mitfühlen wird, sind für ein ganz besonderes Leseerlebnis verantwortlich. Das Buch ist definitiv fast ein bisschen perfekt!
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