...und unterhalten die Leser mit neuen Krimis.
Zum dritten Mal schlagen sie zu – die Ersttäter, Wiederholungstäter und als Gastautor ein waschechter Polizeipräsident. Sie haben sich vermehrt, die Autoren, welche am Buch beteiligt waren – waren es im ersten Band lediglich insgesamt neun Autoren, im zweiten Band 13 Autoren, so sind es diesmal dreizehn Autoren, sowie der Gastautor.
Cover, Gestaltung und Buchaufbau:
Dieses Buchcover ist matt gestaltet und besitzt einen Wiedererkennungswert, was ich bei Buchserien sehr vorteilhaft finde, weil man sich meist schon beim Betrachten an die Vorgängerbücher erinnert. Auch beim dritten Band der STAMMTISCHMORDE wirkt das Cover durch die Farbgebung recht düster, daher aber auch sehr passend zum Genre Krimi.
Der Hintergrund ist in Grau gehalten, mit einem Stich ins Grünliche. Auf einer Tischplatte oder etwas Ähnlichem sieht man unter anderem einen angebissenen Apfel liegen, bei dem ich sofort an den vergifteten Apfel bei Schneewittchen denken musste. Der rote Schrift auf dem Cover wirkt geradezu so, als wäre sie mit Blut geschrieben.
Aufgefallen ist mir, dass sich ein Detail des Textes auf dem Cover des 3. Bandes geändert hat. Aus den „Leipzigern“ wurden nun „Krimi-Experten“. Offensichtlich stoßen auch Nicht-Leipziger zum erlauchten Kreis der Stammtischmörder hinzu.
Schön finde ich, dass auf der Buchrückseite wieder die einzelnen Autoren mit ihren Krimis aufgelistet sind, so hat man sozusagen ein zusätzliches Inhaltsverzeichnis, ohne dass man im Buch blättern muss.
Sehr gut finde ich, dass sich das Inhaltsverzeichnis vorne im Buch befindet, denn nicht jeder sieht am Ende des Buches nach. Gut gefallen hat mir die Einleitung durch den Herausgeber Hartwig Hochstein. Hier erfährt man etwas über die vorherigen Bände, beispielsweise die bisherigen Gastautoren, aber auch über die Erinnerungen des aktuellen Gastautors an einen spektakulären Fall aus der Wendezeit. Aber auch über die regelmäßigen Treffen des Krimi-Stammtisches im Leipziger Café Waldi wird etwas erzählt.
Nach dem Buchteil mit den Kurzkrimis wird der Gastautor Bernd Merbitz vorgestellt – und das recht umfassend, samt einem Porträtfoto. Es folgt ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem die Mitglieder sich an einem Tisch versammelt haben, auf dem ein weibliches Mordopfer (natürlich lebendig) platziert ist. Übrigens ist auf dem Foto auch Andreas Mannchen vertreten – ich hoffe, dass man im nächsten Band auch einen Krimi von ihm zu lesen bekommt.
Es folgen Autorenporträts der im Buch vertretenen Autoren – schade, dass diese Porträts ohne die entsprechenden Fotos sind, dafür aber mit der Adresse der Internetseiten, falls diese vorhanden sind. Gewünscht hätte ich mir, dass hier nochmals kurz der Titel der Geschichte vermerkt ist, so muss man eventuell eben kurz nachsehen. Eine Alternative wäre übrigens gewesen, das Autorenporträt direkt im Anschluss an den jeweiligen Krimi zu setzen – aber das ist letztendlich reine Geschmacksache.
Eigentlich ein Muss: Die beiden Vorgängerbücher werden im Anhang kurz vorgestellt, ebenso einige Bücher der beteiligten Autoren, so dass man, sollte man nun auf den Geschmack gekommen sein, gleich das nächste Buch vormerken kann.
Die 14 Krimis – Inhalt und Kommentare:
DER SCHAL UND DER CLOWN (Frank Kreisler):
Ein Mann vermutet, seine Frau hätte ihn mit einem Maler betrogen...
Mir gefiel diese Geschichte recht gut, es gab für mich einige Überraschungen, wie es in einem Krimi idealerweise der Fall sein sollte.
HÜGEL DER STIEFEL (David Gray):
Eine Frau, die sich gegen einen Mann zur Wehr gesetzt hat, endet am Galgen. Doch das Unrecht darf nicht siegen...
Der Titel klingt schon nach einem Western, und es ist auch eine Geschichte aus dem Wilden Westen. Nein, ich bin absolut keine Leserin dieses Genres, aber mich schreckt das nicht ab. Dieser Krimi konnte mich überzeugen und ich hatte beim Lesen die Handlung regelrecht vor Augen.
DIE TODESNIERE (Jan Flieger):
Ein Mann verliebt sich in eine todkranke Frau. Um ihr Leben zu retten, spendet er ihr eine seiner Nieren. Doch dann verlässt ihn seine große Liebe...
Eine große Überraschung war dieser Krimi für mich zwar nicht, dennoch fühlte ich mich gut unterhalten – und das zählt letztendlich.
KEINE ZUGABE (Birgitta Hennig):
Das Spiel mit dem Feuer kostet einer Frau das Leben. Doch wer hat die Frau ermordet, die sich für Liebesdienste stets großzügig bezahlen ließ?...
Auch wenn mir dieser recht umfangreiche Kurzkrimi ziemlich gut gefiel, hatte er meiner Meinung nach doch an der ein oder anderen Stelle etwas gekürzt werden dürfen, doch dies ist sicherlich eine Sache des persönlichen Geschmacks. Aber mein Mitleid mit dem Opfer hielt sich doch sehr in Grenzen – Geldgier zahlt sich eben nicht immer aus.
MAX UND MORITZ (Hartwig Hochstein):
Zwei Freunde, die die Chance erhalten, als Fußballspieler Karriere zu machen. Doch nur einer kann als Sieger hervorgehen. Da will man als Opa nicht untätig sein und den eigenen Enkel fördern...
Die Geschichte von Hartwig Hochstein (übrigens der Herausgeber dieser Anthologie) konnte mich voll und ganz überzeugen. Hier stimmte einfach alles – angefangen vom Schreibstil, über die unterhaltsame, kurzweilige Handlung, bis hin zu den kleinen Andeutungen, indem die Namen aus Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ verwendet wurden. Außer Max und Moritz wirkten auch noch ein Fritze mit, sowie ein Herr Müller. Ein Schmunzeln konnte ich mir an der ein oder anderen Stelle jedenfalls nicht verkneifen.
SPURLOS VERSCHWUNDEN (Bernd Merbitz):
Juni 2014 – Ein Ermittler besucht ein Konzert von Udo Lindenberg. Beim Anblick eines Banners werden alte Erinnerungen wach. Vor 23 Jahren verschwand ein junger Mann spurlos, nachdem er sich im Westen ein neues Leben aufgebaut hatte...
Bernd Merbitz, der Gastautor in diesem Band, ist der Polizeipräsident von Leipzig. Seine Geschichte beruht auf einen echten Fall – vielleicht gerade deshalb liest sich die Handlung teilweise wie ein Protokoll, aber dadurch wirkt dieser Krimi auch besonders authentisch. Schriftstellerisch ist dieser Krimi nicht ganz ausgereift, was ich aber vollkommen in Ordnung finde, schließlich ist der Verfasser kein Autor im herkömmlichen Sinne. Interessant fand ich hier den Einblick in den Alltag eines Kommissars. Und es wird deutlich - so mancher Fall lässt einen Ermittler auch nach langer Zeit nicht ganz los.
MARLENE UND MARION (Traude Engelmann):
Eine Frau wird des Mordes an ihrer Zwillingsschwester verdächtigt. Zuvor hatten ihre Schwester und ihr Schwager durch ihre Schuld viel Geld verloren...
Eine sehr unterhaltsame Handlung, die mir gut gefiel, denn alles kam ganz anders, als ich es vermutet hatte. Lediglich an einigen Stellen erschien mir die Handlung etwas unglaubwürdig, aber meiner Lesefreude tat das dennoch keinen Abbruch.
PHÖNIX DEINER ASCHE (Mandy Kämpf):
Zwei Frauen, die während der Schulzeit Freundinnen waren (mehr oder weniger), führen zwei sehr unterschiedliche Leben. Während die eine als Tattoo-Modell arbeitet, verdient die andere sich ihr Geld als Verkäuferin. Doch nun möchte auch die „ewige Verliererin“ endlich mal Erfolg haben und schmiedet einen verhängnisvollen Plan...
Dieser Krimi ist in diesem Buch einer meiner Lieblinge, obwohl mich der Verlauf der Handlung nicht besonders überrascht hat. Die erfolgreiche Frau, die ein echtes Glückskind ist, und die Loserin, die die ewige Zweite ist – da kommt natürlich Neid auf. Und man würde ihr durchaus auch mal etwas Glück im Leben gönnen.
KLASSENTREFFEN (Christian Barz):
Zwanzig Jahre nach Ende der Schulzeit treffen die ehemaligen Mitschüler bei einem Klassentreffen aufeinander. Doch leider können nicht mehr alle Klassenkameraden anwesend sein, dafür aber zwei Lehrer. Alte Erinnerungen werden wach...
Ja, bei diesem Krimi gab es für mich einige Überraschungen. Gekonnt führte der Autor mich an der Nase herum. Die Handlung war mitunter recht gruselig, da musste man beim ein oder anderen Mal schwer schlucken.
ZUR ENDSTATION (Matthias Seydewitz):
Der Ex-Mann, der seiner geschiedenen Frau noch immer hinterhertrauert, beobachtet eine Auseinandersetzung zwischen ihr und ihrem neuen Freund – am Ende ist einer von ihnen tot...
Auch wenn diese Geschichte nicht unbedingt zu meinen Lieblingen zählt, so fand ich sie dennoch nicht schlecht.
MASKERADE (Anne Mehlhorn):
Ein Enkel, das schwarze Schaf der Familie, soll sich um die pflegebedürftige Oma kümmern, als die aus der Psychiatrie entlassen wird. Doch das Verhältnis zwischen der Großmutter und dem jungen Mann ist alles andere als herzlich. Aber dafür verfügt die Oma über ein beträchtliches Vermögen...
Bei diesem Krimi konnte mich das Gesamtpaket überzeugen – die kurzweilige Handlung, die Charaktere, sowie der flüssige Schreibstil der Autorin. Ich fühlte mich auf alle Fälle wunderbar unterhalten.
KILLER AUF SENDUNG (Joachim Anlauf):
Eine sächsische Version von „Big Brother“ läuft im Fernsehen. Im Haus befindet sich auch ein Bewohner, der den Aufenthalt hinter „schwedischen Gardinen“ gegen das Leben im Container eingetauscht hat. Und ein Ermittler, getarnt mit Perücke, hat sich ebenfalls unter die Bewohner gemischt, denn es gilt einen alten Kriminalfall aufzuklären...
Prominente Besetzung in einem Krimi: Die sächsische Dschungelkönigin, Sachsen-Paule und Daniela Katzenberger wurden in die Handlung eingebaut, wenn auch größtenteils nur namentlich erwähnt. Polizeihauptkommissar Peter „Pfeffi“ Richter wird von seinem Vorgesetzten Kriminalhauptkommissar Carlo „Kater“ Hoffmann zum Leben im Container verdonnert, weil er mal wieder einen Auftrag vermasselt hat. Ich war gespannt, ob alles glatt laufen würde, hätte mir jedoch gewünscht, dass der Schluss etwas besser ausgearbeitet gewesen wäre.
PARTNER (Stefan B. Meyer):
Die Vertreter verschiedener Gemeinden treffen sich – vom Bio-Bauern bis hin zum Lehrer ist alles vertreten. Abends fließt dann auf einer Kneipentour reichlich Alkohol, und es gibt ein böses Erwachen...
Schade, obwohl ich normalerweise Geschichten mit einem solchen Aufbau mag, fand ich diesmal leider dennoch keinen Zugang zur Handlung.
LADY IN BLACK (Andreas M. Sturm):
Reiseleiterin Christine ist der Verzweiflung nahe, denn ein Reisender ist nicht zur verabredeten Abfahrtszeit am Treffpunkt. Schließlich fährt der Bus ohne den jungen Mann ab. Doch die Reiseleiterin findet keine Ruhe und will herausfinden, was sich während des Aufenthalts zugetragen hat, und so fragt sie bei den Mitreisenden nach...
Meine Geduld wurde hier auf eine harte Probe gestellt. Auf den Kurzkrimi von Andreas M. Sturm hatte ich mich (mal wieder) ganz besonders gefreut. Doch das Warten hat sich gelohnt. Mit seiner LADY IN BLACK setzte er als Dessert dem Krimi-Menü des Stammtisches das Sahnehäubchen auf. Wieder einmal konnte mich der flüssige Schreibstil und die lebendige Handlung voll und ganz überzeugen. Ein angemessener Abschluss des Buches.
Fazit:
Es ist sicherlich immer ein großes Risiko, ein Buch mit Anthologien zu veröffentlichen. Unwahrscheinlich, dass der Leser jede einzelne Geschichte toll findet. Leider ergeht es auch mir in den meisten Fällen so. Aber ich habe unter den Stammtischmördern (ich nenne die Autoren mal so) meine absoluten Lieblingsautoren, auf die ich mich bislang verlassen konnte.
Es ist eine bunte Mischung verschiedener Schreibstile, der unterschiedlichsten Handlungen, verschiedener Zeitepochen – kurzum, für jeden Leser werden „seine“ Geschichten vorhanden sein, und bekanntlich sind Geschmäcker ja verschieden. Von „Wer andern eine Grube gräbt...“ bis „Wer zuletzt lacht, lacht am Besten“, vom Krimi mit einem Schuss Schwarzem Humor, bis hin zum Krimi mit Gänsehauteffekt, ist hier alles vertreten.
Es tut mir immer leid, wenn ein Krimi mir nicht, oder weniger zusagt, aber dafür finden vielleicht gerade die anderen Leser gerade diesen Krimi besonders toll. Wer also gerne mal zwischendurch einen (oder auch mehrere) Kurzkrimis liest, dem möchte ich diese Krimi-Anthologie ans Herz legen. Von mir erhält dieses Buch 4 Sterne.