Rezension zu "Gesellschaftstheorie" von Hartmut Rosa
Prolog: „Denn es sinnt...[die LIEBE] nicht auf Vernichtung, sondern nur auf Umänderung des Denkens [& Handelns!]. Und so muß...[SIE] also das Denken hinwenden auf Geistiges und abwenden vom Irdischen [rein Materialistischen, Egomanischen, Egozentrischen, Rationalistischen, Atheistischen...], und dies ist der Zweck aller (!) kommenden Ereignisse!“ lorber-jakob.de
"Ich bin eigentlich und hauptsächlich darum in diese Welt gekommen, um die gänzlich entartete und aus aller Meiner ursprünglichen Ordnung getretene Menschheit wieder durch Lehre, Beispiele und Taten auf denjenigen Urzustand zurückzuführen, in welchem die ersten Menschen als wahre Herren aller andern Kreatur sich befanden. " lorber-jakob.de
"Drei Wünsche sind’s, die Wahl ist freilich enge, doch ist damit Dir alles Glück beschert, wenn Dich nicht irrt der Wahn der blinden Menge, nicht Leidenschaft, nicht leerer Schein betört!" (CD „Drei Wünsche“ von Ernst Raupach, Singspiel 3 Akte; 1832; 2. Febr. 1834 Berlin, Schauspielhaus, Musik von Carl Loewe)
"Es ist schwer, sich selbst sein Glück zu wählen,/wir überlassen's einer höh'ren Hand. Der blinde Mensch kann leicht das Ziel verfehlen,/doch nie verfehlt's der Ewige Verstand." (tamino-klassikforum.at)
Mahnung: Die Welt, bedacht auf platten Nutzen, Sucht auch die Seelen auszuputzen; Das Sumpf-Entwässern, Wälder-Roden Schafft einwandfreien Ackerboden...Doch langsam merken's auch die Deppen: Die Seelen schwinden und versteppen!..." (Eugen Roth)
1) Fazit: a) Aus konventioneller (überwiegend atheistisch-intellektueller) Sicht lieferten die beiden Jenauer Prof. Hartmut Rosa (Soziologe und Politikwissenschaftler, *1965, wikipedia) & Jörg Oberthür (Allgemeine und theoretische Soziologie) ein gutes Lehrbuch (Einführung) mit sehr guter editorisch-inhaltlichen Ausstattung ab: 24 S. Literatur! 9 S. Stichwortverzeichnis! 5 Abb., 3 Tab., Fußnoten!
b) Das Autoren-Duo weist aber m.E. didaktische & GEISTIGE Schwächen auf, zumindest, was das Buch betrifft! Letztere sind offenbar & sehr deutlich, wenn man Christi Lehren, Prophezeiungen... an Jakob Lorber heranzieht! Etwas beßer sieht es vermutlich im Rosa-Buch "Demokratie braucht Religion" aus.
c) Wer den Unbewegten Beweger als erste Ursache allen Sein & aller Gesellschaften außer acht läßt, braucht sich nicht wundern, wenn Dessen Ansichten, Lehren (und Prophezeiungen!) größtenteils gänzliche andere sind (siehe v.a. Jakob Lorber)! Dies ist fatal, denn wir sind bereits fast am Ende der extrem dramatischen "Endzeit", genauer gesagt, kurz vor Beginn der "Letzten sieben Jahre der Endzeit" (Bertha Dudde, m.E. 2026-33!) deren biblisch und vor allem nachbiblisch prophezeiten Großereignisse und -katastrophen (gesellschaftliche, natürliche) alles der letzten 6000 Jahre in den Schatten stellen werden!
d) Was aktuelle Top-Analysen kritischer gesellschaftlicher Zustände und sehr gefährlicher Entwicklungen der Gegenwart betrifft, so empfehle ich sehr:
Alex Demirovic, Ulrich Mies, Rainer Mausfeld, Jaroslav Langer, Collin McMahon, Noam Chomsky,
2) Hilfreiches
a) 9 S. Leseprobe mit IHV: researchgate.net
b) Inhalt: socialnet.de: "Hauptteile:
- Naturverhältnisse und ökologische Krise
- Subjektivierung und Individualisierung gesellschaftlicher Praxis
- Geschlechtlichkeit
- Ethnizität und Rassismus
- Soziale Ungleichheit
- Demokratie und Gesellschaft"
3) Rezensionen
socialnet.de
4) Werbetext
"Permanente Veränderung und konfliktreiche Dynamiken sind wesentliche Merkmale moderner Gegenwartsgesellschaften. Unter dem Einfluss der direkten und indirekten Folgen sozialer Prozesse stellt sich die Frage nach der Möglichkeit einer ‚begrifflichen Klammer‘ für die Vielfalt gesellschaftlicher Phänomene erneut und vielleicht dringlicher als je zuvor. Das Buch will vor diesem Hintergrund die Antwort auf die Frage nach dem veränderlichen Wesen von Gesellschaft in dreifacher Hinsicht aktualisieren. Die vorliegende Einführung in die Gesellschaftstheorie macht anhand ausgewählter Theoretiker und Theoretikerinnen mit der Entwicklung der wesentlichen Grundbegriffe vertraut und verdeutlicht exemplarisch ihre Anwendung in konkreten gegenstandsbezogenen Analysen. Zugleich ist dieser Versuch einer Debattenübersicht zur Gesellschaftstheorie aber auch ein Plädoyer für einen starken Gesellschaftsbegriff, der Widersprüche, Dynamiken und Spannungen aufnimmt, ohne das Ziel aufzugeben, zu einem besseren Verständnis des ‚Ganzen‘ zu gelangen "
5) ) Zitate aus dem Rezensionsbuch
a) "6.2.3 Totalitarismus als Antithese zur Demokratie
Quer zur bereits erwähnten Bedrängung des Politischen bzw. der Freiheit durch das ‚wuchernde‘ Gesellschaftliche gibt es für Arendt eine fundamentale Bedrohung der Demokratie durch ihr absolutes Gegenteil: die totalitäre Herrschaft. Arendt widmet ihr umfangreichstes Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (Arendt 1955) der Analyse des Totalitarismus, der Antithese der Demokratie. Darin
beschreibt sie ein System der totalen Beherrschung, das das Politische suspendiert und die Welt zur Sinnlosigkeit verdammt und zerstört (vgl. Tassin 2011). Entsprechend ist ihr Ziel nicht, das Aufkommen einer neuen Regierungsform zu erklären. Der Totalitarismus ist weder eine autoritäre Regierung, noch eine klassische Tyrannei, noch eine moderne Ein-Parteien-Diktatur, sondern ein allumfassendes Prinzip. Während Diktaturen noch gewisse Freiheiten bestehen ließen, würde der Totalitarismus noch das kleinste Fünkchen Spontaneität im menschlichen Bewusstsein ersticken, was jegliches politisches Handeln verunmögliche. Entsprechend schaffe der Totalitarismus keinen politischen Raum, er beende Politik. Historisch zieht Arendt hierfür den Nationalsozialismus und den Stalinismus heran (und nicht etwa den – zynisch gesprochen: unvollständigen – italienischen Faschismus). Durch massiven Terror und umfassende Ideologisierung könne sich
jedoch prinzipiell jede Weltanschauung total setzen.
In ihrem Buch identifiziert Arendt zwei Sorten des Ursprungs totaler Herrschaft: den Antisemitismus (totalitäres Bewusstsein) und den Imperialismus (totalitäre Herrschaft). Im Gegensatz zum religiös bedingten, vormodernen Antijudaismus ist der totalitäre Antisemitismus eine Gesamtweltanschauung, die paradoxerweise gar nicht mehr auf der konkreten Erfahrung mit Juden ruht. Etwa nach dem Ers-
ten Weltkrieg transformierte sich der Antisemitismus hin zu einer nicht mehr nationalen, sondern ‚rassischen‘ Frage, die dazu gereichte, die eigene prinzipielle ‚völkische‘ Überlegenheit oder Auserwähltheit in Anspruch zu nehmen. Der Nationalsozialismus hat dies zum Kern seiner Ideologie gemacht. Arendt stellt den totalitären Antisemitismus zugleich in den Kontext des Imperialismus. In diesem sieht sie die Geburt eines „neuen politischen Prinzips, der Expansion um der Expansion willen“ (Arendt 1955: 347), das im historisch konkreten Fall insbesondere
von Rassismus und Kapitalismus getrieben sei. Interessanterweise problematisiert Arendt den Rassismus ebenso wie Tocqueville,
ist aber eine entschiedene Gegnerin des Kolonialismus; sie parallelisiert zudem ebenfalls die Bürokratie mit dem Despotismus, sieht in ihnen aber bezeichnenmderweise integrale Bestandteile des Imperialismus (ebd.: 394ff.). Dem Kapitalismus wiederum wohne eine besonders ausgeprägte Expansionstendenz inne: „Der unbegrenzte Prozeß der Kapitalakkumulation bedarf zu seiner Sicherstellung einer ‚unbegrenzten Macht‘, nämlich eines Prozesses von Machtakkumulation, der durch nichts begrenzt werden darf außer durch die jeweiligen Bedürfnisse der Kapitalakkumulation“ (ebd.: 239). Dieser Prozess sei gesellschaftlich gestützt durch ein historisches Bündnis zwischen Kapital, Elite und ‚Mob‘. (ebd.: 244ff.
b) S. 218-9: "6.3.3 Der Hass der Demokratie
Die inhärente Selbstgefährdung der Demokratie wird von Rancière maßgeblich
in seinem demokratietheoretisch einschlägigsten Buch „Der Hass der Demokra-
tie“ (Rancière 2011) entwickelt (zum Folgenden vgl. ausführlicher Bohmann
2018). Der Kern seines Arguments besteht darin, den Totalitarismus nicht wie bei
Arendt als Gegenteil der Demokratie zu setzen, sondern ihn gewissermaßen im
Vergleich zu Tocqueville als Radikalisierung in das Innere der Demokratie selbst zu
verlagern (wie es typisch für viele Theorien des Politischen ist, vgl. Lacoue-La-
barthe/Nancy 1983). Rancière schreibt: „Jene Eigenschaften, die gestern noch
dem Totalitarismus als einem die Gesellschaft verschlingenden Staat zugeschrie-
ben wurden, sind nun zu den Eigenschaften der Demokratie als einer den Staat
verschlingenden Gesellschaft geworden.“ (Rancière 2011: 23). Nach Rancière
müssen wir also von einem intimeren Gegensatz innerhalb der gegenwärtigen De-
mokratie selbst ausgehen: „Denn die gute demokratische Regierung ist diejenige,
die in der Lage ist, ein Übel zu beherrschen, das ganz einfach ‚das demokratische
Leben‘ heißt.“ (ebd.: 16). Diese Regierung ist nicht mit der gewählten Administration zu verwechseln, sondern ist erneut mit Foucault als politische Technik zu verstehen; und sie ist für Rancière alles andere als gut im landläufigen Sinne. „Der
Hass der Demokratie“ ist nun dadurch charakterisiert – und hier weicht er wieder
von Foucault ab – dass ein Träger, eine Art hassendes Kollektivsubjekt, zu iden-
tifizieren ist. Hierfür verwendet Rancière ein letztlich zweiseitig-klassenkämpferisches Bild von ‚oben‘ und ‚unten‘: Für ihn sind es die (in seinen Beispielen vorwiegend französische) ‚Elite‘, die ‚Intelligenz‘, die Klasse der ‚Besitzenden‘, die sich als geeignete Herrschende setzen und Hass gegenüber der Masse des ‚Pöbels‘ empfinden. ‚Demokratie‘ ist dann zugleich die Selbstbetitelung jener Elite, die als gute Regierung ordnend und bändigend – eben ‚polizeilich‘ – auf das unübersichtliche Gewühl des ‚Pöbels‘ zugreifen will, auf das ‚Übel‘ des ungeordneten und
ungebändigten ‚demokratischen Lebens‘. Zur Charakterisierung dieses demokra-
tischen Lebens bringt Rancière in mehrfachen Umkreisungen eine ganze Reihe
von Inferiorisierungen, formuliert aus der Perspektive der Demokratie-Elite: In
selbigem manifestiere sich die „Herrschaft des narzisstischen Verbrauchers“
(ebd.: 39); dadurch komme es zur „zivilisatorischen Katastrophe“ der „konsum-
trunkenen Demokratie“, die das „Ende der Kultur“ durch den „Supermarkt der
Lebensstile“ und die „Club-Mediterranisierung der Welt“ (ebd.: 44) bedeute; und
schließlich sei es eine Anmaßung der zügellos fordernden Armen, die exzesshaft
Anspruch auf das Privileg des Individualismus erheben würden (ebd.: 47f.). Dem-
gegenüber reagiere die Elite also mit einer Anrufung einer umfassend verstande-
nen Ordnung – und zwar innerstaatlich wie auch international, da auch anderen
Völkern die Wohltat der geordneten Demokratie zu bringen sei. Rancière formu-
liert erneut paradox: „Weil die Demokratie nicht die Idylle der Regierung des Vol-
kes durch sich selbst, sondern die Unordnung der nach Befriedigung durstenden
Leidenschaften ist, kann und muss sie sogar von außen und beschützt durch die
Waffen einer Supermacht eingeführt werden.“ (ebd.: 14) Ob Zügellosigkeiten zu
Hause, oder barbarische Verhältnisse andernorts, stets verlange es der Demokra-
tie-Elite danach, durchaus unter Zuhilfenahme von Gewalt, in das Übel des ‚de-
mokratischen Lebens‘ zu intervenieren. Es ist etwas überraschend, dass Rancière
nun Platon als Erfinder dieser scheinbar modernen, soziologischen Lesart an-
führt, der zufolge Demokratie zu verstehen ist als ein „Lebensstil, der sich jeder
geordneten Regierung widersetzt“ (ebd.: 56). Aus Rancières fundamentaler Op-
position gegenüber diesem Verständnis leitet sich entsprechend auch seine kon-
tinuierliche Polemik gegen die Soziologie und die Sozialwissenschaften ab.