Harro Albrecht

 3,4 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Schmerz.

Lebenslauf

Dr. med. Harro Albrecht, Jahrgang 1961, war zunächst Wissenschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Seit 15 Jahren ist er als Medizinredakteur bei der Wochenzeitung DIE ZEIT tätig. Als Stipendiat der Nieman Foundation studierte er ein Jahr Public Health an der Harvard University und ging danach für Recherchen nach Afrika und Indien.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Harro Albrecht

Cover des Buches Schmerz (ISBN: 9783426301210)

Schmerz

 (5)
Erschienen am 04.10.2016

Neue Rezensionen zu Harro Albrecht

Cover des Buches Schmerz (ISBN: 9783629130389)
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Rezension zu "Schmerz" von Harro Albrecht

Betrifft uns alle
Wassollichlesenvor 8 Jahren

"Schmerz: Eine Befreiungsgeschichte" ist weniger ein Buch, als vielmehr ein umfassendes Werk mit 12 Akten. Der Titel ist Programm. Harro Albrecht beschreibt auf gut 600 Seiten, beinahe biografisch genau, die unterschiedlichen Facetten der menschlichen Urempfindung "Schmerz".Das Lesegefühl entspricht der Lektüre eines "Geo-Wissen"-Heftes: ein sehr angenehmer Schreibstil, der dem Leser, in zahlreichen Geschichten eingebettet, vielschichtige Informationen bietet. Beginnend mit Fallberichten über das Vorhandensein oder das Fehlen von Schmerzen, werden ernüchternde aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt. Die Entwicklung des Verständnisses von Schmerz wird über die letzten 300 Jahre aufgearbeitet, Therapiemethoden diskutiert und zusätzlich noch auf vielen Nebenschauplätzen Schmerz und seine Auswirkungen thematisiert.Kaum ein Aspekt bleibt unberücksichtigt, was zugleich Fluch und Segen dieses Buches ist. Segen, weil eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema - einmal abgesehen von Fachliteratur - schwerlich zu finden sein wird. Fluch, weil man sich vom Ausmaß des Textes beinahe erschlagen fühlt und der Autor an manchen Stellen auch sicherlich hätte kürzer treten können oder gar müssen.Nicht alles auf einmal, sondern über einen längeren Zeitraum in Kapitel geteilt zu lesen, ggf. etwas zu überfliegen, sind sicherlich nützliche Tipps für potenzielle Leser. Denn lohnen wird sich die Lektüre allein schon ob der persönlichen Relevanz, die Schmerz für jeden von uns hat. 

Als Vorgeschmack dafür zum Abschluss drei Zitate:S. 90: "Die Menschen verlernen es, das Leiden als unvermeidlichen Teil ihrer bewussten Auseinandersetzung mit der Realität zu akzeptieren, und sie lernen, jeden Schmerz als Zeichen ihres Bedürfnisses nach Schonung und Rücksichtnahme zu deuten." Ivan Illich
S. 306: "Der Patient solle begreifen, dass der Schmerz modulierbar ist und er selbst daran arbeiten müsse."S. 393: "Bis ins kleinste Detail ist bekannt, welche Rezeptoren im Akutschmerz reagieren, welche Entzündungsstoffe ausgeschüttet werden, welche Nerven elektrische Impulse weiterleiten. "Das Mysterium ist" sagt Jeff Mogil, "warum uns dieses Wissen nicht weiterhilft, Rückenschmerzen zu behandeln." Milliarden und Abermilliarden Dollar hätten Regierung und Industrie in den vergangenen Jahrzehnten in die Schmerzforschung investiert und es gibt wenig vorzuzeigen. "Viele Strukturen, die Wissenschaftler als Fixpunkte im Schmerzgeschehen angesehen haben, lösen sich vor ihren Augen auf. Angeblich hochspezialisierte Nervensensoren für schädliche Reize entpuppen sich als flexible Sensoren für alle möglichen Reize, das zentrale Nervensystem hat kein Schmerzzentrum, und es sind vermutlich so viele Gene am Schmerz beteiligt, dass man gleich den ganzen Menschen zur wandelnden Schmerzeinheit erklären könnte. Sehr viele Stoffe wirken zwar im Labor oder bei Tiere - aber nicht beim Menschen."

Cover des Buches Schmerz (ISBN: 9783629130389)
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Rezension zu "Schmerz" von Harro Albrecht

Überlebenswichtiges Übel aller Lebewesen: Der Schmerz
Buecherspiegelvor 9 Jahren

Diesmal gibt es das Fazit zuerst:

Es gibt (noch) keine Lösung zur Schmerzbekämpfung. Diese liegt wahrscheinlich darin, für jeden Patienten ein eigenes Mittel zu finden. Zukunftsmusik. Kein leicht zu lesendes Sachbuch und für Menschen, die glauben, hier eine Lösung für sich zu finden, nur Ansätze bekommen. Vor allem für den chronischen Schmerz.
Schmerzen sind wichtig! Ohne Schmerzen würden wir nicht existieren, denn der Schmerz ist zunächst ein Warnsignal. Das Beispiel des Autors Harro Albrecht in seinem Buch „Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte“ von Menschen ohne Schmerzempfinden, die Cipa-Kinder von Be’er Scheva (Israel), zeigt dies deutlich. Die Kinder empfinden weder bei gebrochenen Gliedmaßen, noch bei Infektionen oder sonstigen Schmerzreizen etwas. Dadurch kommen sie zu spät in ärztliche Behandlung und sterben früh.
Der normale Schmerz, der uns hin und wieder plagt, oder auch nach einem Eingriff für kurze Zeit in unserem Bewegungsdrang bremst, ist notwendig für den Heilungsprozess. Dagegen helfen die üblichen Mittel, die bereits zum Teil seit langer Zeit auf dem Markt sind oder schon seit Jahrhunderten den Menschen vom Schmerz befreien.
Etwas völlig anderes sind chronische Schmerzen und auch Phantomschmerzen. Warum unser Körper diese Signale sendet und wie wir sie unterbrechen können, daran arbeiten sich schon seit Generationen viele Wissenschaftler ab. Albrecht schreibt äußerst ausführlich über den Wendepunkt des Schmerzes in der Geschichte zwischen Kirche und Wissenschaft, die Trennung zwischen Seele und Körper und wie diese wieder zusammenfanden. Der Autor geht vielen, wenn nicht allen medizinischen Errungenschaften nach, ob diese nun sinnvoll waren oder nicht, kommt detailliert auch immer wieder in folgenden Kapiteln darauf zurück, um neue Sichtweisen, Ideen und Gedanken der Wissenschaftler aufzugreifen. Ob dies nun die bildgebende Technik, Genforschung, Zellstrukturen und Nervenbahnen oder das noch immer geheimnisvolle Gehirn betrifft. Je mehr wir über die Zusammenhänge in unserem Körper und Gehirn und deren Wege der Kommunikation zu wissen scheinen, je mehr stellen wir fest, wie wenig wir darüber wissen. Jegliche Einflüsse der Psyche, Umweltfaktoren, kulturelle Einflüsse und, nicht zu vergessen, die Erlebnisse unserer Vorfahren prägen unser Schmerzleben. Wenn wir es wollen, können wir selbst sehr viel dazu tun, uns vor Schmerzen zu schützen, oder chronische Schmerzen zu bekämpfen. Medikamente können für bestimmte Personengruppen (Schwerstkranke, Ältere) eine Lösung sein, bekämpfen aber nicht die Ursache an sich. Auch bei vielen chirurgischen Eingriffen werden Hoffnungen zerstört, zum Beispiel wenn Nerven stillgelegt werden und die Schmerzen dennoch wiederkommen. Der Autor stellt ganzheitliche Schmerzkliniken vor, die viele medizinische Abteilungen im Boot haben, die Körper und Geist gemeinsam betrachten und Lösungen aus der Schmerzfalle suchen. Einen einfachen Lösungsweg gibt es trotzdem bisher nicht. Kein leicht zu lesendes Sachbuch, aber lohnenswert für alle, die mehr über den Schmerz wissen wollen.

Cover des Buches Schmerz (ISBN: 9783629130389)
Blacksallys avatar

Rezension zu "Schmerz" von Harro Albrecht

Interessant und Aufklärend
Blacksallyvor 9 Jahren

Ganz vorweg: Dieses Buch ist kein Ratgeber, wer in diesem Buch auf die Ultimative Waffe gegen Schmerz hofft ist hier falsch.
Dieses Buch beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Schmerz. Wir finden hier tolle Ausführungen über bestimmte Themen wie z.b: 
Menschen die keinen Schmerz empfinden können - das fand ich sehr interessant doch andererseits macht es auch Angst, denn man weiß nie ob man sich etwas getan hat (z.b. Knochenbrüche ect.).Hierzu bekommt man auch ein paar Briefe von einem Inder namens Raj zu lesen, der aber nicht näher auf das Thema eingehen zu wollen scheint.
Die Suche nach einem alternativen Mittel gegen Schmerz z.b. durchtrennen der Nerven (was ich einerseits schon sehr interessant finde, andererseits doch etwas zu viel des guten) oder Therapie mit Strom (was nicht gerade ungefährlich ist)
Die Schmerzforschung im laufe der Zeiten - hier kann man lesen wie früher die Leute ohne Narkose und sonstigem operiert wurden bevor so etwas wie eine Narkose und Schmerzmittel überhaupt erfunden wurden. Ein gruseliger Gedanke und ich bin wirklich froh in einer Zeit mit zu Leben in der es so etwas nicht mehr gibt.
Was mich etwas an diesem Buch gestört hat ist das die Themen nicht wirklich sortiert waren, sondern eher unwillkürlich zusammen geworfen scheinen. Oft liest man Wiederholungen oder gleich geschriebene Sätze, die irgendwann nerven. Trotzdem gibt das Buch sehr viele Informationen zum Thema Schmerz und ich als Schmerzpatientin fand das Buch sehr interessant.Lustigerweiße sollte ich vielleicht noch anmerken das ich sogar beim Lesen manchmal so intensiv an meine Schmerzen gedacht habe, das ich regelrecht Kopfschmerzen davon bekommen hatte und das Buch des öfteren mal weg legen musste - Hirngespinste? Vielleicht, aber auf jeden Fall interessant.

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