Harry Nick

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Cover des Buches Ökonomiedebatten in der DDR (ISBN: 9783898193665)

Ökonomiedebatten in der DDR

 (1)
Erschienen am 29.11.2011
Cover des Buches Wissenschaftlich-technische Revolution (ISBN: 9783112573020)

Wissenschaftlich-technische Revolution

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Erschienen am 21.02.2022

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Cover des Buches Ökonomiedebatten in der DDR (ISBN: 9783898193665)
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Rezension zu "Ökonomiedebatten in der DDR" von Harry Nick

Rezension zu "Ökonomiedebatten in der DDR" von Harry Nick
Heike110566vor 12 Jahren

Der Sozialismus / Kommunismus ist und bleibt DIE Alternative zum Kapitalismus, besser gesagt: die Gesellschaftsordnung, die dem Kapitalismus folgen wird und muss und letztlich den Kapitalismus auch besiegt. Daran ändert auch die Niederlage des europäischen Sozialismus des 20. Jahrhunderts nichts. Bei der Niederlage gilt es zu berücksichtigen, dass nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917 in Russland überhaupt zum allerersten Mal die ökonomische und politische Macht von der Arbeiterklasse und deren Verbündete übernommen wurde. In einem Teil Deutschlands, der dann 40 Jahre die DDR bildete, geschah diese ökonomische und politische Machtübernahme nach dem Sieg der Roten Armee über den deutschen Faschismus. Die Arbeiterklasse hatte keinerlei Erfahrungen. Die einzigen Stützen waren die Werke von Marx, Engels, Lenin und anderen Kommunisten, die anhand ihrer Erfahrungen im Kapitalismus ihre Lehren aufbauten.
Dies ist eine völlig andere Ausgangsbasis, als es jene war, mit der der Kapitalismus seines Siegeszug gegen den Feudalismus ab dem Ende des 18. Jahrhunderts antrat. Kapitalistische Produktionsweisen gab es auch bereits in der Feudalgesellschaft, sozialistische Produktionsweisen jedoch im Kapitalismus nicht. Ebenso war das Kapital auch bereits zum Ende der Feudalordnung in den jeweiligen Staaten, mindestens partiell, an der politischen Macht beteiligt, die Arbeiterklasse hingegen in den kapitalistischen Staaten nicht.
Dennoch begann die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten unter Führung der Kommunisten dieses gigantische Unternehmen, den Sozialismus im Grunde in der Methodik "learning by doing" aufzubauen. - Dass dabei Fehler gemacht wurden, ist völlig klar.
Harry Nick analysiert in seinem 2011 im GNN-Verlag veröffentlichten Buch das Wirtschaftssystem der europäischen sozialistischen Staaten, dass, bei allen existierenden nationalen Besonderheiten, auf das sowjetische Modell aufbaute. Der ehemalige DDR-Wirtschaftswissenschaftler arbeitet dabei grundlegende Mängel heraus, die er auch bereits zum Teil während der Ökonomiedebatten in der DDR und im RGW anmahnte. Knackpunkt bildet bei ihm die Nicht-Umsetzung des NÖS, geplante Wirtschaftsreformen Walter Ulbrichts, die die Sowjetunion als nicht-marxistisch ansah, die zu mehr Eigenverantwortung der Betriebe, zur Eigenerwirtschaftung von Finanzmitteln und letztlich zur Behebung des Dauermangels führen sowie das Leistungsprinzip durchsetzen sollten. Ulbricht konnte die NÖS nicht gegen den Willen der Sowjetunion umsetzen. Zwar wurden erste Schritte unternommen, aber eine vollständige Umsetzung, die Nick als notwendig erachtet, habe nicht stattgefunden. Die vom Autor genannten Mängel blieben bis zuletzt bestehen und mussten daher, so Harry Nick, zur Niederlage des Sozialismus führen.
Nick gibt zwar zu, dass viele innere und äußere Faktoren existierten, die zur Niederlage des europäischen Sozialismus-Versuchs führten, aber im Vergleich mit den von ihm genannten ökonomischen Systemfehlern seien diese bedeutungslos gewesen. Er geht davon aus, dass seine Analyse und seine daraus resultierenden Schlussfolgerungen der Stein der Weisen seien und die Berücksichtigung seiner Einwürfe dem sozialistischen Wirtschaftssystem den Sieg sichern würden.
Der Autor blendet völlig aus, dass die Ökonomie eines Staates bzw. Systems nicht in einem umfeldlosen Raum stattfindet und dass immer außerhalb und innerhalb des Systems Gegebenheiten vorhanden sind, die eine Führung der Wirtschaft nach Schema F eben nicht ermöglichen. Konkrete Situationen erfordern konkrete Entscheidungen. Dabei kann es immer auch zu Fehlentscheidungen kommen. Auch das Festhalten an den Gedanken des Autors könnte sich in einer bestimmten Situation als Fehler erweisen, in anderen Situationen als richtig.
Natürlich gilt es beim nächsten Sozialismus-Start die gemachten Erfahrungen zu berücksitigen. Dies kann aber nicht heißen, dass wir wieder nach Schema F, in diesem Fall nach Nick, verfahren und die konkreten Gegebenheiten dann nicht in unsere Überlegungen einbeziehen. Ein sozialistischer Staat ist ein Organismus, mit konkreten Gegebenheiten und der in einem konkreten Umfeld existiert. Diese Gegebenheiten und dieses Umfeld kann man nicht vorhersagen und deshalb kann man auch nicht Entscheidungen, die dann zu fällen sind, jetzt schon vorgeben.
Das Buch sehe ich letztlich als einen wichtigen Beitrag zur Analyse des Sozialismus des 20. Jahrhunderts. Und als solches ist es auch empfehlenswert.

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